Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
alles durchs Fenster gesehen!«, stieß er atemlos hervor, sowie er bei uns war. »Ich bin die Treppe hinuntergerannt! Dutch, hat er dich verletzt?« Sein Blick bekam etwas Panisches, während er meinen Freund nach Verletzungen absuchte.
»Ah ... ich hab nichts abgekriegt, T., es war Abby, die ...«
»Du könntest tot sein!«, keuchte er. »Hättest du die Krücke nicht gehabt, hätte er dich wahrscheinlich umgebracht!«
Ach, daher waren die dumpfen Schläge gekommen. »Wirklich, T.J., mir geht es gut«, sagte Dutch und wurde verlegen, als ein paar Studenten stehen blieben, um den Tumult zu beobachten. »Es ist Abby, um die ich mir ...«
»Nicht auszudenken, wenn ich dich verloren hätte!«, sagte T. J., warf sich Dutch an den Hals und umklammerte ihn.
Über dessen Schulter hinweg fing Dutch meinen Blick auf, und obwohl mir einiges wehtat, konnte ich mir nicht verkneifen, breit grinsend ein stummes »Hab‘s dir ja gesagt« anzudeuten.
Wir meldeten den Vorfall der Campuspolizei, und vierzig Minuten später waren wir auf dem Heimweg. Das Thema T. J. vermieden wir. Ich war sicher, dass Dutch nicht darüber reden wollte.
Eine Weile sprachen wir über unwichtige Dinge, bis Dutch schließlich sagte: »Weißt du, was komisch ist?«
»Was?«, fragte ich.
»Warum hat er dir nicht die Handtasche weggerissen, sondern wollte die Holzschachtel haben?«
Ich sah kurz zu ihm rüber und dachte zum ersten Mal darüber nach. Der Überfall hatte mich so überrascht, dass mir diese Frage noch gar nicht gekommen war. »Vielleicht weil ich den Taschenriemen quer über der Schulter hatte. Es wäre viel schwieriger gewesen, mir die wegzureißen. Das Kästchen hatte ich dagegen in der Hand.«
»Warum hat er überhaupt dich angegriffen?«, fragte Dutch weiter.
»Wie meinst du das?«
»Auf dem Campus laufen viel leichtere Opfer herum, Abby. Überall sind Frauen mit Handtaschen oder Rucksäcken. Du hältst bloß ein Holzkästchen in der Hand. Wieso war das so reizvoll?«
Ich überlegte eine Minute. »Es sieht aus wie eine Schmuckschatulle. Das war jedenfalls mein erster Gedanke, als ich es sah.«
»Der Kerl konnte uns gar nicht lange genug sehen, um abzuschätzen, was für ein Kästchen du da trägst, Edgar. Wir waren ja gerade erst aus dem Gebäude gekommen.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Dass er wusste, was du bei dir hast, und es an sich bringen wollte.«
»Du meinst, er ist uns zur Uni gefolgt?«, fragte ich und sah unwillkürlich in den Rückspiegel.
»Darauf würde ich wetten.«
»Aber wer wusste denn, dass ich ... oh Mist!«, rief ich aus und schlug mir an die Stirn.
»Ja, das denke ich auch.«
»Aber, Dutch, das passt überhaupt nicht zu der Ausstrahlung, die ich bei James spüre. Wirklich, ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas damit zu tun hat.«
»Außer ihm wusste nur Dave von dem Kästchen, und ich bezweifle, dass er der Angreifer war.«
»Meinst du, es war derselbe, der auch bei mir eingebrochen ist?« Mir lief es eiskalt über den Rücken.
»Meinst du es denn?«
Meine Intuition pflichtete mir bei. »Ja, ich glaube, es war derselbe. Was aber nicht notwendig auf James hinweist. Jeder konnte Dave und mich dabei beobachten, wie wir in das Haus gingen und mit einem Holzkästchen wieder rauskamen.«
»Wer hätte denn überhaupt wissen können, dass es existiert, Abby?«
Frustriert runzelte ich die Stirn. Ich hörte wohl, was er sagte, aber es leuchtete mir nicht ein. Ich wusste intuitiv, dass James ein guter Kerl war und es nicht getan hatte.
Meinen Freund hielt das jedoch nicht davon ab, sein Handy zu zücken und einen raschen Anruf zu tätigen. »Hallo Milo, ich bin s. Hör zu, du musst diesen James Carlier für mich überprüfen. Ich weiß nicht, wo er wohnt, aber er hat das Juweliergeschäft in Birmingham, wo ich den Schmuck für Abby gekauft habe. Erinnerst du dich? Gut. Ruf mich an, wenn du etwas hast.« Damit legte er auf.
»Du hast Milo mitgenommen, um mein Geburtstagsgeschenk auszusuchen?«
»Hast du Noelles Schmuck mal gesehen?«, antwortete er. »Milo kennt sich mit Klunkern aus, kann ich dir sagen.«
Ich lächelte betrübt. Dutch gab heute ziemlich viele Geheimnisse preis.
Am Abend lag ich in seinen Armen, und sein gleichmäßiger Atem sagte mir, dass er vor mir im Traumland angekommen war, als das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Hastig riss ich es an mich, damit er nicht aufwachte.
»Hallo?«, flüsterte ich.
»Abby?«, fragte eine vertraute Stimme.
»Ach, Milo, tut mir
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