Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Befehl des Gouverneurs festnehmen und hinter Schloss und Riegel bringen. Die Offiziere des New South Wales Corps, die sich für die einzig rechtmäßigen Herren der Kolonie hielten, waren von dieser Maßnahme empört und gedachten nicht, die Einkerkerung ihres so geschätzten Anführers tatenlos hinzunehmen.
    Und dann kam der 26. Januar 1808. Seit der Gründung der Sträflingskolonie waren auf den Tag genau zwanzig Jahre vergangen. Ein denkwürdiger Tag, der jedoch durch ein anderes Ereignis Eingang in die Annalen der Geschichte finden sollte: Es war der Tag der Rum-Rebellion.
     

Zwanzigstes Kapitel
     
    Es war ein heißer klarer Tag wie tausend andere zuvor, und doch war dieser 26. Januar kein gewöhnlicher Tag. Das spürte Abby schon vom ersten Augenblick des Aufstehens an.
    Warum das so war, vermochte sie nicht zu sagen. Möglich, dass es mit Melvins Unruhe zu tun hatte, die ihn schon früh aus dem Haus trieb und sie angesteckt haben konnte.
    »Ihr bleibt den Straßen heute besser fern!«, trug Melvin ihr auf, bevor er die Tür hinter sich zuzog. »Die Verhandlung gegen Macarthur soll um zehn weitergehen, und es ist damit zu rechnen, dass seine Komplizen keine Unkosten scheuen werden, um den Pöbel mit kostenlosem Rum für ihre Zwecke einzuspannen. Sydneys Straßen sind heute kaum ein sicherer Ort für harmlose Spaziergänge.«
    »Passen Sie bloß auf sich auf, Mister Chandler!«
    Er war blass vor Aufregung, doch in seinen Augen leuchtete es, und ein zuversichtliches Lächeln teilte seine Lippen. »Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen, oder hast du vergessen, wie gut ich mich mit dem Gouverneur stehe? Nein, heute geht es John Macarthur an den Kragen. Endlich ist der Tag gekommen, an dem dieser Schurke seine gerechte Strafe erhält! Und ich werde mir von diesem Spektakel nicht einen Moment entgehen lassen!«
    Abby verstand nicht viel von Politik und den komplizierten Machtkämpfen in der Kolonie, doch sie hatte genug zu hören bekommen, um sich ein gesundes Misstrauen zu bewahren, was den Ausgang des Prozesses anging.
    Sarah hatte für das Ausgehverbot ihres großen Bruders wenig Verständnis übrig. »Wegen eines blöden Gerichtes sollen wir uns nicht vor die Tür wagen?«, nörgelte sie. »Das ist doch lächerlich, Abby! Melvin hat sich bloß wichtig machen wollen. Komm, spazieren wir zum Hafen hinunter!«
    Abby blieb hart, egal was Sarah auch versuchte, und Sarah konnte sehr erfinderisch sein, wenn es darum ging, jemanden zu etwas zu überreden. Schließlich fand sie sich aber damit ab, dass sie an diesem Tag nicht aus dem Haus gehen würden.
    Abby beschäftigte Sarah und sich selbst, so gut es ging, und es gab Stunden, da vergaß sie völlig, dass sich in Sydney ein Machtkampf abspielte, dessen Ausgang für alle Bewohner der Kolonie von folgenschwerer Bedeutung sein würde.
    Der Vormittag verstrich, dann der Mittag, ohne dass Melvin von sich hören ließ. Und als er sich auch am Nachmittag nicht bei ihnen blicken ließ, begann sie sich ernstlich zu sorgen. Immer wieder trat sie ans Fenster und blickte hinaus, und ihr war, als wären mehr Menschen als gewöhnlich auf den Straßen.
    Später dann hörten sie rhythmischen Trommelschlag, scharfe Kommandos und den Klang vieler Stiefel im Gleichschritt, dazu lautes Gejohle.
    »Was ist das?«, fragte Sarah und drängte sich neben ihr ans Fenster.
    »Soldaten!« Abby flüsterte, ohne es zu merken, und ein Schauer lief ihr über die Arme. Irgendetwas war passiert!
    Denn die Soldaten hatten den Weg zur Residenz des Gouverneurs eingeschlagen. »Viele Soldaten. Komm vom Fenster weg.«
    Abbys Besorgnis sprang nun auch auf Sarah über. »Warum kommt Melvin nicht nach Hause?«
    Abby legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie vom Fenster weg. »Er wird bestimmt bald kommen.« Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, doch es fiel ihr schwer. Sie ahnte, dass etwas vorgefallen war, womit Melvin und viele andere nicht gerechnet hatten.
    Die Dunkelheit senkte sich über Sydney und noch immer kein Lebenszeichen von Melvin. Wo blieb er nur? Was war geschehen? Warum waren die Soldaten zur Residenz des Gouverneurs gezogen?
    Das Warten zerrte an Abbys Nerven. Sie musste alle ihre Willenskraft aufwenden, um ihre Sorge vor Sarah zu verheimlichen. Sie brachte sie schließlich zu Bett, las ihr noch mit Mühe eine heitere Geschichte vor und ging dann in die Wohnstube hinunter. Sie löschte das Licht und stellte sich ans Fenster. Unten am Hafen und drüben auf der anderen Seite

Weitere Kostenlose Bücher