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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht?
    Steht sie irgendwie in deiner Schuld?«
    Megans Gesicht nahm einen verschlossenen Zug an. Und fast feindselig antwortete sie: »Man könnte es so nennen. Aber frag nicht weiter. Ich werde es dir nicht sagen. Dafür habe ich meine guten Gründe.«
    »Natürlich. Wenn du meinst … Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein«, murmelte Abby verwirrt über Megans plötzlichen Stimmungsumschwung. »Ich dachte nur …«
    »Manchmal sollte man seine Gedanken für sich behalten«, unterbrach Megan sie. »Wie zum Beispiel vorhin. Du hättest dir damit eine Menge Ärger und schlaflose Nächte ersparen können.«
    »Aber es ist geschehen!«, erwiderte Abby trotzig.
    Megan lächelte traurig. »Ja, und du wirst dafür bezahlen müssen – wie für alles im Leben, was du falsch machst«, sagte sie und ging davon.

Zwölftes Kapitel
     
    Abby wusste zuerst nicht, was sie geweckt hatte. Sie vernahm lautes Schnarchen und schweres Atmen, als sie zu sich kam und die Augen öffnete. Ein schwacher Lichtschimmer drang von irgendwo jenseits der Bettreihen, die wie ein endloses Labyrinth von Pfosten und Brettern ihr Blickfeld füllten.
    Sie drehte den Kopf zur Seite, und ein Schmerz, der wie Feuer brannte, jagte augenblicklich von ihrem Nacken aus in die Schulter. Sie wusste nun, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete sie sich auf und sah sich benommen um. Sie befand sich nicht in ihrer Koje, sondern saß auf den harten Planken neben Rachels Pritsche. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder erinnerte. Sie hatte noch lange bei Rachel gesessen, nachdem die meisten Sträflinge sich schon längst schlafen gelegt hatten, ihr zu trinken gegeben und ihr immer wieder das fieberheiße Gesicht abgewaschen. Cleo hatte mit bösem Blick zu ihr hinübergestarrt, jedoch kein Wort gesagt. Das war auch nicht nötig gewesen. Der Hass in ihren Augen war beredter gewesen als tausend Worte.
    Schließlich hatte sie noch einmal ausgespuckt und ihr den Rücken zugekehrt.
    Abby erinnerte sich noch dunkel daran, wie sie gegen die aufsteigende Müdigkeit angekämpft und mit Mühe die Augen aufgehalten hatte. Dann war sie doch eingeschlafen, einfach hier auf den eisenharten Planken.
    Plötzlich schoss ihr durch den Kopf, was Cleo über Rachel gesagt hatte. Dass sie morgen wohl schon tot sein würde. Sie ignorierte den Schmerz, den ihr Nacken aussandte, und wandte sich ihrer Freundin zu, beugte sich über sie. Sie war nicht tot.
    Sie atmete. Doch es war der Atem einer Kranken, die mit dem Tode rang: flach, schnell und unregelmäßig.
    »Rachel?«, flüsterte sie und legte ihr die Hand auf die Stirn.
    Fast hätte sie sie erschrocken zurückgezogen, wie man von einer glutheißen Herdplatte zurückzuckt. Schweiß bedeckte längst nicht mehr nur das Gesicht ihrer Freundin, sondern tränkte ihre ganze Kleidung.
    Das Herz zog sich ihr vor Angst zusammen. »Rachel! Bitte, sag doch was!«, flüsterte sie ihr flehend ins Ohr. Doch sie erhielt keine Antwort. Sie tastete nach den beiden Blechgefäßen, die sie unter Rachels Bett gestellt hatte. In dem einen hatte sie Wasser, in dem anderen den Rest von ihrer Suppe. Diese zweite Schüssel war jetzt leer. Cleo hatte sich darüber hergemacht, nachdem sie eingeschlafen war! Davon war sie fest überzeugt. Aber im Augenblick war das nebensächlich, essen würde Rachel jetzt noch nichts.
    Ein Brett knarrte. Jemand rutschte über ihr vom Brettergestell. Es war Megan. Sie strich sich ihr rotblondes Haar aus dem müden Gesicht, gähnte unterdrückt und rieb sich die Augen. Es musste noch früh am Morgen sein, den wenigen schwachen Geräuschen nach zu urteilen, die vom Oberdeck zu ihnen herunterdrangen. Nur das Knarren von Spanten, Masten und Planken war Tag und Nacht allgegenwärtig.
    Megan kauerte sich neben ihr hin, warf einen Blick auf Rachel und schüttelte den Kopf. »Mach dir keine großen Hoffnungen mehr, dass sie es übersteht, Abby.«
    »Wie kannst du so etwas sagen!« Aufgebracht funkelte sie Megan an.
    »Weil ich Augen im Kopf habe und es die Wahrheit ist«, erwiderte Megan ruhig. »Ich will dir wirklich nicht wehtun, aber so liegen die Dinge nun mal. Diese Stunden im Regen vorgestern waren einfach zu viel für sie. Sie muss schrecklich hohes Fieber haben und dagegen kann man nicht viel tun.«
    »Aber irgendetwas muss man doch tun können.« Dass Rachel nicht mehr zu helfen war, wollte sie auf keinen Fall akzeptieren.
    Megan hob die Hände in einer hilflosen Geste und sah

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