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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr schon auf der Zunge gelegen hatte.
    »Und krepieren wird sie doch!«, schleuderte Cleo ihr noch einmal hasserfüllt entgegen, weil sie sonst nichts zu sagen wusste. Dann stieß sie eine junge Frau, die den Weg zum Mittelgang hin versperrte, zur Seite und entfernte sich in Richtung Gittertür.
    Nun kam wieder Leben und Bewegung in die Sträflinge und es wurde aufgeregt getuschelt. So manch anerkennender, respektvoller Blick traf Abby, weil sie vielen aus dem Herzen gesprochen und Mut gezeigt hatte. Doch es gab auch einige, die fast mitleidig zu ihr hinüberschauten. Das waren diejenigen, die Cleo näher kannten.
    »Das war unvernünftig von dir«, sagte Megan leise zu ihr, als sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zuwandte.
    »Ach, was«, sagte Abby, noch immer aufgebracht. »Ich bin noch nie in meinem Leben vernünftiger gewesen! Irgendjemand musste es ihr ja wohl sagen, oder?«
    »Darum geht es gar nicht.«
    »So?, Worum denn?«
    »Kennst du Cleo Murdoch?«, fragte Megan.
    »Nein. Aber was hätte das geändert?«
    Megan lachte grimmig auf. »Eine ganze Menge. Na ja, vielleicht auch nicht«, räumte sie im nächsten Atemzug ein. »Du bist nicht so wie die anderen.«
    »Und wie sind die anderen?«, wollte Abby wissen.
    »Leicht einzuschüchtern und darauf bedacht, sich unter keinen Umständen mit jemand von Cleos Sorte anzulegen«, erklärte Megan. »Sie hat sich nämlich den Ruf erworben, noch gemeiner und rücksichtsloser als die Wärter zu sein, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht. Und den sieht sie überall. Es genügt schon, dass ihr jemand widerspricht, um sie handgreiflich werden zu lassen. Und ich sag dir, sie kann zuschlagen wie ein Mann. Hast du dir mal ihre Hände angesehen? Das sind Pranken wie bei einem Hafenarbeiter. Und was noch schlimmer ist: sie weiß sie auch wie so einer zu gebrauchen!«
    »Du scheinst sie gut zu kennen«, stellte Abby fest und bemühte sich um einen gelassenen Tonfall, obwohl sie insgeheim doch beunruhigt war. Wie Recht sie auch gehabt hatte, es war unüberlegt gewesen, was sie da getan hatte. Dennoch, sie bereute es nicht. »Hast du mit ihr in Newgate eingesessen?«
    Megan schüttelte den Kopf. »Cleo kommt von den Hulks.«
    »Hulks?« Abby runzelte die Stirn. Sie hatte die Bezeichnung zwar schon gehört, wusste jedoch nichts damit anzufangen.
    »Ja. Das sind die schwimmenden Gefängnisse. Meist ehemalige Kriegsschiffe, bei denen Reparaturen nicht mehr lohnen.
    Die abgetakelten, ausgemusterten Schiffe liegen an der Themse im stinkenden Uferschlamm und verrotten dort langsam. Die Fäulnis kriecht durch die Wracks wie ein Pesthauch und macht auch vor den Gefangenen nicht halt. Hier in Portsmouth habe ich auch welche gesehen. Es sind auf jeden Fall die schlimmsten Gefängnisse, die du dir vorstellen kannst.«
    »Schlimmer als Newgate?«
    Megan zuckte mit den Achseln. »Mag sein, dass man sich darüber streiten kann. Aber sicher ist, dass sie elende Löcher sind. Wer nicht mindestens oben im Zwischendeck einquartiert ist, wo es Luken gibt, sondern unten im Rumpf unterhalb der Wasserlinie, gehört zu den Elendsten, die man sich nur vorstellen kann«, berichtete Megan mit Schaudern in der Stimme.
    »Wer einmal dort unten angekettet liegt, sieht das Tageslicht nur wieder, wenn seine Leiche von Bord geschafft wird.«
    »Du … du warst dort unten in so einer Hulk?«, fragte Abby zögernd.
    »Ja, und ich wäre verreckt wie die anderen, wenn das Schiff im April nicht ganz abgesoffen wäre. Es war so morsch, dass man an manchen Stellen den Finger tief ins Holz bohren konnte. Ich hatte Glück, bei der Verlegung zu den wenigen zu gehören, die auf den anderen Hulks keinen Platz mehr fanden und deshalb nach Newgate gebracht wurden.«
    Abby hätte zu gern gewusst, wofür dieses irische Mädchen mit den dunklen Augen, das sich ihren Glauben trotz allem bewahrt hatte, verurteilt worden war. Doch sie hatte kein Recht, sie das zu fragen. Sie würde es ihr aus freien Stücken erzählen, wenn ihr der Sinn danach stand. Tat sie es nicht, war es auch gut.
    »Aber Cleo kam nicht nach Newgate«, sagte Abby, damit Megan weiter erzählte.
    »Nein. Aber Frauen wie Cleo geht es auch auf den Hulks nicht so schlecht«, fuhr Megan bereitwillig fort. »Sie hatte oben im Zwischendeck einen recht trockenen, warmen Platz und brauchte auch kein Eisen zu tragen. Und sie hatte auch besseres Essen als die gewöhnlichen Gefangenen, gelegentlich sogar Branntwein.«
    »Hat sie denn Geld?«, fragte

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