Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sie ihre Stimme hob, fuhr er erschrocken zusammen. Er riss die Augen auf und sprang vom Hocker, als wäre er bei etwas Verbotenem überrascht worden.
    Dann bemerkte er Abby an der Gittertür, und der Schreck in seinen Augen wich einem Ausdruck der Erleichterung. Offenbar hatte er im ersten Moment gedacht, sein Vorgesetzter hätte ihn schlafend auf seinem Wachposten ertappt. Doch seine Erleichterung verwandelte sich sofort in Verärgerung.
    »Tu das ja nicht noch mal!«, herrschte er sie an. »Oder du lernst mich kennen.«
    »Entschuldigen Sie vielmals, Sir. Ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken, Sir. Es tut mir Leid«, sagte Abby unterwürfig. »Aber Sie müssen mir helfen, bitte!«
    »Ich und helfen?«, brummte Charles Dawson gereizt. »Du hast wohl schlecht geträumt, was?«
    »Nein, Sir. Ich brauche dringend einen Arzt! Es geht auf Leben und Tod!«
    »Wozu brauchst du einen Arzt. Du siehst doch wie das blühende Leben aus!«
    »Nicht für mich, für meine Freundin! Sie hat hohes Fieber und wird sterben, wenn sie keine Medizin bekommt!«
    Charles Dawson fuhr sich über den zerzausten Bart, furchte die Stirn und erinnerte sich wieder an sie. »Ach ja, du warst die mit den beiden Schüsseln. Tut mir Leid, aber ich fürchte, ich kann nichts für dich tun. Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich den Krankenpfleger oder Laufburschen spiele. Ich hab Wachdienst und kann nicht weg. Außerdem glaube ich nicht, dass der Schiffsarzt zu dieser Stunde allzu gnädig gestimmt sein wird, wenn ich seine Nachtruhe unterbreche. Der hat den Schlaf verdammt nötig, nach all dem Port, den er gestern mit den Offizieren in sich hineingekippt hat«, sagte er ein wenig missgünstig. »Vielleicht führt er morgen seinen ersten Inspektionsgang durch eure Quartiere durch. Du wirst dich also schon noch was gedulden müssen.«
    »Aber dann kann es für Rachel schon zu spät sein! Er muss jetzt kommen. Bitte holen Sie ihn, Sir! Ich bin auch bereit, Sie dafür zu bezahlen!«
    Charles Dawson hob überrascht die Augenbrauen. »Hast du bezahlen gesagt?«
    »Ja.«
    »Du hast Geld?«, fragte er und lehnte sich vor. Er schien schlagartig hellwach zu sein, und seine Stimme hatte jegliche Trägheit verloren. Er roch sein erstes gutes Geschäft auf diesem Transport.
    »Ja, ein wenig«, antwortete Abby ausweichend.
    Er trat zu ihr ans Gitter. »Schau an, du hast also tatsächlich hübsche, harte Münzen?«, vergewisserte er sich noch einmal, als konnte er es noch immer nicht so recht glauben, dass ausgerechnet ein Mädchen wie sie noch Geld besitzen sollte.
    »Ja.«
    Sein Lächeln wurde nun regelrecht freundlich. »Nun, das ist natürlich was anderes. Kann schon sein, dass ich etwas für deine Freundin tun kann. Und wenn ich es recht bedenke, stehe ich mich mit Mister Mortimer Cranston, dem Arzt, gut genug, um es wagen zu können, ihn aus den warmen Federn zu holen.
    Aber es muss sich schon für mich lohnen, du verstehst, nicht wahr? Ich würde es ja kostenlos tun, wenn ich es mir leisten könnte, das kannst du mir glauben. Aber immerhin riskiere ich meine Stellung, wenn ich unerlaubt meinen Wachposten verlasse, um diesen Knochenflicker aus seinem Portrausch zu holen. Also, wie viel willst du dafür springen lassen?«
    »Sixpence?«, fragte Abby unsicher.
    Der Wärter verzog geringschätzig das Gesicht. »Ein Sixpence bringt mich noch nicht mal an Deck, Kind. Da musst du schon noch eines zulegen.«
    »Ich gebe Ihnen zwei Sixpence. Das muss aber reichen!«
    Er schüttelte scheinbar betrübt den Kopf. »Mir wäre es ja mehr als genug. Mein Ehrenwort. Aber ich fürchte, das reicht noch immer nicht. Du darfst nämlich nicht vergessen, dass ich der Wache da oben auch was in die Hand drücken muss, damit mein kleiner Ausflug nicht an Sam Harrows große Ohren dringt. Und diese Brüder lassen sich nicht mit Almosen abspeisen. Die nehmen es von den Lebendigen. Mir wird selbst nicht viel bleiben«, lamentierte er scheinheilig. »Aber das werde ich verschmerzen, wenn deiner Freundin nur geholfen werden kann.«
    Sie einigten sich schließlich auf einen Shilling und drei Pennys, und das war mehr als die Hälfte von dem, was Frederick ihr nach und nach zugesteckt hatte. Ein horrender Preis, doch sie musste sich den unverschämten Forderungen des Wärters beugen.
    »Also gut, einen Shilling und drei Pennys«, stimmte sie mit einem schweren Seufzer zu.
    »Dann gib her!« Charles Dawson streckte ihr die Hand hin, ein gieriges Leuchten in den Augen.
    Sie legte ihm ein

Weitere Kostenlose Bücher