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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sixpence-Stück in die raue Handfläche.
    »Den Rest erhalten Sie, wenn der Arzt erschienen ist!«, sagte sie und ließ sich davon auch nicht abbringen, als der Wärter die gesamte Summe im Voraus verlangte. Das war ihr einziges Druckmittel, um sicherzugehen, dass er sein Wort auch hielt.
    »Auch noch misstrauisch«, brummte Charles Dawson ungehalten, zuckte dann aber mit den Schultern. »Aber meinetwegen, den Rest hole ich mir nachher ab. Sei bloß froh, dass du an eine so vertrauensvolle, gutmütige Seele wie mich geraten bist.
    Aber versuch ja nicht mich übers Ohr hauen zu wollen. Denn dann sorge ich dafür, dass du in Eisen gelegt wirst und unten in der stinkenden Bilge verrottest!«
    »Sie bekommen Ihr Geld. Doch gehen Sie jetzt!«, drängte Abby.
    »Ja, ja«, brummte Charles Dawson und stiefelte den Niedergang hoch.
    Mit wachsender Sorge und Unruhe ging Abby vor dem Gitter auf und ab, während sie darauf wartete, dass der Wärter mit dem Arzt zurückkehrte. Wo blieben sie nur? Jede Minute konnte darüber entscheiden, ob Rachel starb oder am Leben blieb. Warum dauerte es nur so lange? War Charles an Deck aufgehalten worden? Was war, wenn sich der Arzt weigerte, wegen eines fiebernden Sträflings aus dem Bett zu steigen?
    Abby bekam Magenschmerzen vor unerträglicher innerer Anspannung. Dann wurden Stimmen laut. Schwere Stiefel polterten den Niedergang hinunter, gefolgt von irgendwie schlurfenden Schritten.
    Es war der Wärter mit dem Schiffsarzt der Sträflingsflotte.
    Als Abby Mortimer Cranston erblickte, war sie irgendwie enttäuscht. Sie hatte sich den Schiffsarzt anders vorgestellt.
    Er war ein grauhaariger Mann von kleiner Gestalt, der dem Wärter nur bis an die Schultern reichte. Grau war auch der Backenbart, der sein Gesicht umschloss, das nur aus Falten, Runzeln und tiefen Furchen zu bestehen schien. Die Gesichtshaut war stumpf und fahl wie unpoliertes Zinn. Schlaff hingen die Wangen herab und ließen die knöchrige Nase mit dem scharfen Bogen noch kantiger erscheinen, als sie es so schon war. Aus Nasen- und Ohrlöchern wucherten graue Haare so wild und ungepflegt wie über den Augen. Die Brauen sahen aus wie die Borsten einer abgenutzten Bürste. Abgenutzt und eines Schiffsarztes nicht würdig war auch seine Kleidung, mit der er wohl im Bett gelegen hatte, so zerknittert war sie. Er ging leicht gebückt, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, mit dem zögernden Gang eines Mannes, der sich zu jedem Schritt überwinden muss, und trug eine bauchige abgegriffene Stofftasche.
    Sie war mit bunten Blumenmotiven bestickt und hatte Messingverschlüsse, die grün von Patina waren.
    »Nun tritt schon zurück!«, forderte Charles Dawson sie auf.
    Abby war am Gitter stehen geblieben und hatte den Schiffsarzt angestarrt. Bittere Enttäuschung erfasste sie. Dieser alte Mann, dem das gescheiterte Leben und übermäßiger Alkoholgenuss mit jeder Furche ins Gesicht geschrieben stand, dieser alte ungepflegte Mann sollte etwas für Rachel tun können? Er sah noch nicht einmal so aus, als könnte er sich helfen, geschweige denn anderen!
    Abby trat zurück.
    »Wo ist die Kranke?«, fragte Mortimer Cranston. Seine Stimme war genauso schleppend wie sein Gang. Er musterte sie mit einem müden, verschleierten Blick. Sein Atem roch nach Alkohol und seine Kleider nach kaltem Tabak und Schweiß.
    »Auf der linken Seite, vier Reihen hinter der Herdstelle. Das untere Bett«, antwortete Abby.
    »Schön, schön«, murmelte der Arzt. »Geh vor, mein Kind.«
    Abby hasste es, von Männern wie Mister Cranston oder Charles mit »Kind« angesprochen zu werden. Schnell wandte sie sich ab, damit sie nicht die ohnmächtige Wut in ihren Augen entdeckten, und ging vor.
    Megan kletterte nach oben in ihre Koje, als Abby in Begleitung der beiden Männer auftauchte. Abby bemerkte, dass auch Cleo jetzt wach war und sie aus schmalen, missgünstigen Augen anblickte. Ihr verkniffener Mund ließ darauf schließen, wie wenig es ihr passte, den Arzt an Rachels Bett zu sehen.
    Charles Dawson zog Abby in den Mittelgang, während Mortimer Cranston die Kranke untersuchte. »Den Rest … wie versprochen!«, verlangte er. »Also, her mit den Münzen!«
    Abby war geneigt, sie ihm zu verweigern. »Sie haben mich betrogen!«, zischte sie. »Wie soll dieser Mann Rachel helfen können? Vielleicht kann er Brüche schienen und Beine amputieren, aber die wirkliche ärztliche Kunst ist ihm bestimmt so fremd wie mir das Segelsetzen!«
    Der Wärter zuckte nur grinsend

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