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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verlegenheit.
    »Ich bin die Helen, und es reicht, wenn ihr euch meinen Namen merkt, Männer. Neben mir fallen die anderen ja nur ab!«, pries sich die korpulente Frau selber an und erntete diesmal nicht nur Gelächter, sondern auch einige ärgerliche Erwiderungen.
    Die ersten vier Männer erhielten schnell Gesellschaft von anderen Bewerbern, die nun in großer Zahl in den Hof strömten. Abby hatte bei achtundfünfzig zu zählen aufgehört, doch es erschienen noch immer Siedler. Vielen sah man schon auf den ersten Blick an, dass sie nichts weiter zu bieten hatten als ein Leben in einer schäbigen Behausung, so abgerissen kamen sie daher. Andere waren einfach, aber sauber gekleidet und ließen die Vermutung zu, dass ein Leben an ihrer Seite sehr hart, doch wohl nicht ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft sein würde. Männer, die wirklich Sicherheit bieten konnten, gab es so wenige, dass man sie an einer Hand abzählen konnte. Die Mehrzahl der Männer suchte Frauen, die fähig und auch gewillt waren, das harte Leben draußen im Busch, wie sie das Hinterland nannten, mit ihnen zu teilen und von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu schuften, ohne zu klagen. Denn so sehr sich die Männer auch eine Frau als Gefährtin und Mutter ihrer Kinder wünschten, so vorrangig war doch ihre Arbeitskraft.
    Der Heiratsmarkt war bald in vollem Gange. Die zurückhaltenden Frauen standen an den Wänden und warteten darauf, dass sie von den Männern angesprochen wurden, die umhergingen und hier und dort bei jemandem stehen blieben. Die mutigen unter ihnen nahmen die Sache in die eigene Hand, indem sie zielstrebig auf einen Mann zugingen, ihn ansprachen und Fragen stellten.
    Abby hielt sich im Schatten einer Tür und beobachtete das seltsame Schauspiel, das sich vor ihren Augen abspielte.
    Frauen, die sonst gut miteinander auskamen, wurden zu erbitterten Rivalinnen, wenn es um einen Mann ging, der nicht übel aussah und etwas zu bieten hatte. Dann wurden auch Beschimpfungen und gegenseitige Verleumdungen laut.
    Was Abby sehr überraschte, war die Tatsache, dass nicht die Männer es waren, die das Geschehen bestimmten, sondern die Frauen. Sie waren zwar begierig darauf, einen Mann zu bekommen und damit das Sträflingsleben in der Factory ein für alle Mal hinter sich zu lassen. Doch sie waren nicht bereit, sich mit dem Erstbesten einzulassen. Sie wollten nicht vom Regen in die Traufe geraten. Deshalb nahmen sie die Männer regelrecht ins Verhör, ließen sich alles genau beschreiben, um so viel wie möglich über ihr zukünftiges Zuhause und die anfallende Arbeit in Erfahrung zu bringen.
    »Du hast noch nicht mal eine Lehmhütte?«, hörte Abby eine junge Frau sagen, die recht hübsch und auch gesund aussah und deshalb höhere Anforderungen an ihren zukünftigen Mann stellen konnte als andere, die weder den Vorteil der Jugend noch den körperlicher Reize für sich ausnutzen konnten.
    »Ich bin gerade dabei, eine zu bauen!«
    »Ein Mann, der noch im Zelt haust, ist nichts für mich.«
    »Aber es ist ein schönes Stück Land, das ich da habe!«
    »Versuch dein Glück bei einer anderen. Habe nicht vor, in einem Zelt zu hausen. Schon gar nicht da draußen im Busch!«, beschied ihn die Frau.
    Es war genauso, wie Rachel gesagt hatte. Es ging darum, sich zu teuer wie möglich zu verkaufen, und es war abzusehen, dass viele der Männer die Factory wieder so verlassen würden, wie sie gekommen waren – nämlich ohne die erhoffte Frau an ihrer Seite.
    Überrascht war Abby auch, dass Rachel wie verwandelt schien. Sie stand ganz in ihrer Nähe, sodass sie sie gut beobachten und auch mithören konnte, was gesprochen wurde. Von ihrer sonst so selbstsicheren, direkten Art war kaum mehr etwas zu merken. Sie schien regelrecht schüchtern zu sein, was Männer betraf. Abby hatte angenommen, dass sie auf diesen oder jenen viel versprechenden Siedler zugehen würde, wie das einige andere selbstbewusste Frauen taten. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle und wartete geduldig, dass jemand zu ihr trat.
    Die ersten fünf, sechs Bewerber wies sie schon nach kurzem Gespräch ab. Doch dann näherte sich ihr ein Mann, der Anfang dreißig sein mochte. Er war von eher kleiner Statur, hatte aber ein ansprechendes Äußeres und trug ordentliche Kleidung. In seinen Händen hielt er eine Kappe, die er sichtlich nervös hin und her drehte.
    »John Simon ist mein Name«, stellte er sich mit steifer Höflichkeit vor.
    »Rachel Blake«, sagte Rachel.
    »Ich bin kein Mann

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