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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ehevermittler.«
    »Aber woher willst du wissen, ob jemand anständig ist oder nicht?«, wandte Abby ein. »Du hast doch gehört, was die anderen erzählt haben … dass die Männer nämlich lügen und ihre Farm in den schönsten Farben beschreiben, während sie in Wirklichkeit nur eine schäbige Hütte und ein karges Stück Land besitzen.«
    »Wenn ich für irgendetwas ein Auge habe, dann für Männer«, erwiderte Rachel. »Mir macht so schnell keiner was vor. Wir werden sehen. Sag mir lieber, wie es mit dir steht, Abby.«
    »Mit mir?« Abby sah sie verwundert an.
    »Mein Gott, sie ist doch erst fünfzehn!«, sagte Megan.
    »Fünfzehn in England und fünfzehn in New South Wales sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe«, sagte Rachel ungerührt. »Außerdem sieht sie nicht nur zwei Jahre älter aus, sondern sie ist es auch, wenn auch nicht nach normaler Zeitrechnung. Newgate, der Transport, die Überfahrt und das hier, mein Gott, das sind Jahre mehr!«
    »Aber um einen Mann zu nehmen und eine Familie zu gründen, mit allem, was dazugehört …« Megan schüttelte den Kopf.
    Rachel verzog das Gesicht. »In England gibt es genügend blutjunge Mädchen, die gerade erst sechzehn, siebzehn und so unbeleckt von der Welt wie frisch geborene Lämmer sind, die aber dennoch von ihren Eltern verheiratet werden … und zwar mit Männern, die zwanzig, dreißig Jahre älter sind als sie! Also was erzählst du da von jung!«
    Megan hob besänftigend die Hand. »Schon gut, Rachel. Mir brauchst du davon nichts zu erzählen. Ich weiß das alles. Aber was manchen Mädchen von den eigenen Eltern angetan wird, muss Abby doch nicht freiwillig auf sich nehmen.«
    »Sieben Jahre Knochenarbeit und Auspeitschungen mit der neunschwänzigen Peitsche wegen kleinster Vergehen – findest du also besser, ja?«, fragte Rachel gereizt.
    »Streitet euch doch nicht wegen mir!«, griff Abby ein. »Es kommt ja doch nicht dazu. Bestimmt kommt Mister Chandler bald und holt mich auf seine Farm.«
    »Ja, das sagst du dir jeden Morgen aufs Neue«, erwiderte Rachel. »Und was ist, wenn er es sich inzwischen anders überlegt hat und nicht kommt?«
    »Er kommt bestimmt!«
    »Und ich sage dir: Zögere morgen nicht lange, wenn ein freier Siedler dich zu seiner Frau machen will!«, beharrte Rachel auf ihrem Standpunkt. »Du könntest es sonst bitter bereuen, die Chance vertan zu haben. Das Glück kommt nicht zweimal zu unsereins … wenn es sich überhaupt blicken lässt!«
     

Neuntes Kapitel
     
    Es war noch dunkel über Paramatta, als hektische Betriebsamkeit in der Factory ausbrach. Die Frauen hielt es nicht länger in den Betten, obwohl an diesem Tag arbeitsfrei war.
    Jede der heiratswilligen Sträflinge, und das war die überwiegende Mehrzahl, wollte nachher, wenn die Männer in den Innenhof gelassen wurden, so vorteilhaft wie möglich aussehen.
    Ihre Kleider hatten sie noch am Abend zuvor auf dem Hof im Trog gewaschen und in ihren Unterkünften zum Trocknen aufgehängt. Bei der Hitze waren sie im Nu trocken gewesen. Nun wurde genäht und geflickt und die wenigen Bürsten, die sich im Besitz der Sträflinge befanden, machten die Runde.
    Abby hatte sich von dieser allgemeinen Aufregung anstecken lassen und die Gelegenheit wahrgenommen, um auch ihre Kleidung wieder in einen sauberen Zustand zu versetzen. Bei der Hitze und dem Staub war das nicht jeden Tag möglich, und oft waren sie von der Arbeit in den stickigen Werkstätten so ausgelaugt, dass sie nicht mal mehr die Kraft aufbrachten, ihre Kleider durch den Trog zu ziehen.
    »Du hättest auch dein Haar waschen sollen«, sagte Rachel vorwurfsvoll zu ihr, als Abby ihr das Haar ausbürstete.
    »Das hab ich ganz vergessen.«
    Rachel schnaubte ungehalten. »Mach mir doch nichts vor! Das hast du mit Absicht nicht gewaschen!«, hielt sie ihr vor.
    »Weil du nämlich genau weißt, wie unwiderstehlich du dann aussiehst! Habe ich nicht Recht?«
    »Ich glaube nicht, dass ich unwiderstehlich aussehe, ganz gleich, wie ich mich auch herausputzen würde«, antwortete Abby in nüchterner Selbsteinschätzung, ohne den Rhythmus ihrer gleichmäßigen Bürstenstriche zu unterbrechen. »Aber ansonsten hast du Recht. Ich möchte einfach nicht, dass irgendjemand auf mich aufmerksam wird.«
    »Das ist aber sehr unklug von dir!«
    »Mag sein, aber gegen mein Gefühl kann und will ich auch nicht handeln.«
    »Du solltest längst wissen, dass wir uns als Sträflinge Gefühle nicht leisten können, wenn es um unsere Zukunft

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