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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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teilt auch die Wochenrationen aus.«
    »Scheu dich nicht, zu mir zu kommen, wenn du etwas auf dem Herzen hast«, ermunterte Melvin sie.
    »Danke, Mister Chandler.«
    »So, und jetzt zeig ihr ihre Unterkunft, damit sie weiß, wo sie nach getaner Arbeit ihren müden Kopf niederlegen kann«, forderte Jonathan Chandler seinen Sohn auf und warf einen kurzen Blick auf den Sonnenstand. »Ich will heute noch den Zaun drüben auf der Südweide fertig bekommen, damit wir die Schafe sich selbst überlassen können.« Ein deutlicher Wink für Abby, dass es kein langes Ausruhen für sie geben würde, sondern Arbeit.
    »Du teilst dir mit Rosanna Daly eine Hütte«, sagte Melvin, als er sie zu dem kleinen Lehmhaus führte, das dem Farmhaus am nächsten lag und gleich hinter der noch nicht ganz fertigen Scheune stand. »Rosanna ist unsere Köchin und ein sehr verträglicher Mensch. Du wirst bestimmt gut mit ihr auskommen. «
    »Ich werde mir alle Mühe geben«, sagte Abby.
    Sie traten in die Hütte, die ein kleines Fenster besaß, das abends oder bei Kälte mit Sackleinen verhängt wurde. Es gab nur einen Raum, der etwa vier Schritte im Quadrat maß.
    Rechts standen zwei einfache Betten an den Wänden, links zwei Schemel vor einem Tisch. Dazwischen befand sich die Feuerstelle mit dem Rauchabzug im Dach. Es sah sehr einfach, aber sauber aus.
    Eine Glocke vor dem Farmhaus erklang.
    »Mittagspause. Komm mit. Jetzt kannst du Rosanna gleich kennen lernen – und ihr vorzügliches Essen«, sagte Melvin und sie gingen zum Farmhaus zurück.
    Rosanna Daly war eine kräftige Frau in den Vierzigern mit breiten Hüften und einem runden, jetzt vom Herdfeuer erhitzten Gesicht, in dem kleine Augen blitzten. Ihr dunkles, schon mit Grau durchsetztes Haar hatte sie streng nach hinten gekämmt und zu einem Knoten hochgesteckt. Sie trug einen schweren Kessel aus der Küche ins Freie und stellte ihn auf einen langen Tisch aus dicken, groben Brettern. Sie nickte Abby freundlich zu, als sie von Melvin erfuhr, dass sie nun mit ihr das Haus teilte, war aber zu beschäftigt, um mit ihr zu reden.
    Abby nahm sich eine Schüssel Eintopf, setzte sich still hin und aß mit Heißhunger. Melvin hatte nicht zu viel versprochen. Der Eintopf, in dem sogar Fleischstücke waren, schmeckte wunderbar. Und das kalte, klare Wasser, das aus dem Brunnen neben dem Haus stammte, war die schönste Erfrischung, die sie sich vorstellen konnte.
    Abby zählte sieben Männer, die der Farm als Arbeitskräfte zugewiesen waren. Mit der Köchin und ihr waren sie also neun Sträflinge auf Yulara. Die Männer schenkten ihr nicht mehr als einen knappen Blick und unterhielten sich lautstark darüber, wie schwer es doch war, das Land zu roden und die Wurzelstöcke der Bäume aus dem Boden zu graben. Abby war froh, dass ihr niemand Fragen stellte.
    Als die kurze Mittagspause vorbei war und sie ihre Schüssel am Brunnen ausspülte, stand Sarah plötzlich an ihrer Seite.
    »Ich bin froh, dass du jetzt hier bist, auch wenn du ein Sträfling bist«, sagte sie mit der Direktheit eines Kindes. »Bist du auch froh?«
    Abby lächelte. »Ja, ich glaube schon.«
    »Ich mag die Männer nicht. Sie sind immer so laut und grob und manchmal prügeln sie sich, wenn sie zu viel Rum getrunken haben. Und reden kann ich mit ihnen auch nicht. Vati hat gesagt, dass ich mit dir reden kann, wenn alles erst einmal fertig ist, und dass du mir dann auch Geschichten erzählst und etwas vorliest. Wirst du das tun?«, fragte sie begierig.
    »Gerne, Sarah. Aber das wird wohl noch was dauern, wie dein Vater schon gesagt hat.«
    Sarah zog eine Schnute. »Keiner hat Zeit, auch Andrew und Melvin nicht. Auf dem Schiff war es viel schöner. Da haben sie viele Spiele mit mir gemacht. Aber jetzt sind sie den ganzen Tag draußen und fällen Bäume, und ich muss bei Rosanna bleiben, und die ist alt und grau und denkt immer nur ans Kochen. Für Geschichten hat sie keine Zeit.«
    Abby verkniff sich ein Lachen. »Na, dann wird es ja allerhöchste Zeit, dass das anders wird. Vielleicht kann ich dir heute Abend eine Geschichte erzählen, bevor du zu Bett gehst, wenn dein Vati das erlaubt.«
    »O ja! Das wird er ganz bestimmt!«, versicherte Sarah mit leuchtenden Augen.
    »Abby! Mittag ist vorbei! Und der Zaun errichtet sich nicht von selbst!«, rief Andrew scharf.
    »Dann bis heute Abend, Sarah«, sagte Abby, zwinkerte ihr zu und beeilte sich, dass sie zu den anderen kam, die für die Arbeit am Weidezaun eingeteilt

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