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Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt

Titel: Abby Lyne 01 - Verbannt ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
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die dünne Haut des Schafes verletzen. Bei den vielen Insekten, die die Schafe zu dieser Jahreszeit umschwärmten, konnte das Entzündungen und gar den Tod des Tieres zur Folge haben. Andrew hatte nicht direkt zu ihr hinübergeschaut, doch dass er ihre Arbeit immer wieder aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, war ihr nicht entgangen. Sie hatte sich besonders angestrengt, wie das immer der Fall war, wenn er in ihrer Nähe war. Doch gesagt hatte er nichts.
    Als nun die schwere Bronzeglocke, die unter dem Vordach des Farmhauses hing, den Sträflingen den lang ersehnten Feierabend verkündete, ging sie zum Fluss hinunter. Sie hatte das Verlangen nach einem richtigen Bad, denn sie war von der Scherarbeit im stickigen Schuppen so verschwitzt, dass ihr alles am Leib klebte. Und überallhin waren die feinen Wollhaare gedrungen und juckten auf der Haut.
    An einer geschützten Stelle, ein gutes Stück oberhalb der Anlegestelle, wo das Ufer eine kleine Bucht bildete, ging sie ins hüfttiefe Wasser, angezogen wie sie war. Sie genoss einen Augenblick die herrliche Frische des Wassers, dann zog sie sich völlig aus, hängte die Kleider an einen überhängenden Ast, hielt sich die Nase zu und tauchte mehrmals unter, um Staub und Schafwolle aus ihren Haaren zu spülen. Ihren Körper rieb sie mit weichem Ufersand ein, wie sie es immer tat, wenn sie hier an ihrer versteckten Stelle badete. Rosanna und die anderen Sträflinge hielten es mit der Sauberkeit nicht so genau. Bei ihnen reichte im Sommer schon ein Eimer Wasser, den sie sich einfach über den Kopf gossen. Sie dagegen konnte sich nicht oft genug waschen. Manchmal hatte sie das verrückte Gefühl, noch immer den Dreck von Newgate an sich zu spüren.
    Ob sie es mit dem Waschen nun übertrieb oder nicht, feststand, dass es ihr ein gutes Gefühl gab und sie nach einem harten, langen Arbeitstag belebte, so auch an diesem Abend. Die Sonne glitt auf der anderen Seite des breiten Stromes hinter eine buschbestandene Hügelkette, als sie sich den Sand von ihrem schon sehr fraulichen Körper spülte. Anschließend wusch sie ihre dreckigen, durchgeschwitzten Sachen, während sie so, wie Gott sie erschaffen hatte, in den kühlen Fluten stand.
    Sie war so in ihre Tätigkeit vertieft und sich ihres geheimen Badeplatzes so sicher, dass sie das Rascheln zwischen den Büschen am nahen Ufer nicht hörte. Um so erschrockener war sie, als sie plötzlich Andrews Stimme hörte.
    »Wie die schöne Venus beim Bade!«
    Abby stieß unwillkürlich einen Schreib aus, presste ihr Kleid vor die Brust und fuhr herum. Verstört starrte sie ihn an. Sie war noch nie so überrascht worden. »Was wollen Sie? … Warum haben Sie sich angeschlichen?« Sie war ganz blass im Gesicht. »Gehen Sie! … Bitte!«
    Das versonnene, fast bewundernde Lächeln verschwand von seinem Gesicht, als er ihre Betroffenheit bemerkte. »Tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe, Abby. Ich habe mich auch nicht angeschlichen, sondern mir nur die Richtung gemerkt, in die du verschwunden bist. Und ohne Grund wäre ich auch gar nicht hierher gekommen. Aber dass du hier so … so ohne alles sein würdest, konnte ich ja wirklich nicht wissen. Ich dachte …«
    »Denken Sie, was Sie wollen! Aber wenn Sie auch nur einen Funken Anstand im Leib haben, drehen Sie sich jetzt um, damit ich mich anziehen kann!«, fiel sie ihm ins Wort.
    Er zögerte, als fiele es ihm schwer, seinen Blick von ihrem reizenden Körper zu nehmen, zuckte dann mit den Schultern und drehte sich um. »Ich warte oben am Weg auf dich.« Damit verschwand er zwischen den Büschen.
    Hastig zog Abby die nassen Sachen an, und am liebsten wäre sie ihm nicht mehr unter die Augen getreten, so sehr schämte sie sich, dass Andrew sie unbekleidet gesehen hatte. Bei jedem anderen hätte sie sich weniger geschämt, so unverständlich ihr das selber auch war. Ausgerechnet Andrew!
    Ihr Gesicht brannte, als sie sich schließlich aus dem Schutz der Sträucher wagte. Andrew saß auf einem Felsen, der aus dem Boden ragte, und malte mit einem Stock Zeichen in den trockenen Sand des Weges.
    Abby wollte an ihm vorbei.
    »Warte einen Augenblick.« Es war kein Befehl, sondern eine Bitte.
    Sie blieb stehen, hochrot im Gesicht und die Lippen fest zusammengepresst.
    »Ich habe es nicht gewusst, mein Ehrenwort, Abby!«, beteuerte er noch einmal. »Entschuldige meine dumme Bemerkung. Ich war einfach selbst überrascht. Und es stimmt: Ich habe dich nicht ohne Grund gesucht.«
    »Und warum haben Sie

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