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Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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gehen darf.
    »Du meinst wohl den Medienraum, Kleines?«, fragt sie mich.
    Da sinke ich noch mehr in mir zusammen. Hier heißt noch nicht einmal die Bücherei Bücherei?
    Aber in dem Moment, wo ich den Medienraum betrete, ist die Welt schon wieder ein bisschen mehr in Ordnung. Ich hole tief Luft. Ahhh.
    Mag ja sein, dass ein Raum voller Bücher in Smithville Medienraum genannt wird, aber es riecht hier genauso wie die Bücherei in meiner alten, normalen Schule. Muffig. Staubig. Nach Papier.
    Ich erkenne die Bücher in den Regalen der Schulbücherei – ups , des Medienraums. Es sind Bücher, die ich schon etliche Male verschlungen habe. Unzählige Male.
    Jetzt bin ich wieder etwas erleichtert, denn wisst ihr was? Geschichten bleiben immer so, wie sie sind, egal, wie oft man sie liest.
    Meine Leidenschaft für Bücher habe ich von meiner Oma geerbt. Sie hat mir früher ständig vorgelesen. Sie ist Literatur professorin an einer Universität in Chicago. Das ist da, wo wir früher gelebt haben.
    Während ich so an mein altes Zuhause denke, zieht es auf einmal ganz komisch in meinem Bauch. Ich vermisse meine Freundinnen von früher. Meine Oma. Sandwiches mit Erdnussbutter und Bananenscheiben statt Pampe.
    Doch dann schüttele ich dieses schwermütige Gefühl ab und fahre mit dem Finger die Buchreihen entlang, bis ich bei einem Märchenbuch ankomme. Perfekt. Im Märchen ist gut wenigstens noch gut, und böse böse. Und im Märchen würde es einer vernünftigen, praktisch veranlagten Fünft klässlerin auch niemals passieren, dass sie für immer dran ist.
    Ich atme auf.

Kapitel 2

    Das nervige Erwachen
    I n dieser Nacht träume ich von meinen alten Freundinnen. Wir spielen Fangen, und zwar auf die richtige Art. Doch dann ruft auf einmal jemand nach mir.
    »Abby! Abby! Abby!«
    Ich öffne vorsichtig ein Auge. Es ist Jonah, mein sieben jähriger Bruder. Schnell ziehe ich mir die Bettdecke über den Kopf. Natürlich habe ich meinen kleinen Bruder lieb, aber ich bin ein Mädchen im Wachstum. Ich brauche meinen Schlaf.
    Jonah zieht mir die Bettdecke wieder vom Gesicht, presst seinen Mund an mein Ohr und sagt: »Abby, Abby, Abby, Abby, Abby, ABBY!«
    Ich stöhne laut auf. »Jonah! Ich schlafe!«
    »Wach auf, wach auf, wach auf!«
    Muss er immer alles tausendmal sagen? Es ist ein schmaler Grat zwischen beharrlich sein und nerven.
    »Geh wieder ins Bett«, befehle ich ihm. Ich weiß, ich kann manchmal ganz schön streng sein, aber mal im Ernst: Es ist mitten in der Nacht! Und außerdem ist es meine Aufgabe als große Schwester, Jonah herumzukommandieren. Ich erfülle nur meine Pflicht.
    Es gehört auch zu meinen Aufgaben als große Schwester, darauf zu achten, dass er sein Gemüse isst.
    Beim Abendessen habe ich ihn dabei erwischt, wie er Brokkoli in seinen Socken versteckt hat. Also habe ich ihn verpetzt. Und dann hatte ich deswegen ein schlechtes Gewissen und habe ihm die Hälfte von meinem Schokokeks abgegeben.
    »Aber der Spiegel zischt«, meint er jetzt.
    Ich sehe ihn durch meine halb geöffneten Augenlider an. Was?! Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich diesen Satz verstehen soll. »Jonah, Spiegel zischen nicht. Spiegel machen überhaupt keine Geräusche. Es sei denn, sie zer springen.« Oh-oh. Auf einmal sitze ich senkrecht im Bett. »Hast du einen Spiegel zerbrochen? Das bringt Unglück!«
    »Ich glaube nicht.« Er verzieht die Lippen auf diese komische Art, wie er es manchmal tut. »Na ja, vielleicht.«
    »Jonah! Welchen Spiegel?« Ich schwinge die Beine aus dem Bett. Ich hoffe nur für ihn, dass es nicht mein rosafarbener Handspiegel ist. Einmal habe ich ihn dabei erwischt, wie er damit seine Zehen von allen Seiten betrachtet hat.
    »Der große unten im Keller.«
    »Soll das ein Witz sein? Der gruselige Spiegel im Keller?!«
    Als mir auffällt, dass ich kreische, senke ich die Stimme, um unsere Eltern nicht zu wecken. »Was machst du denn mitten in der Nacht im Keller?!« Der Spiegel im Keller ist irgendwie merkwürdig. Ich habe immer das Gefühl, dass er mich auf Schritt und Tritt beobachtet. So wie bei dem Bild von der Mona Lisa . Aber das ist natürlich völliger Blödsinn. Spiegel können einen nicht beobachten. Spiegel sind nicht lebendig.
    Jonah zuckt mit den Schultern. »Ich war auf Entdeckungs tour.«
    Ich schaue auf den Wecker. »Es ist acht vor zwölf!« Da merke ich, dass mein Handgelenk sich ganz schwer anfühlt und ich vergessen habe, vorm Schlafengehen die Armband uhr abzunehmen. Ich drücke auf den

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