Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Geschichte wieder in Ordnung«, sage ich. »Und dann schleichen wir uns ins Schloss und besuchen den Zauberspiegel.«
»Dann bleiben wir also noch eine Nacht? Toll!«
»Von wegen. Ich freue mich nicht gerade darauf, noch eine Nacht mit deinen Füßen in meinem Gesicht zu verbrin gen. Und ich will auch nicht, dass Mama und Papa sich Sorgen machen.«
»Aber Abby. Du hast doch gesagt, zu Hause ist die Zeit stehen geblieben«, erwidert Jonah. »Also schlafen die beiden. Sie haben noch nicht einmal gemerkt, dass wir nicht da sind!«
»Ich weiß …« Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. »Moment mal. Auf meiner Uhr ist es fünf nach eins. Sie geht wieder! Aber anscheinend nur sehr langsam. Wir sind jetzt schon einen ganzen Märchentag hier, aber auf meiner Uhr ist erst eine Stunde vergangen. Hm. Vielleicht ist die Zeit zu Hause gar nicht stehen geblieben, wie ich dachte. Vielleicht ist es jetzt zu Hause fünf nach eins. Vielleicht ist ein Tag hier so viel wie eine Stunde zu Hause.«
»Also können wir noch bleiben?«
»Na ja, Mama und Papa stehen um Viertel vor sieben auf und wecken uns um sieben. Solange wir nicht länger als sechs Tage bleiben, sind wir wohl wieder zu Hause, bevor sie überhaupt merken, dass wir weg waren.«
Er zuckt mit den Schultern. »Babyleicht.«
»In Ordnung«, sage ich. »Wir bleiben. Aber wenn du mir wieder ins Gesicht trittst, dann werde ich zur fiesen Elise und esse …«
»Meine Leber?«, kichert er.
Ich schnappe mit den Zähnen. »Deine Zehen.«
Kapitel 13
Der Berg ruft
B evor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg machen, frage ich Schnee, ob Jonah und ich uns etwas zum Anziehen borgen können.
»Ich brauche nichts«, sagt Jonah mit einem argwöhnischen Blick auf Schnees Kleid.
»Ähm, doch, brauchst du. Wir haben schon seit zwei Tagen die gleichen Sachen an. Wir brauchen was Frisches.« Wir müssten uns eigentlich auch duschen, aber die Badewanne hier macht mir Angst. Man muss das Wasser extra hintragen. Das Plumpsklo im Garten zu benutzen ist schon Grauen erregend genug.
Zehn Minuten später trage ich einen blauen Rock, ein rosafarbenes Shirt und ein Paar Sandalen von Schnee. Schnee hat mir auch ein rotes Band geliehen, das ich wie einen Haarreif trage. Jonah hat sich eine Hose und ein kariertes Hemd von Alan geliehen. Obwohl Alan der größte der Zwerge ist, reicht Jonah die Hose bloß bis zu den Knien, und das Hemd sitzt so eng, dass die Knöpfe immer wieder aufgehen.
»Ich packe uns noch ein paar Sandwiches ein«, ruft Schnee. »Wir hatten von gestern noch so viel Eintopf über, dass ich damit Sandwiches für den Rest der Woche gemacht habe. Wir haben Massen davon!«
Hohes Gericht, was bitte schön ist ekelhafter: Sandwiches mit Bananenmatsch oder mit Eintopfresten?! Da dürfte das Urteil schwerfallen, was?!
Wir verstauen die Sandwiches in einem kleinen Leder ranzen, den Jonah sich von Bob geliehen hat.
Die Zwerge fanden Schnees Idee gut, nur so zu tun, als wäre sie tot, und haben ihr noch am Abend eine Kiste ge zimmert. Sie sagen, auf einem Hügel in der Nähe gibt es eine Stelle, die sie sehr gerne mögen, an der sie die Kiste wahrscheinlich aufgestellt hätten, wenn Schnee tatsächlich vergiftet worden wäre.
Nachdem wir die Kiste zusammen mit den Zwergen auf den Hügel getragen haben, wünschen sie uns viel Glück und verabschieden sich und gehen zur Arbeit.
Laut Plan sollen Schnee, Jonah und ich den Tag über warten und abends wieder nach Hause gehen, bevor es zu dunkel wird. Der Prinz wird ja nicht mitten in der Nacht vorbeikommen. Hoffe ich zumindest. Er würde Schnee im Dunkeln sowieso nicht sehen können, selbst bei Mondlicht.
Schnee steigt in die Kiste. Ich richte ihr die Haare und lasse den Deckel offen. Er soll sie ja schließlich sehen können, nicht wahr?
Da zieht Schnee ein Buch hervor. Es heißt Einführung in das Eigentumsrecht .
Hey! »Ist das ein Buch von meinen Eltern?«
Sie wird rot. »Ja. Ich habe es mir aus dem Wald geliehen. Ist das in Ordnung?«
»Natürlich.« Wenn sie den Prinzen heiratet, dann wird sie vielleicht eines Tages Königin. Und Königinnen sollten gebildet sein.
Knacks .
»Ein Tier!«, jubelt Jonah. »Ein gefährliches Tier!«
Knurr .
Meine Schultern verkrampfen sich. Es klingt genau wie das Tier vom Vortag! »Was sollen wir bloß tun?«
Knurrrr .
»Es ist hinter dem Baum da!«, ruft Jonah, und ehe ich ihn aufhalten kann, läuft er darauf zu.
»Nicht, Jonah!«, schreie ich.
Knurrrrrrrrrrrrrr .
Wie von der
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