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Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Tarantel gestochen laufe ich meinem Bruder hinterher. Ich werde ihn retten! Ich werde nicht zulassen, dass er von dieser wilden Bestie gefressen wird! Ich werde alles tun, um das zu verhindern!
    Da kommt die knurrende Bestie hinter dem Baum hervor.
    Es ist ein Schweinchen. Ein junges Wildschwein.
    »Knurrrrrrrr!«, macht das Schweinchen.
    »Hallo«, sagt Jonah. »Willst du mit uns spielen?«
    Das Schweinchen sieht uns kurz an und hastet davon.
    »Wildschweine sind ziemlich scheu«, erklärt Schnee.
    »Kann ich es fangen?«, bettelt Jonah.
    »Nein«, entgegne ich sofort.
    »Bitte!«
    »Nein.« Ich setze mich unter einen Baum und bedeute Jonah, es mir gleichzutun.
    Er stampft noch einmal mit dem Fuß auf, aber dann setzt er sich neben mich.
    Wir warten. Und warten.
    »Was meinst du, wann der Prinz kommt?«
    »Ich habe keine Ahnung, Jonah.«
    »In fünf Minuten? Oder nächste Woche?«
    Er ist echt so was von nervig. »Ich habe keine Ahnung, Jonah.«
    Dann nehme ich einen Stock und male mit zwei mal zwei Strichen ein Tic-Tac-Toe-Spielfeld in den Dreck. Jonah ist zu erst dran. Er gewinnt. Dann gewinne ich. Dann er.
    »Lass uns auf Entdeckungstour gehen«, sagt Jonah fünf Minuten später.
    »Nicht jetzt, Jonah. Wir müssen warten.«
    »Ich mag nicht mehr warten«, mault er.
    »Und ich mag mir nicht mehr dein Gejammer anhören«, erwidere ich genervt. »Ich sehe mal nach Schnee.«
    Ihre Wangen sind leuchtend rot.
    »Geht es dir gut?«, frage ich besorgt. »Du siehst aus, als ob du Fieber hättest.«
    Sie lässt das Jurabuch auf ihren Bauch sinken. »Mir geht es gut. Mach dir um mich keine Sorgen. Was ist mit euch?«
    »Schnee, hast du dich auch gut eingecremt?«
    Sie runzelt die Stirn.
    »Ihr habt wahrscheinlich kein Ozonloch hier, was?«
    »Häh, was ist ein Ozonloch?«
    Ach, ich wünschte, außer den ganzen Jurabüchern wäre auch ein Wörterbuch der Gegenwartssprache hier im Märchen gelandet. Das könnte Schnee gerade viel besser gebrauchen.
    »Lass uns die Kiste in den Schatten stellen«, sage ich. »Wir haben vergessen, Wasser mitzunehmen.«
    »Ich weiß«, sagt sie. »Tut mir leid. Ich hätte daran denken sollen. Und es tut mir leid, dass ich euch zur Last falle. Es geht mir gut hier.«
    »Schnee! Du bist keine Last. Es macht uns nichts aus. Wir wollen, dass es dir gut geht. Los, komm schon, komm raus.«
    Schnee steigt aus der Kiste und streckt sich. Da drinnen ist es garantiert nicht besonders bequem. Wir tragen die Kiste ein paar Meter weiter, sodass sie unter einem Baum steht, und Schnee legt sich wieder hinein.
    »Wie ist es eigentlich, eine Prinzessin zu sein?«, frage ich sie.
    »Ach, das ist nichts Besonderes«, antwortet sie mit einem Schulterzucken.
    »Nein, im Ernst. Bist du früher auf viele Bälle gegangen?«
    »Ein paar«, sagt sie.
    »Hattest du eine Krone?«
    »Ja.«
    »Hast du ein Glück«, sage ich.
    Sie seufzt. »Nein, du hast Glück.«
    »Ich? Ich hatte noch nie eine Krone.«
    »Aber du hast einen Bruder.«
    Da muss ich losprusten. Das Mädchen, das im Märchenland lebt, meint, ich hätte Glück? Wegen meines Bruders? Meinem so was von nervigen Bruder?
    Ich sehe zu Jonah hinüber, der gerade einen Turm aus Ästen baut. Er macht dabei einen sehr entschlossenen Ge sichts ausdruck, und die Lippen hat er mal wieder auf diese für ihn so typische Art gekräuselt.
    Anscheinend merkt er, dass ich ihn beobachte, denn er sieht auf und schenkt mir ein Lächeln. Ein umwerfendes Lächeln.
    Oh, er ist so süß.
    Klar, er kann auch ganz schön nervig sein, aber ich bin froh, dass er hier ist. Mit ihm macht Zamel – und alles andere auch – ein bisschen mehr Spaß. »Ja«, räume ich ein. »Ich habe wahrscheinlich wirklich Glück.«
    Sie nickt. »Ich wünschte, ich hätte einen Bruder. Oder eine Schwester.«
    »Ich hätte auch gerne eine Schwester«, sage ich. Ich sehe sie aus den Augenwinkeln an. »Du, Schnee?«
    »Ja?«
    »Kannst du französische Zöpfe flechten?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    Hm. »Kannst du Handstand?«
    Sie nickt.
    »Zeigst du mir, wie es geht?«
    Sie setzt sich auf. »Darf ich aus der Kiste?«
    »Ich glaube, du musst nicht die ganze Zeit da drin liegen. Wir hören es ja, wenn ein Pferd kommt.«
    Schnee springt geradezu heraus. »Okay, fangen wir an«, sagt sie.
    Und dann bringt Schnee meinem Bruder und mir bei, wie man einen Handstand macht. Jonah kann es sofort. Bei mir dauert es ein bisschen länger.
    Wir haben so viel Spaß zusammen, dass wir kaum merken, wie es langsam dunkel

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