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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so friedlich wie unser Kommen verlaufen werde, und so hielt ich es darum für ausgeschlossen, irgend etwas ohne Gegenleistung von ihm anzunehmen. Darum eröffnete ich ihm jetzt, als ich mich bereit erklärte, die Zimmer anzunehmen, daß ich sie und alles andere bezahlen würde, obwohl er darauf verzichtet habe. Da gestand er mir mit fast überirdischer Aufrichtigkeit, daß er sich das genau so gedacht habe, wie ich es ihm jetzt sage. Ein anständiger Mensch lasse sich nichts schenken, sondern er bezahle um so mehr, je weniger man von ihm verlange. Da er aber nicht nur wenig, sondern gar nichts von mir verlangt habe, so rechne er auf den höchsten Preis, den es hier oben gebe. Als ich ihn aufforderte, diesen Preis zu bestimmen, schüttelte er den Kopf und antwortete, das überlasse er mir. Dann ließ er uns oben stehen und stieg wieder vom platten Dach hinab, daß alle Stufen der Treppe krachten. Halef lachte. Er sagte:
    »So dick und ungeschlacht er ist, so unförmlich ist auch diese seine Geldschneiderei! Wir werden ihn bezahlen, nicht wahr, Effendi? Nicht zu viel und nicht zu wenig!«
    Er zog dabei seine Kurbatsch (Nilpferdpeitsche) aus dem Gürtel, um mit einigen kräftigen Bewegungen des Armes die Münze anzudeuten, in der er sich diese Bezahlung dachte. Dann folgten wir dem Effendi hinab, um das uns aufgetragene Werk sofort zu beginnen. Ich teilte den Herren Offizieren mit, daß wir im Begriffe ständen, unsere Bärensuche anzutreten, und forderten sie auf, sich zu beteiligen. Das lehnten sie aber ganz entschieden ab. Die Kerle hatten Angst. Die einzige Hilfe, die sie uns leisteten, bestand darin, daß sie uns berichteten, was sie über den Bären, den wir erlegen sollten, wußten, und das war wenig genug. Bevor wir dann aufbrachen, erhielten wir von Abdahn Effendi folgende Instruktion:
    »Der ganze Wald ist mein, und die ganze Gegend ist mein. Ihr könnt also überall hin, wohin ihr wollt. Nur vor dem Sägemüller Ben Adl habt ihr euch zu hüten. Der ist mein Feind. Ich verbiete euch, seine Besitzung zu betreten oder mit ihm zu reden. Er schießt nämlich jeden nieder, der es wagt, sich ihm zu nähern! Nehmt euch also in acht!«
    »Wo ist die Mühle?« erkundigte ich mich.
    »Wenn ihr an diesem unseren Wasser aufwärts geht, kommt erst ein Bach von rechts, dann einer von links, dann wieder einer von rechts. An diesem Bach hat Ben Adl, der Schuft und Schurke, sich festgesetzt, um unser schönes Dschan zu verschimpfieren. Sein Vater war der hiesige Kommandant der persischen Douane. Er ist jetzt Kettengefangener. Der Vater seines Weibes war der hiesige Kommandant der türkischen Douane, der jetzt auch in Ketten liegt. Beide wurden abgesetzt und bestraft, weil sie große, große Unterschleife und Betrügereien begangen hatten. Sie mußten alles hergeben, was sie besaßen. Nur eines konnte man ihnen nicht nehmen, nämlich das Land, welches sie direkt vom Schah gekauft hatten, um ihren Kindern ein Haus darauf zu bauen und sie dann miteinander zu vermählen. Aus diesem Hause ist eine Schneidemühle geworden, in welcher diese Kinder nun als Mann und Weib wohnen, um mir meine Bäume wegzufällen und mich totzuärgern. Sie machen aus diesen Bäumen Bretter, die sie über das ganze Hochland bis nach Kurdasir und Feridan, sogar bis Teheran und Isfahan versenden, wo Pilgersärge aus ihnen gezimmert werden. Dieses viele, viele Geld könnte ich mir selbst verdienen! Sie nehmen es mir weg! Sie bestehlen, betrügen und berauben mich! Darum verbiete ich euch, mit ihnen zu verkehren. Wenn ihr es dennoch tätet, würde meine Rache euch vernichten.«
    »Die meine auch!« rief Achmed Agha, das Vogelgesicht.
    »Die meine auch!« rief Achmed Agha, das Bulldogggesicht.
    »Die unsere auch!« warnten die beiden Selim, Fuchs und Marder, zusammen.
    Dann, nachdem sie ihre Pflicht hiermit getan zu haben glaubten, nahmen ihre Physiognomien sofort wieder die freundlichsten Züge an, und wir wurden mit dem strahlendsten Wohlwollen von ihnen entlassen.
    Wir wanderten schweigend am Wasser hinauf, jeder mit seinen Gedanken für sich. Wir befanden uns kaum erst drei Stunden bei diesen Leuten und wußten trotz dieser kurzen Zeit doch schon, wie tief sie trotz des hochgelegenen Landes, in dem sie lebten, standen. Sie zu durchschauen, war freilich noch nicht möglich, aber wir hegten beide die Ueberzeugung, daß es uns wahrscheinlich beschieden sei, nicht Gutes, sondern Schlimmes aufzudecken. Nachdem wir lange Zeit so still nebeneinander hingegangen

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