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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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nirgendwohin. Das bleibt einfach in der Luft stehen, da kannst du es dann schlucken. Wenn du dir die Zähne putzt, da kannst du das nicht ausspucken, höchstens ins Handtuch reiben. Es ist leider auch so, dass du wahnsinnige Blähungen bekommst, weil du dauernd Luft schluckst.”
    „ Dann riecht es da oben nicht besonders gut, nicht wahr?” fragte ich.
    „ Nein, nicht besonders. Aber das hat keine Bedeutung.”
    „ Was mich immer schon interessiert hat, wie gehen Kosmonauten aufs Klo?”
    Sie dreht den Kopf und schaut mich belustigt an. "Möchtest du das gerne wissen? Also gut, das geht so: Es gibt eine Toilette, die ist mit einem Ziehharmonika-Vorhang vom Mitteldeck getrennt. Man nimmt seinen Trichter, da hat jeder seine Farbe. Für die Männer hat der Trichter ein rundes Loch, für Frauen ein ovales. Da musst du den Trichter auf einen Schlauch stecken und dann schaltet sich der Staubsauger ein. Das heißt, man steht als Frau breitbeinig da, dann saugt sich das Ding an und dann musst du innerlich loslassen. Das ist zum Pinkeln. Pass dabei nur auf, dass du nicht hoch schwebst. Na ja, egal, dann hängst du eben am Schlauch wie ein Luftballon.”
    ich lache und fragte: „Und wie kackt man?”
    „ Da gibt es einen Sitz, der saugt sich an, und dann gibt es einen Luftstrom. Das Ganze ist eine aufwendige Prozedur, mit Anschnallen. Das Gesäß muss gut platziert sein. Da haben wir wochenlang Zielübungen gemacht, weil die Ausscheidungen müssen sich möglichst gleichmäßig verteilen, das ist das Ziel.”
     
    Dass wir miteinander schlafen werden, merken wir beide sehr schnell an den Küssen, die wir jetzt tauschen, doch als wir nackt sind, sind unsere Körper beide nicht darauf vorbereitet. Wir versuchen es noch eine Weile, küssen einander, ohne uns wirklich zu küssen, streicheln einander nur, um auf Touren zu kommen, und lachen dann und geben auf. „Das ist mir in letzter Zeit schon öfter passiert, wenn es neu ist“, sage ich, während ich sie streichle. „Ich werde einfach nicht mehr so leicht steif.“
    „ Ich kann selbst nicht. Ich habe auch gemerkt, dass ich nicht mehr so leicht feucht werde. Aber es funktioniert, wenn es mit dem Anderen stimmt.“
    „ Bei mir auch.“
    „ Ich glaube, ich habe zuviel getrunken.“
    „ Ich glaube, wir haben uns selbst überrumpelt.“
    „ Es ist viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe”, gibt sie zurück. „Ich habe gehofft, dass wir es tun.“
    „ Ja, es ist schöner”, sage ich schläfrig.
    „ Als Kind habe ich Angst gehabt vor dem Einschlafen, dass ich nicht mehr aufwache.”
    „ Ich auch.”
    „ Ich bin von meinem Körper weggeflogen. Ich wollte meinen Körper verlassen, und von der Erde wegfliegen. Ich bin in den Weltraum hinaus, ging im All verloren. Dann merkte ich, wie in meinem Körper unten auf der Erde das Herz aussetzte, und spürte, ich bin dort unten ein Kind. Ich muss weiter leben. Dann bin ich zurückgeflogen und aufgewacht. Es ist merkwürdig, dass ich dann wirklich hinausgeschossen wurde in die Schwerelosigkeit. Ich war 19 Jahre alt.”
    „ Ich weiß nicht mehr, was ich als Kind geträumt habe”, sage ich und lächle.
    „ Als ich älter war, zehn, zwölf Jahre”, fährt sie fort, „bin ich im Traum geflogen, weit über der Erde. Die Schwerkraft hatte mich eingefangen, aber manchmal konnte ich noch den Luftraum durchbrechen und spüren, wie das ist, wenn man keine Luft mehr zum Atmen hat. Dann wurde ich älter, und immer schwerer. Mit achtzehn Jahren träumte ich davon, auf einem Fensterbrett zu hocken, genauso nackt wie jetzt, völlig schutzlos. Ein Wesen mit Flügeln anstatt der Arme. Ich konnte über die Straße hinüber flattern auf andere Fensterbretter. Aber ich musste mich ordentlich anstrengen dabei. Schließlich war es so, dass ich im Traum nur mehr mit den Armen gefuchtelt habe und bin dabei gar nicht mehr hoch in die Luft gekommen. Und dann haben sie mich in das Programm aufgenommen, und alles wurde anders. Und im Prinzip ist es heute noch so, dass ich fliegen will. Aber jetzt kann ich es weder so noch so.”
    „ Das ist der Moment, an dem du erwachsen wirst.”
    „ Ich werde nie erwachsen. Ich habe mich nie geändert. Und ich werde mich nie ändern. Ich bin immer das Kind, das fliegen will. Aber in meinen Träumen hat die Schwerkraft zugenommen.“
    Es ist da ein Augenblick, wo ich an meinem eigenen Zucken spüre, dass ich am Einschlafen bin. Dann, unerklärlich, bin ich wieder hellwach. Es ist etwas, das mich geweckt

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