Abdruecker (Splattergeschichten)
und relativ lange Beine hat. Die Schnelligkeit, mit der sie durch die Lichtung setzt, überrascht mich. Das Tempo, das sie vorhält, ist stramm, und ich merke, als ich ihr eine sanfte Steigung hoch folge, dass ich automatisch meine Gedanken abschalte und mich nur mehr darauf konzentriere, den Abstand einzuhalten, den wir besprochen haben. Sie ist verdammt schnell, und ich bin es zwar gewohnt, lange zu laufen, aber nicht in dem Tempo, das sie vorlegt. Sie hat mich gebeten, mich beiläufig umzusehen, und ich halte mich daran. Als wir auf eine Hügelkuppe gekommen sind, geht mein Atem schneller, und ich bin erleichtert, dass es nun eine Weile flach weiter geht. Wir befinden uns in jenem Teil, der längst nicht mehr von einer Parkmauer umgeben ist und bis an den nächsten Berg reicht, dessen riesiges Bassin den Park mit Wasser speist.
Es gibt hier befahrbare Wege, und ich staune, als Jeka einem dieser Wege folgt, und erschrecke, als an einer Stelle ein Mann im Anzug auftaucht. Dieser steht am Wegesrand, doch als Jeka auf ihn zuläuft, setzt er sich in Bewegung und geht an ihr vorüber, ohne sie überhaupt anzusehen. Bedeutet das, dass er sie kennt oder dass er aus einem anderen Grund hier im hintersten Teil des Waldes ist? Wartet er selbst auf ein Stelldichein? Wird im nächsten Augenblick ein Wagen hinter einer Wegbiegung auftauchen? Werde ich nun, da ich laufe und dabei jeden Überblick über meine Umgebung verliere, und keine Geräusche mehr unterscheiden kann, in eine Falle laufen, von einer Gruppe Uniformierter gefangen genommen werden? Als ich am Spaziergänger vorüber komme, zeigt dieser an mir ebenso wenig Interesse. Er ist groß und schlank, und hat wie ich blonde Haare. Das Gesicht ist kantig, und er mag wie ich an die vierzig Jahre zählen. ich versuche mir das Gesicht, die Gestalt einzuprägen, suche an dem Bild, das sich in meine Netzhaut gebrannt hatte, Auffälligkeiten, die bei einer Identifizierung helfen könnten. Dabei erwähnenswert sind aber höchstens relativ lange Fingernägel. Ich kann es nicht unterlassen, mit den Augen das Gebüsch abzusuchen. Zwischendurch hefte ich wieder meine Augen auf Jeka, die gleichmäßig und im zügigen Tempo weiter joggt. Es geht zwischen Gestrüpp und Waldabschnitte in einen dichten, von tropischem Gebüsch und großen Urwaldbäumen bestandenen Teil des Parks, mit Lianen und zahlreichen Teichen, Wasserläufen und Pfützen. Hier quakt es und schnarrt, und man ist in kürzester Zeit von einer Wolke von Insekten umgeben. In diesem Augenblick verschwindet Jeka vor meinen Augen, und als ich an die Stelle komme, an dem sie verschwunden ist, merke ich, dass hier ein kleiner Seitenpfad abgeht, der relativ steil durch Unterholz hangaufwärts führt, bevor er sich verläuft. Ich stehe ratlos und keuchend inmitten des Waldes, ohne eine weitere Spur zu sehen, als mir auffällt, dass sich abseits die Büsche bewegen. Ich biege mit den Händen, im raschen Gang, Äste zur Seite und gerate immer tiefer in den Wald, der hier unwegsam wird. Es gibt keinen Weg mehr, nur mehr matschige Erde und Wurzeln und dicht wachsendes Gestrüpp, Blätter, Gräser. Spinnweben legen sich über das Gesicht, und der Boden wird stellenweise von Wasserlöchern ersetzt, sodass der Schuh keinen Tritt mehr findet. Ich bleibe stehen und lausche, und kann dann vor mir noch hören, wo Jeka ist, aber sehen kann ich vor lauter Buschwerk nichts mehr, und sobald sie stehen bleibt und sich ruhig verhält, wäre es unmöglich, sie noch zu orten. Dieser Moment tritt dann ein, und ich biege mal hier, mal da die Äste nieder. Ich finde wieder Boden, hier ist die Erde dicht und wieder trockener, und das Unterholz lichtet sich etwas. Ich trete überrascht in eine Lichtung, die wenig mehr als einen Meter Durchmesser hat. Kurz bevor ich da bin, sehe ich nackte Haut, und als ich ankomme, finde ich Jeka nackt in meinen Armen. Überrascht schaue ich in ihr schweißnasses Gesicht, an dem die Haare kleben. Ihre Augen sind dunkel und wirken blind. Ich spüre ihre Hände auf meinen Kleidern, und helfe ihr dabei, mich auszuziehen, und sinke mit ihr auf den Boden. Wir küssen einander heftig und tief. Unsere Nähe vermischt sich mit der Wärme und Leistungsfähigkeit der Muskeln, und der Leichtigkeit, die in den Körper steigt, wenn man einige Kilometer weit gelaufen ist, und alles zusammen ist ein Rausch. Ich spüre meinen Bauch auf ihrem Bauch, und die Haare meines Geschlechts auf ihren Haaren, das unerwartet Raue von Weichteilen
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