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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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»Noch ein Grund, warum wir beide uns so ähnlich sind. Über unsere persönlichen Tragödien und über unsere Arbeit hinaus. Wir sind beide einsam«, sagte er leise.
    In der Stille der Bibliothek wirkte das plötzliche Läuten des Telefons doppelt schrill. Als er auf den Apparat zuging, blieb sie stehen, aus der Fassung gebracht durch das, was er soeben gesagt hatte. Und erschüttert von der Wahrheit seiner Worte. Ja, wir sind einsam. Wir sind es beide.
    »Dr. Isles ist hier bei mir«, hörte sie ihn ins Telefon sagen.
    Das ist Jane war Mauras erster Gedanke. Doch als sie den Hörer nahm, meldete sich ihre Kollegin aus Maine.
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie meine Nachricht überhaupt erhalten haben, weil ich gar nichts mehr von Ihnen gehört habe«, sagte Dr. Emma Owen.
    »Sie haben angerufen? Wann?«
    »Am frühen Abend. Ich habe mit einem der Lehrer gesprochen. Er klang ein bisschen griesgrämig.«
    »Das muss Dr. Pasquantonio gewesen sein.«
    »Richtig, so hieß er. Er hat wohl vergessen, es Ihnen zu sagen. Ich gehe bald ins Bett, und da dachte ich mir, ich probier’s noch einmal, weil Sie doch darum gebeten hatten, die Sache zu beschleunigen.«
    »Geht es um das Drogenscreening?«
    »Ja. Also, ich muss Sie jetzt fragen: War Dr. Welliver wirklich Therapeutin?«
    »Sie war klinische Psychologin.«
    »Nun ja, dann hat sie wohl selbst ein wenig mit bewusstseinsverändernden Drogen experimentiert. Das Screening war positiv für Lysergsäurediethylamid.«
    Maura drehte sich um und starrte Sansone an, während sie sagte: »Das kann nicht sein.«
    »Der HPLC -Nachweis steht noch aus, aber wie es aussieht, war Ihre Dr. Welliver auf einem LSD -Trip. Nun weiß ich ja, dass manche Psychologen es zu therapeutischen Zwecken einsetzen – um den Geist für spirituelle Erfahrungen zu öffnen und so weiter und so fort. Aber sie hat verdammt noch mal an einer Schule gearbeitet. Eine Lehrerin, die Acid einwirft, ist nicht gerade ein glänzendes Vorbild.«
    Maura stand reglos da, den Hörer so fest ans Ohr gepresst, dass sie ihren eigenen Pulsschlag hören konnte. »Dieser Sturz vom Dach …«
    »Sehr gut möglich, dass ihr Verhalten durch Halluzinationen ausgelöst wurde. Oder durch eine akute Psychose. Sie erinnern sich an das CIA -Experiment vor einigen Jahren, als sie so einem armen Kerl LSD gegeben haben und er aus dem Fenster gesprungen ist? Man kann nie vorhersagen, wie jemand auf die Droge reagieren wird.«
    Maura dachte an die Kristalle auf dem Boden des Badezimmers, verschüttet von jemandem, der die Zuckerdose in die Toilettenschüssel geleert hatte. Um Beweise zu vernichten.
    »Ich werde mein Urteil revidieren und auf Tod durch Unfall befinden müssen. Nicht Selbstmord«, sagte Dr. Owen. »Sturz aus großer Höhe nach Einnahme von Halluzinogenen.«
    » LSD kann künstlich hergestellt werden«, warf Maura ein.
    »Hm, ja, ich denke schon. Wurde es nicht ursprünglich aus irgendeinem Pilz isoliert, der auf Roggen wächst?«
    Und wer weiß mehr über Pflanzen als Professor David Pasquantonio?
    »O Gott«, hauchte Maura.
    »Gibt es ein Problem?«
    »Ich muss Schluss machen.« Sie legte auf und wandte sich zu Sansone um, der direkt neben ihr stand und sie fragend ansah. »Wir können nicht bleiben«, sagte sie. »Wir müssen die Kinder holen und sofort aufbrechen.«
    »Warum? Maura, was ist plötzlich anders?«
    »Der Mörder«, sagte sie. »Er ist bereits hier im Schloss.«

30
    »Wo sind die anderen?«, fragte Maura.
    Julian stand in der Tür seines Zimmers und blinzelte sie benommen an. Er trug nur seine Boxershorts, und seine Haare standen wirr vom Kopf ab. Ein verschlafener Teenager, der nur den einen Wunsch zu haben schien, sich gleich wieder im Bett zu verkriechen. Er gähnte und rieb sich das Kinn, wo die ersten dunklen Bartstoppeln sprossen. »Sind sie denn nicht im Bett?«
    »Will, Teddy und Claire sind nicht in ihren Zimmern«, sagte Sansone.
    »Sie waren da, als ich zuletzt nach ihnen gesehen habe.«
    »Wann war das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht so gegen halb elf.« Julians Blick fiel auf die Waffe, die in Sansones Hosenbund steckte, und er richtete sich erschrocken auf. »Was ist denn los?«
    »Julian«, sagte Maura, »wir müssen sie so schnell wie möglich finden. Und wir dürfen dabei keinen Lärm machen.«
    »Sekunde«, sagte er und verschwand wieder in seinem Zimmer. Kurz darauf tauchte er wieder auf, bekleidet mit Jeans und Turnschuhen. Dicht gefolgt von Bear ging er den Flur entlang und trat in das

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