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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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schweren Tür, deren Scharniere fest im Stein verankert waren. Ein alter Lagerraum. Maura sah Julian an. »Warum gehst du nicht rauf in die Küche und wartest zusammen mit Teddy?«
    »Bear ist bei ihm. Ihm wird schon nichts passieren.«
    »Ich will nicht, dass du das siehst. Bitte.«
    Aber Julian blieb stur an ihrer Seite, als Sansone den Riegel zurückschob. Oben in der Küche jaulte Bear, ein hoher, verzweifelt klingender Laut, der ihr durch Mark und Bein ging, während Sansone die Tür aufstieß. In diesem Moment schlug Maura der Geruch aus der dunklen Kammer entgegen. Der Geruch von Schweiß, von panischer Angst. Was da vor ihr im Halbdunkel lag, war der Anblick, den sie am meisten gefürchtet hatte. Vier menschliche Körper, die an der Wand lehnten.
    Die Kinder. Lieber Gott, es sind die Kinder.
    Sansone fand den Schalter und knipste das Licht an.
    Eine der Gestalten hob den Kopf. Claire starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an und gab ein panisches Wimmern von sich, gedämpft durch das Klebeband über ihrem Mund. Die anderen regten sich ebenfalls – Will, die Köchin und Dr. Pasquantonio, alle mit Isolierband gefesselt und geknebelt.
    Sie leben. Sie sind alle am Leben!
    Maura ließ sich neben dem Mädchen in die Hocke fallen. »Julian, hast du dein Messer da?«
    Das Geheul des Hundes wurde hektischer, verzweifelter, als ob er sie anflehte: Schnell, beeilt euch!
    Julian hatte sein Taschenmesser schon aufgeklappt und kniete sich hin. »Halt still, Claire, sonst kann ich dich nicht losschneiden!«, befahl er, doch das Mädchen wand sich, die Augen vor Panik geweitet, als ob sie keine Luft bekäme. Maura riss ihr das Klebeband vom Mund.
    »Es ist eine Falle!«, schrie Claire. »Er ist noch nicht weg! Er steht direkt …« Sie verstummte, den Blick auf etwas – auf jemanden – hinter Mauras Rücken geheftet.
    Das Blut rauschte in Mauras Ohren, als sie sich umdrehte und einen hünenhaften Mann erblickte, der in der offenen Tür stand. Breite Schultern, funkelnde Augen in dem mit schwarzer Farbe verschmierten Gesicht – doch es war die Waffe in seiner Hand, an der ihr Blick haften blieb. Und der Schalldämpfer. Wenn er abdrückte, würde es keine ohrenbetäubende Explosion geben; der Tod würde mit einem gedämpften Knall kommen, der nur in den Steinmauern dieser Kammer tief unten im Berg zu hören sein würde.
    »Lassen Sie Ihre Waffe fallen, Mr. Sansone«, befahl er. »Und zwar auf der Stelle!«
    Er kennt unsere Namen.
    Sansone hatte keine Wahl; er zog die Pistole aus dem Hosenbund und ließ sie auf den Boden fallen.
    Julian, der schon neben Maura kniete, ergriff ihre Hand. Erst sechzehn, noch so jung, dachte sie, während sie sich fest an den Händen hielten.
    Bear heulte wieder auf, ein wütender, frustrierter Laut.
    Plötzlich blickte Julian auf, und sie sah seinen verwirrten Gesichtsausdruck. Und sie begriff im gleichen Moment wie er, wie unlogisch das war. Wenn Bear noch lebt, wieso verteidigt er uns dann nicht?
    »Kicken Sie die Waffe zu mir«, sagte der Mann.
    Sansone stieß die Pistole mit dem Schuh an, sie schlitterte über den Boden und blieb kurz vor der Tür, in der der Mann stand, liegen.
    »Und jetzt auf die Knie.«
    So endet es also für uns, dachte Maura. Wir alle auf den Knien. Eine Kugel in den Kopf für jeden.
    » Na los! «
    Sansone senkte resigniert den Kopf und ließ sich zu Boden sinken. Aber es war nur die Vorbereitung für ein letztes, verzweifeltes Manöver. Wie ein Sprinter, der aus dem Startblock losschießt, warf sich Sansone mit einem Satz auf den Mann mit der Pistole.
    Sie taumelten zusammen durch die offene Tür und rangen verzweifelt im Halbdunkel des Weinkellers.
    Sansones Waffe lag immer noch am Boden.
    Maura sprang auf, doch bevor sie die Waffe schnappen konnte, schloss sich eine andere Hand um den Griff. Und hielt ihr den Lauf an den Kopf.
    »Zurück! Zurück! «, schrie Teddy Maura an. Seine Hände zitterten, doch sein Finger war schon am Abzug, als er auf Mauras Kopf zielte. Er blickte über die Schulter und rief: »Ich erschieße sie, Mr. Sansone, ich tu’s wirklich!«
    Maura ließ sich wieder zu Boden sinken. Wie vom Donner gerührt kauerte sie dort, während Sansone wieder in die Kammer zurückgedrängt und neben ihr auf die Knie gezwungen wurde.
    »Ist der Hund angebunden?«, fragte der Mann mit der Pistole.
    »Ich habe ihn an den Küchenschrank gebunden. Er kann nicht weg.«
    »Fessle ihre Hände. Mach schnell«, sagte der Mann. »Sie werden jeden Moment hier sein,

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