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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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lauerten.
    »Folgen Sie mir«, sagte Lily und stieg wieder in den Golfwagen. »Das Schloss ist noch ein paar Meilen weiter die Straße hinauf.«
    »Müssen Sie nicht das Tor schließen?«
    »Es schließt automatisch. Wenn Sie das Gelände verlassen wollen – der Türcode für diese Woche lautet 4596, sowohl für das Tor als auch für die Eingangstür der Schule. Die Zahl ändert sich jeden Montag und wird während des Frühstücks bekannt gegeben.«
    »Die Schüler kennen sie also auch?«
    »Natürlich. Das Tor ist nicht dazu da, uns einzusperren. Es soll den Rest der Welt draußen halten.«
    Maura stieg wieder in ihren Lexus, und als sie zwischen den beiden Steinpfosten hindurchfuhr, begann das Tor sich bereits wieder zu schließen. Trotz Lilys Versicherung, dass es nicht dazu da sei, sie festzuhalten, ließen die eisernen Gitterstäbe sie an ein Hochsicherheitsgefängnis denken. Der Anblick brachte die Erinnerung an klirrendes Metall zurück, an Gesichter von Häftlingen, die sie aus ihren Zellen anstarrten.
    Sie folgte Lilys Golfwagen über eine einspurige Straße, die durch einen dichten Wald führte. Aus dem Dunkel der Bäume leuchtete plötzlich ein grell orangefarbener Pilz auf, der am Stamm einer altehrwürdigen Eiche wuchs. Hoch oben im Laubdach schwirrten Vögel umher. Ein Eichhörnchen hockte auf einem Ast, sie sah seinen buschigen Schwanz zucken. Welche anderen Kreaturen würden hier, tief in den Wäldern von Maine, noch aus ihren Verstecken hervorkommen, wenn die Nacht hereinbrach?
    Dann lichtete sich der Wald, und vor ihnen lag ein See. In der Ferne, jenseits der undurchdringlich dunklen Wasserfläche, erhob sich das Gebäude von Abendruh. Lily hatte von einem Schloss gesprochen, und genau so sah es auch aus. Aus dem blanken Granitfels erhoben sich graue Mauern aus dem gleichen Gestein, als ob sie aus dem Berg selbst emporgewachsen wären.
    Sie fuhren unter einem Steinbogen hindurch in den Hof, wo Maura vor einer moosbewachsenen Mauer parkte. Noch vor einer Stunde war es ein sommerlicher Tag gewesen, doch als sie jetzt ausstieg, empfand sie die Luft als kühl und feucht. Ihr Blick wanderte an den hoch aufragenden Granitmauern empor zu dem steilen Dach, und sie glaubte Fledermäuse zu sehen, die hoch oben um den Erkerturm kreisten.
    »Ihren Koffer lassen wir einfach hier auf der Treppe stehen«, sagte Lily, während sie ihn aus dem Kofferraum des Lexus wuchtete. »Mr. Roman bringt ihn dann auf Ihr Zimmer.«
    »Wo sind denn die ganzen Schüler?«
    »Die meisten Schüler und Lehrer sind über die Sommerferien nach Hause gefahren. Jetzt sind nur noch rund zwei Dutzend Jungs und Mädchen da, außerdem eine Rumpfbelegschaft, die das ganze Jahr über hierbleibt. Und nächste Woche werden Sie und Julian es hier so richtig ruhig haben, denn da machen wir mit den anderen Schülern einen Ausflug nach Quebec. Ich führe Sie nur kurz herum, und dann bringe ich Sie zu Julian. Er hat gerade Unterricht.«
    »Wie geht es ihm denn?«, fragte Maura.
    »Oh, er ist richtig aufgeblüht, seit er hier ist! Er ist nach wie vor nicht gerade wild aufs Lernen, aber er hat gute Ideen, und er bemerkt Dinge, die alle anderen übersehen. Und er passt auf die jüngeren Schüler auf, achtet immer darauf, dass ihnen nichts zustößt. Ein richtiger Beschützertyp.« Lily hielt inne. »Er hat allerdings eine Weile gebraucht, ehe er uns vertrauen konnte. Durchaus verständlich, nach dem, was er in Wyoming durchgemacht hat.«
    Ja, das konnte Maura verstehen – weil sie und Julian gemeinsam durch diese Hölle gegangen waren. Sie hatten um ihr Leben gekämpft und nie gewusst, wem sie vertrauen konnten.
    »Und Sie, Lily?«, fragte Maura. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin genau da, wo ich hingehöre. Ich lebe an diesem wunderbaren Ort und darf diese außergewöhnlichen jungen Menschen unterrichten.«
    »Julian hat mir erzählt, sie hätten in Ihrem Unterricht ein römisches Katapult gebaut.«
    »Ja, als wir den Belagerungskrieg durchgenommen haben. Da waren die Schüler wirklich mit Feuereifer bei der Sache. Leider ging dabei auch ein Fenster zu Bruch.«
    Sie stiegen die Steinstufen hinauf und kamen zu einer Tür, die hoch genug für einen Riesen war. Wieder tippte Lily den Zugangscode ein. Die massive Holztür schwang auf, nachdem Lily sie nur kurz angestoßen hatte, und sie traten über eine Schwelle in eine Eingangshalle mit hohen Bogengängen und alter Holztäfelung. An der Decke hing ein eiserner Kronleuchter, und in der Wölbung darüber

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