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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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immer noch so spannend wie am ersten Tag. Immer noch verspürte er dieses Kribbeln, jedes Mal, wenn er und Onkel Brian die Ausrüstung aus dem Haus trugen und sie in der Abenddämmerung aufbauten, die gleiche gespannte Erwartung, weil dies die Nacht sein könnte, in der er den Kometen Neil Yablonski entdeckte. Und dann hätte sich die ganze Mühe endlich gelohnt, die zahllosen Nachtwachen, bei denen er sich mit heißer Schokolade und Schokoriegeln auf den Beinen gehalten hatte. Und es würde sogar die Beleidigungen aufwiegen, die seine ehemaligen Klassenkameraden in Maryland ihm ins Gesicht geschleudert hatten. Fettsack. Michelin-Männchen.
    Die Kometenjagd war kein Hobby, bei dem man einen braun gebrannten Athletenkörper bekam.
    Heute hatte er seine Suche wie üblich bald nach der Abenddämmerung begonnen, denn Kometen waren am besten kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang zu sehen. Aber die Sonne war schon vor Stunden untergegangen, und immer noch hatte er keine Schweifsterne erspäht. Er hatte ein paar vorbeiziehende Satelliten beobachtet und einmal das kurze Aufflackern eines Meteors, aber nichts, was er in diesem Himmelssektor nicht schon einmal gesehen hätte. Er richtete das Teleskop auf einen anderen Sektor, und der unterste Stern der Canes Venatici kam in sein Blickfeld. Die Jagdhunde. Er erinnerte sich an die Nacht, in der sein Vater ihm den Namen dieses Sternbilds beigebracht hatte. Eine kalte Nacht, in der sie beide bis zur Morgendämmerung aufgeblieben waren. Sie hatten sich mit Schlucken aus der Thermoskanne gewärmt und sich ab und zu einen Snack …
    Plötzlich schnellte er hoch und drehte sich um. Was war das für ein Geräusch? Ein Tier? Oder bloß der Wind in den Bäumen? Er stand mucksmäuschenstill da und lauschte angestrengt, doch die Nacht war mit einem Mal unnatürlich still, so still, dass er seinen eigenen Atem extrem laut hörte. Onkel Brian hatte ihm versichert, dass in diesen Wäldern keine gefährlichen Tiere hausten, aber wie er so allein in der Dunkelheit stand, konnte Will sich alle möglichen Kreaturen mit scharfen Zähnen vorstellen. Schwarzbären. Wölfe. Pumas.
    Mit flatternden Nerven wandte er sich wieder seinem Teleskop zu und verschob den Ausschnitt. Und da war plötzlich dieser Staubhaufen, genau in der Mitte des Okulars. Ich hab ihn gefunden! Komet Neil Yablonski!
    Nein. Nein, du Idiot, das war kein Komet. Er seufzte enttäuscht auf, als ihm klar wurde, dass das Ding in seinem Okular der M3 war, ein Kugelsternhaufen. Etwas, das jeder halbwegs brauchbare Astronom erkennen würde. Ein Glück, dass er nicht Onkel Brian geweckt hatte, um es ihm zu zeigen – das wäre todpeinlich gewesen.
    Ein knackender Zweig ließ ihn erneut herumfahren. Da bewegte sich etwas im Wald. Ganz eindeutig – da war irgendetwas.
    Die Explosion schleuderte ihn nach vorn. Er fiel hart mit dem Gesicht voran ins Gras und blieb benommen liegen. Irgendwo flackerte ein Licht, wurde immer heller, und als er den Kopf hob, sah er, dass die Bäume orangefarben schimmerten. Im Nacken spürte er einen heißen Luftzug, wie den Atem eines Ungeheuers. Er drehte sich um.
    Das Haus brannte lichterloh. Die Flammen loderten auf wie Finger, die nach dem Himmel krallten.
    »Onkel Brian!«, schrie Will. »Tante Lynn!«
    Er rannte auf das Haus zu, doch eine Feuerwand versperrte ihm den Weg und ließ ihn zurückprallen, so höllisch heiß, dass jeder Atemzug in seiner Kehle brannte. Würgend und hustend taumelte er rückwärts und roch den Gestank seiner eigenen angesengten Haare.
    Hol Hilfe! Die Nachbarn! Er drehte sich zur Straße um, lief ein paar Schritte und hielt gleich wieder inne.
    Eine Frau kam auf ihn zu. Ganz in Schwarz gekleidet, schlank und geschmeidig wie ein Panther. Ihre blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, und im flackernden Schein des Feuers traten ihre Gesichtszüge scharf hervor.
    »Helfen Sie mir!«, schrie er. »Meine Tante und mein Onkel … Sie sind im Haus!«
    Sie sah zum Bauernhaus hinüber, das jetzt vollends von Flammen eingehüllt war. »Es tut mir leid. Aber für die beiden ist es zu spät.«
    »Es ist nicht zu spät! Wir müssen sie retten!«
    Sie schüttelte betrübt den Kopf. »Ich kann ihnen nicht helfen, Will. Aber dich – dich kann ich retten.« Sie streckte die Hand aus. »Komm mit mir. Wenn dir dein Leben lieb ist.«

3
    Es gab Frauen, denen stand Rosa gut. Es gab Frauen, die konnten Schleifchen und Spitzen tragen, konnten in seidenglänzendem Taft

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