Abendruh: Thriller (German Edition)
Sprache. Anthony Sansones bizarre kleine Gruppe führte Buch über Gewaltverbrechen auf der ganzen Welt, immer auf der Suche nach Beweisen dafür, dass das Böse wirklich existierte. Dass die Menschheit sich im Belagerungszustand befand. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass diese Truppe hinter der Schule steckt.«
»Ich habe es auch erst nach meiner Ankunft hier erfahren.«
»Das sind Verschwörungstheoretiker. Die sehen Monster hinter jeder Ecke.«
»Vielleicht liegen sie diesmal gar nicht so falsch.«
»Jetzt komm mir bitte nicht auch noch mit diesen biblischen Prophezeiungen. Ausgerechnet du!«
»Ich spreche nicht von Dämonen. Irgendetwas geht hier vor, was wir nicht erklären können; irgendetwas, was diese Kinder miteinander verbindet. Die Schulpsychologin will keine Details herausrücken und beruft sich auf ihre Schweigepflicht. Aber Lily Saul hat mir genug über Claire und Will erzählt, um mich davon zu überzeugen, dass hier ein Muster vorliegt. Und Abendruh ist vielleicht der einzige Ort, wo diese drei Kinder sicher sind.«
»Eine Schule, die von einer paranoiden Organisation geleitet wird …«
»Gerade das macht diese Leute zu idealen Beschützern. Sie haben diesen abgelegenen Ort gewählt, weil sie ihn verteidigen können.«
Es klopfte an der Badtür. »Rizzoli?«, rief Frost. »Die Sozialarbeiterin ist hier, um den Jungen mitzunehmen.«
»Niemand nimmt ihn mit – das musst du verhindern!«
»Was soll ich ihr denn sagen?«
»Moment, ich komm gleich raus.« Sie wandte sich wieder dem Telefongespräch zu. »Maura, ich bin mir nicht sicher, ob ich Sansone und seiner Truppe trauen kann.«
»Wir haben uns bisher immer hundertprozentig auf ihn verlassen können, das weißt du. Und diese Leute haben bestimmt weit mehr Mittel und Möglichkeiten, als das Boston PD je mobilisieren könnte.«
Und es würde keine undichten Stellen mehr geben, dachte Jane. Es gab keinen besseren Ort, um einen Jungen vor der Welt versteckt zu halten.
»Wie komme ich dorthin?«, fragte sie.
»Es ist nicht leicht zu finden. Ich muss dir die Wegbeschreibung mailen.«
»Tu das. Wir telefonieren später noch mal.« Sie legte auf und verließ das Bad.
Im Wohnzimmer wartete die Sozialarbeiterin mit Frost. »Detective Rizzoli«, sagte sie, »wir haben eine neue Pflegefamilie für …«
»Ich habe schon etwas für Teddy organisiert«, unterbrach Jane sie.
Die Frau vom Jugendamt runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, wir sollten ihn vermitteln.«
»Der Täter von heute Abend hatte es möglicherweise auf Teddy abgesehen. Das bedeutet, dass es weitere Überfälle geben könnte. Sie wollen doch nicht, dass noch eine Pflegefamilie ermordet wird, oder?«
Die Frau schlug sich die Hand vor den Mund. »O Gott. Sie glauben wirklich …«
»Genau.« Jane sah Frost an. »Kannst du dafür sorgen, dass die Inigos für diese Nacht sicher untergebracht werden? Ich nehme Teddy mit.«
»Wohin?«
»Ich ruf dich später an. Jetzt gehe ich erst mal rauf, um eine Tasche für ihn zu packen. Und dann machen wir zwei uns schleunigst aus dem Staub.«
»Du kannst mich doch nicht völlig im Dunkeln tappen lassen.«
Sie warf einen Blick auf die Sozialarbeiterin, die sie und Frost entgeistert anstarrte. »Je weniger Leute Bescheid wissen, desto sicherer ist es«, sagte sie. Für uns beide.
In den frühen Morgenstunden fuhr Jane in Richtung Norden, den Rückspiegel stets im Blick. Auf dem Rücksitz schlief Teddy die ganze Fahrt hindurch. Sie hatten nur einen kurzen Zwischenstopp bei ihr zu Hause eingelegt, damit Jane ein paar Kleider und Toilettenartikel in eine Reisetasche stopfen konnte. Gabriel wäre es lieber gewesen, wenn Jane sich erst noch ein paar Stunden hingelegt hätte, um dann bei Tageslicht ausgeruht aufzubrechen, aber Jane konnte es nicht erwarten, Teddy aus Boston herauszuschaffen.
Es kam nicht infrage, dass sie ihn in ihrer Wohnung oder auch nur in der Nähe ihrer Familie behielt. Sie hatte gesehen, was mit Familien passierte, die Teddy aufnahmen. Der Tod schien in den Fußstapfen des Jungen zu wandeln und seine Sense nach jedem zu schwingen, der zufällig in der Nähe war. Und sie wollte nicht, dass diese blutige Sense die beiden Menschen niedermähte, die sie über alles liebte.
Also hatte sie den Jungen ins Auto gepackt und ihre Tasche in den Kofferraum geworfen, und eineinhalb Stunden nach Mitternacht fuhren sie bereits in nördlicher Richtung aus der Stadt hinaus. Fort von ihrer Familie.
Zu dieser nächtlichen Stunde
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