Abendstern - Roman
sieben Nächte zum Spielen heraus. Es ist gemein, es ist hässlich, und es ist mächtig. Wir erleben im Moment eine Vorschau.«
Layla ließ sich noch Wein einschenken. Nachdenklich musterte sie Quinn. »Warum habe ich denn noch nie davon gehört? Zumindest von dem Ort?«
»Es hat zwar Bücher und Artikel darüber gegeben, aber die meisten sind irgendwo zwischen Außerirdischen und Bigfoot angesiedelt«, erklärte Quinn. »Es hat noch nie einen ernsthaften, gründlich recherchierten Bericht gegeben. Das ist meine Aufgabe.«
»Gut. Sagen wir mal, ich glaube Ihnen, was haben
Sie beide dann damit zu tun?«, wandte sie sich an Fox und Cal.
»Wir sind diejenigen, die das Böse herausgelassen haben«, erwiderte Fox. »Cal, ich und ein Freund, der im Moment nicht hier ist. Diesen Juli ist es einundzwanzig Jahre her.«
»Da waren Sie doch noch Kinder. Damals waren Sie doch gerade erst …«
»Zehn«, bestätigte Cal. »Wir sind alle am gleichen Tag geboren, und es war an unserem zehnten Geburtstag. Und wie ist das bei Ihnen? Warum sind Sie hergekommen?«
Layla trank noch einen Schluck Wein. Es ging ihr schon wieder besser, in dieser hell erleuchteten Küche mit den Fremden, die ihr ihre Geschichte glaubten, und dem Hund, der unter dem Tisch schnarchte.
»Ich habe in den letzten Nächten Träume gehabt. Alpträume. Manchmal bin ich in meinem Bett aufgewacht, aber manchmal stand ich auch schon vor der Tür von meiner Wohnung und wollte heraus. Ich habe Blut und Feuer gesehen. In meinen Träumen kam beides vor, und auch eine Art Altar auf einer Lichtung im Wald. Ich glaube, es war ein Stein. Da war auch Wasser. Schwarzes Wasser. Ich bin darin ertrunken. Dabei war ich in der Highschool in der Schwimmmannschaft!«
Sie erschauerte und trank noch einen Schluck. »Ich hatte Angst vor dem Einschlafen. Selbst wenn ich nicht schlief, glaubte ich Stimmen zu hören. Ich konnte sie zwar nicht verstehen, aber sie füllten einfach meinen Kopf, ganz egal, was ich gerade tat. Ich dachte schon, ich hätte einen Nervenzusammenbruch. Oder vielleicht
einen Gehirntumor. Ich wollte sogar schon zum Neurologen gehen. Dann habe ich in der letzten Nacht eine Schlaftablette genommen, weil ich glaubte, dass ich dann nicht träumen würde. Aber es kam trotzdem, und im Traum war jemand bei mir im Bett.«
Ihre Stimme bebte. »Es war nicht eigentlich mein Bett, sondern irgendwo anders. Ein kleines Zimmer. Ein kleines, heißes Zimmer mit einem winzigen Fenster. Ich war jemand anderer. Ich kann es nicht richtig erklären.«
»Doch, Sie machen das gut«, versicherte Quinn ihr.
»Es passierte mir zwar, aber ich war nicht ich. Ich hatte lange Haare und einen anderen Körper. Ich trug ein langes Nachthemd. Das weiß ich, weil er … es hochschob. Er berührte mich. Er war kalt, so kalt. Ich konnte nicht schreien und mich nicht wehren, auch nicht, als er mich vergewaltigte. Er war in mir, aber ich konnte nichts sehen. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich fühlte alles so, als ob es passieren würde, aber ich konnte es nicht aufhalten.«
Sie hatte gar nicht gemerkt, dass ihr Tränen übers Gesicht liefen, bis Fox ihr eine Serviette in die Hand drückte. »Danke. Als es vorbei war, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Nur eine einzige Stimme dieses Mal, sie nahm mir den Schmerz, und mir wurde wieder warm. Sie sagte: ›Hawkins Hollow‹.«
»Layla, sind Sie vergewaltigt worden?«, sagte Fox leise. »Als Sie aus dem Traum aufwachten, gab es da ein Anzeichen dafür, dass Sie vergewaltigt worden sind?«
»Nein.« Sie blickte ihn an. Seine Augen waren goldbraun und voller Mitgefühl. »Ich bin in meinem eigenen
Bett aufgewacht und habe natürlich sofort nachgesehen. Aber da war nichts. Er hat mir wehgetan, also hätte ich eigentlich blaue Flecken und Prellungen haben müssen, aber es war nichts zu sehen. Es war früh am Morgen, noch nicht ganz vier Uhr, und ich dachte ständig, Hawkins Hollow. Also packte ich und fuhr mit dem Taxi zum Flughafen, um mir ein Auto zu mieten. Dann bin ich hierher gefahren. Ich bin noch nie hier gewesen.«
Sie schwieg und blickte Quinn und Cal an. »Ich habe noch nie von Hawkins Hollow gehört, aber ich wusste, welche Strecke ich fahren musste. Ich kannte den Weg und wusste auch, wie ich zum Hotel kam. Ich habe heute früh dort eingecheckt, bin in mein Zimmer gegangen und habe bis kurz vor sechs geschlafen wie eine Tote. Als ich den Speisesaal betrat und das Ding sah, habe ich gedacht, ich würde immer noch schlafen und
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