Abendstern - Roman
kannst die Heizung anmachen. Setz dich in meinen Wagen und schalt die Heizung ein. Kannst du das?«
Sie hätte gerne ja gesagt. Etwas in ihr wollte zu allem, was er vorschlug, ja und amen sagen. Aber sie sah in seinen Augen, was er vorhatte.
»Du willst da hineingehen.«
»Das muss ich tun. Setz dich für ein paar Minuten in meinen Wagen.«
»Wenn du hineingehst, gehe ich auch.«
»Quinn.«
Wie machte er das nur, ärgerlich und geduldig zugleich zu klingen, fragte sie sich. »Ich würde mich hassen, wenn ich mich in deinem Truck verstecken würde,
während du hineingehst. Außerdem sind wir besser zu zweit. Es ist besser.«
»Dann bleib wenigstens hinter mir, und wenn ich sage, raus, dann gehst du auch. Ist das klar?«
»Ja. Glaub mir, ich schäme mich gar nicht, mich hinter dir zu verstecken.«
In seinen Augen leuchtete ein ganz leichtes Lächeln auf, das beruhigte sie mehr als alles andere.
Wieder drehte er seinen Schlüssel im Schloss. Als die Tür aufging, war das Licht an. Al Rokers Stimme verkündete im Fernsehen fröhlich den Wetterbericht. Das einzige Zeichen dafür, dass etwas passiert war, war ihre Wasserflasche, die unter dem Gestell mit den Gewichten lag.
»Cal, ich schwöre, der Strom war weg, und der Raum …«
»Ich habe es gesehen. Es war stockdunkel hier drin, als du herauskamst. Überall lagen die Gewichte herum, und der Boden hob sich. Ich habe es gesehen, Quinn. Ich habe es von draußen auch gehört.«
Er hatte versucht, die Tür mit seinem Gewicht aufzubrechen, weil er sie hatte schreien hören.
»Okay. Meine Sachen sind in der Umkleide. Ich möchte sie gerne aus dem Schließfach holen.«
»Gib mir den Schlüssel, und ich …«
»Zusammen.« Sie ergriff seine Hand. »Riechst du es auch? Hier liegt so ein Geruch in der Luft.«
»Ja, Schwefel. Aber es wird langsam schwächer.« Er lächelte, als sie sich bückte und ein Gewicht ergriff.
Er stieß die Tür zur Frauenumkleide auf. Auch hier war alles normal und ordentlich. Trotzdem beeilten sie
sich und holten rasch Quinns Sachen aus dem Schließfach. Schnell schlüpfte sie in ihren Trainingsanzug. »Komm, lass uns hier verschwinden.«
Als sie die Umkleide verließen, kam Matt herein.
Der junge, sportliche Mann arbeitete gelegentlich auch als Personal Trainer. Als er sie beide zusammen herauskommen sah, grinste er. Dann räusperte er sich.
»Hey, tut mir leid, ich bin zu spät. Heute früh war es wie verhext. Zuerst klingelte mein Wecker nicht, und dann sprang meine Karre nicht an. Das war so ein Morgen heute!«
»Ja«, erwiderte Quinn und legte das Gewicht zurück. »Das war so ein Morgen. Ich bin fertig für heute.« Sie gab ihm den Schließfachschlüssel. »Bis dann.«
Sie wartete, bis sie draußen waren. Dann wandte sie sich an Cal. »Er hat gedacht, wir …«
»Ja, ja.«
»Hast du es schon jemals in der Umkleide gemacht?«
»Da ich heute zum ersten Mal in der Frauenumkleide war, muss ich zugeben, nein.«
»Ich auch nicht. Cal, hast du ein bisschen Zeit, einen Kaffee zu trinken - Gott, ich mache dir sogar Frühstück - und über die Vorfälle zu reden?«
»Ich nehme mir die Zeit.«
Sie erzählte ihm, was passiert war, während sie Rührei zubereitete. »Ich war außer mir vor Angst«, sagte sie, als sie in das kleine Esszimmer gingen.
»Nein, du hast kühlen Kopf bewahrt«, erwiderte Cal
und half ihr, den Tisch zu decken. »Du hast trotz der Dunkelheit die Tür gefunden.«
»Danke.« Sie setzte sich. Mittlerweile zitterte sie nicht mehr, aber sie hatte immer noch weiche Knie. »Danke, dass du das sagst.«
»Es ist die Wahrheit.«
»Du warst da, als ich die Tür öffnete, das war einer der besten Momente in meinem Leben. Warum warst du eigentlich da?«
»Ich wollte schnell bei dir vorbeischauen, um zu sehen, wie es dir ging. Und kurz mit dir reden. Gage …«
»Ja, ich weiß. Erzähl mir erst das andere.«
»Okay. Als ich auf das Zentrum zukam, sah ich Ann Hawkins an der Tür stehen. Und ich hörte dich schreien.«
»Was, du hast mich im Auto, durch die Mauern gehört?«
»Ja, ich habe dich gehört. Als ich aus dem Auto sprang und auf die Tür zurannte, hörte ich drinnen Poltern und Krachen, aber ich bekam die verdammte Tür nicht auf.«
Sie hörte ihm an der Stimme an, welche Angst er um sie gehabt hatte, und stand auf, um sich auf seinen Schoß zu setzen.
Dort saß sie immer noch, in seine Arme geschmiegt, als Cybil hereinkam.
»Hi. Du brauchst nicht aufzustehen.« Sie setzte sich auf Quinns Stuhl.
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