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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Und solange das der Fall ist, haben wir eine Chance. Das sagt mir mein Gefühl. Ich weiß es einfach, so wie Cal den Stein als das Amulett gesehen hat, das Dent um den Hals trug.«
    »Und wie ist es mit dir?«, fragte Cybil Gage. »Was weißt du? Was siehst du?«
    Er blickte sie an. »Ich sehe ihn ganz. Er liegt auf dem Heidenstein. Die Flammen züngeln hoch und verzehren ihn, hüllen ihn ganz ein. Über die ganze Lichtung
zieht ein Höllenfeuer, das nicht einmal der Teufel überleben könnte.«
    Er trank einen Schluck Wein. »Das sehe ich, wenn der Stein wieder ganz ist, und deshalb habe ich damit keine Eile.«
    »Vielleicht ist der Stein so entstanden«, begann Layla.
    »Ich kann nicht in die Vergangenheit sehen. Das ist Cals Sache. Ich sehe nur das, was kommt.«
    »Wie praktisch in deinem Beruf.«
    Gage blickte Cybil an und grinste träge. »Es kann auf jeden Fall nicht schaden.« Er ergriff seinen Stein und warf ihn leicht hoch. »Hat jemand Interesse an einem kleinen Spielchen?«
    Er hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, als das Licht ausging.
    Die flackernden Kerzen tauchten den Raum in ein unheimliches Licht. »Ich schalte den Generator ein.« Cal stand auf. »Für Wasser, Kühlschrank und Herd.«
    »Geh nicht alleine hinaus.« Layla blinzelte. »Ich meine …«
    »Ich gehe mit dir.«
    Als Fox aufstand, heulte etwas in der Dunkelheit.
    »Lump.« Wie der Blitz schoss Cal nach draußen. Im Rennen ergriff er die Taschenlampe, die an der Wand hing.
    Er richtete den Lichtstrahl in Richtung des Geräuschs, aber das Schneetreiben war so dicht, dass man nichts sehen konnte.
    Aus der Schneedecke war eine Mauer geworden, die bis zu den Knien reichte. Cal rief seinen Hund und versuchte auszumachen, woher das Heulen kam.

    »Himmel«, schrie Fox hinter ihm, »das ist ja der Wahnsinn hier draußen.« Er packte Cal am Arm, und Gage trat an seine andere Seite. »Lump! Komm her, Lump! So habe ich ihn noch nie gehört.«
    »Woher weißt du, dass es der Hund ist?«, fragte Gage ruhig.
    »Geht wieder hinein«, sagte Cal grimmig. »Wir können die Frauen nicht allein lassen. Ich gehe meinen Hund suchen.«
    »Ja, klar, wir lassen dich hier alleine durch den Blizzard stolpern.« Gage warf einen Blick zum Haus. »Außerdem kommen sie gerade heraus.«
    Sie hatten sich untergehakt und hielten Taschenlampen in den Händen. Sie hatten sich sogar die Zeit genommen, Jacken und Stiefel anzuziehen, was vernünftig war, wie Cal zugeben musste.
    »Geht wieder hinein«, schrie er über dem brausenden Wind. »Wir suchen schnell nach Lump und kommen gleich nach.«
    »Entweder wir gehen alle oder gar keiner.« Quinn trat zu Cal. »Lasst uns keine Zeit verschwenden«, fuhr sie fort, bevor er widersprechen konnte. »Wir sollten uns verteilen, oder?«
    »Aber nur in Paaren. Fox, du gehst mit Layla hier entlang, Quinn und ich versuchen es hier. Gage und Cybil, ihr geht hinter das Haus. Er muss ganz in der Nähe sein. Er entfernt sich nie allzu weit.«
    Er klang, als ob er Angst hatte, aber das wollte Cal nicht laut sagen. Sein dummer, fauler Hund klang ängstlich. »Halt dich an meinem Hosenbund fest«, sagte er zu Quinn.

    Sie waren kaum zwei Schritte gegangen, als er außer dem Heulen noch ein anderes Geräusch vernahm.
    »Hast du das gehört?«
    »Ja, da hat jemand gelacht. So wie ein ungezogener kleiner Junge lacht.«
    Ein heftiger Windstoß brachte Quinn zum Straucheln, fast wären sie beide zu Boden gestürzt.
    Er musste sie ins Haus zurückschicken, dachte Cal, damit ihr nichts passierte. Gerade wollte er sich umdrehen, um sie am Arm zu packen, da sah er sie.
    Sein Hund saß halb vergraben im Schnee, reckte den Kopf und heulte.
    Der Junge schwebte über dem Schnee und grinste, als ein neuerlicher Windstoß Lump bis zu den Schultern mit Schnee bedeckte.
    »Zum Teufel, verschwinde von meinem Hund!«
    Cal sprang vorwärts, aber der Wind schleuderte ihn zurück, so dass Quinn und er hinfielen.
    »Ruf ihn!«, schrie Quinn. »Ruf ihn, damit er kommt!« Sie zerrte sich die Handschuhe von den Händen, steckte die Finger zwischen die Lippen und stieß einen schrillen Pfiff aus.
    Lump zitterte; der Dämon lachte.
    Cal rief weiter und kroch fluchend auf Lump zu. Der Schnee flog ihm in die Augen, und seine Hände waren ganz taub von der Kälte. Er hörte Rufe hinter sich, konzentrierte sich aber nur darauf, seinen Hund zu erreichen, bevor der nächste Windstoß ihn völlig unter dem Schnee vergrub.
    Er würde im Schnee ersticken, dachte Cal,

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