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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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zu.
    »Seht sie euch ruhig aus der Nähe an«, sagte Ziesche, als Holt und Gomulka in die Stube traten. »Das ist sehr lehrreich. Klarer kann der Beweis, daß es sich um einen rassisch ganz minderwertigen Typ handelt …« – »Bei den Russen?« fragte Gomulka. – »Ja. Ihr braucht euch bloß mal die Gesichter anzusehen …«
    Gomulka unterbrach Ziesche schon wieder: »Die Russen sind als Slawen aber doch
Arier
«, sagte er.
    »Wieso?« fragte Ziesche verblüfft. »Ach so! Arier?«
    »Ja, natürlich«, sagte Gomulka. »Das mußt du doch wissen!«
    »Sieh mal«, erwiderte Ziesche, während er seine Gedanken ordnete. »Auch unter den arischen Rassen, verstehst du … Also die sind nicht einheitlich, nicht wahr! In Rußland, also da liegt die Sache klar, da ist das Element der Organisation seit je germanisch und nicht slawisch gewesen. Unter allen Ariern stehen die Germanen weitaus am höchsten, weil sie die nordische Rasse am reinsten verkörpern.« Erst jetzt merkte Holt, wie sehr Gomulka Ziesche aus dem Konzept gebracht hatte.
    »Das sollte dir eigentlich alles klar sein …«, sagte Ziesche aggressiv,»aber du mit deinem slawischen Namen bist überhaupt lasch und angekränkelt …«
    Wolzow hatte bisher zugehört, den nackten Fuß im Schoß, den Dolch in der Hand. »Was soll denn das heißen? Du denkst wohl, du bist allein ein guter Nationalsozialist?« – »Dein Name ist auch nicht arischer!« sagte Holt.
    Vetter lachte meckernd. Ziesche lief puterrot an. Er wackelte mit dem Kopf. »Mein Name entstand durch Abschleifung aus einem rein germanischen! Aber auf den Namen kommt es nicht an, vielmehr …« – »Schon gut«, sagte Gomulka. »Nur eins ist mir noch unklar: Selbst wenn die Slawen nicht so hochwertig sind wie die nordische Rasse, deswegen sind sie doch immer noch Arier! Kann man sie denn da als Untermenschen bezeichnen?«
    Ziesche fühlte wieder sicheren Boden unter den Füßen. »In der Vergangenheit hättest du mit deinem Einwand recht gehabt, früher, als in Rußland noch die staatstragende germanische Oberschicht herrschte. Durch die Herrschaft des Bolschewismus ist das anders geworden. Der jüdische Bolschewismus hat die rassisch-völkische Grundlage der Slawen total zerstört. Natürlich ist der Bolschewismus reif zum Untergang, denn der Jude als Ferment der Dekomposition …«
    »Waaas?« machte Vetter.
    »Na ja, so sagt der Führer! Als zerstörerische Kraft … er kann das mächtige Reich nicht erhalten, und das Ende der Judenherrschaft wird zugleich auch das Ende Rußlands als Staat sein. Der Führer hat ganz klar gesagt, daß wir vom Schicksal ausersehen sind, Zeugen einer Katastrophe zu werden …«
    Zeugen einer Katastrophe zu werden, wiederholte Holt in Gedanken, und dieser Satz hakte sich in seinem Gehirn fest.
    »… die die gewaltigste Bestätigung für die Richtigkeit der völkischen Rassentheorie ist.«
    Gomulka sagte: »Na ja. Aber sieh dir mal die Frontlage im Osten an.«
    Ziesche rief erregt: »Was da gegen unsere Front anrennt, das ist fanatisiertes Pack! Sie werfen die letzten Reserven in den Kampf, Greise und Kranke …« Wolzow schnürte sich den Schuh zu undbegann zu schimpfen: »Jetzt werde ich dir mal was sagen, du abgeschliffener Germane! Die Wehrmacht lasse ich auf gar keinen Fall beleidigen! Willst du etwa sagen, daß unsere Divisionen von Greisen und Kranken geschlagen worden sind?«
    »Geschlagen …«, protestierte Ziesche, aber Wolzow rief aufgebracht: »Natürlich, geschlagen! In Stalingrad vernichtet! Bei Radomysl und Brussilow geschlagen! Bei Kirowgrad vernichtet! Bei Schumsk und Ostropol geschlagen! Bei Kamenez und Skala vernichtet! Von Greisen, was, und Kranken, wie?«
    Holt, anfangs voller Schadenfreude, fühlte wieder eisige Beklommenheit. Ziesche raffte sich auf und schrie: »Die Übermacht ist vorübergehend so groß, daß …«
    »Übermacht!« höhnte Gomulka. »Wieviel Junge und Gesunde müssen die erst haben bei solcher Übermacht an Greisen und Kranken!« Wolzow stieß das Fahrtenmesser in die Tischplatte: »Herrgott, Ziesche, bist du blöd!« rief er. »Das ist ja unbeschreiblich, wie saudumm,
saudumm
du bist! Da muß man ja Mitleid haben, so schrankenlos blöd wie du bist! So was will ein Nationalsozialist sein! Quatscht der Kerl von Zusammenbruch und letzten Reserven! Soll ich dir mal an der Karte zeigen, was sich diesen Winter an der Ostfront abgespielt hat?«
    Ziesche, nun ebenfalls wütend, rief: »So! So! So! Du meinst also … Du willst … Ich

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