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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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mit geöffnetem Turmluk. Der Kommandant starrte durch den Feldstecher. Wolzow legte Panzerfäuste vor sich hin. »Der traut sich nicht rein!« Burgkert kauerte über dem Zündmechanismus. Vetter rief: »Achtung … er macht die Luke dicht!« Motorenlärm sprang auf. Der erste Panzer rollte klirrend über die Brücke, ein zweiter folgte, ein dritter … Burgkert zündete. Die Detonation deckte das Dach der Villa ab und schlug wie eine Sturmbö in den Garten … Ein Panzer hielt vor dem Haus, Vetter sprang mit einer Panzerfaust zwischen die Büsche. Als der Panzer in die Luft flog, krachten vom Fluß her die ersten Sprenggranaten in die Villa. »In die Stadt!« brüllte Burgkert. Der Panzer vor den Schützenlöchern brannte mit einer riesigen, fast unbewegten und stark rußenden Flamme. Vom jenseitigen Ufer feuerten Panzerkanonen in den Flecken. Holt lief die Straße entlang. Fünfzig Meter vor ihm rannten Wolzow und Burgkert, und sie deuteten nach links in eine Gasse und liefen weiter. Holt überquerte die Gasse und sah sich unmittelbar hinter dem Heck eines Panzers, sah den weißen Stern auf blauem Felde, und aus den Auspuffrohren schlug ihm heißes Gas ins Gesicht … Holt ließ sich zu Boden fallen. Ein schmetternder Schlag betäubte ihn. Als er zu sich kam, floß vor seinem Gesicht brennendes Benzin aufs Pflaster, er kroch in die Deckung der Häuser. Von der anderen Seite schoß Vetter eine zweite Panzerfaust ab, und dieDetonation warf Holt gegen die Mauer. Er erhob sich und taumelte die Straße hoch. Das Schießen ringsum war verstummt. Wolzow und Burgkert standen in einem Hausflur und spähten die Straße hinab zur Brücke. »Hier … sauf!« sagte Burgkert. Sie liefen durch die Stadt, an einem qualmenden Panzerwrack vorbei. Vetter wartete schon am Ortsausgang, bei einem kleinen, offenen Kübelwagen. Burgkert fuhr mit einem Höllentempo über die Schlaglöcher. Hinter ihnen brannte die Stadt. Der Alkohol stieß Holt noch tiefer in Gleichgültigkeit und Apathie. Er saß auf dem Rücksitz, neben ihm war alles mit Schnapsflaschen vollgepackt. So geht das weiter: auf Panzer lauern, auf Panzer schießen, vor Panzern fliehen, und wieder auf Panzer lauern, ohne Ende. Burgkert fuhr mit halsbrecherischem Tempo.
    »Das ist schon die Leipzig–Altenburger Gegend!« sagte Wolzow. Sie jagten zwischen Feldern entlang.
    Vor ihnen lag Wald, noch fern. »Jabos!« schrie Vetter. Burgkert bremste scharf. Sie liefen über den Acker zu einer großen Strohmiete. Burgkert machte fluchend kehrt. Aus der Deckung der Strohballen sah Holt, wie der Oberfeldwebel einen Arm voll Schnapsflaschen aus dem Wagen raffte, wie er in einer Wolke aus Feuer und Erde verschwand, während der Jagdbomber steil nach oben zog.
    Sie standen um den brennenden Wagen. Burgkert, zur Seite geschleudert, lag tot auf dem Feldweg.
     
    13
     
    In einem Dorf liefen sie einem Kommando der Feldgendarmerie in die Arme. Mit etwa hundert Versprengten aller Truppenteile wurden sie auf Lastwagen in die nächste Kaserne gefahren; der Gebäudekomplex war hell erleuchtet, als gebe es keinen Luftkrieg. Hier fanden sie Leutnant Wehnert wieder. Er zeigte sich erfreut: »Sie kommen wie gerufen! Ich hab eine Alarmkompanie, es fehlt an Dienstgraden, Gefreite als Zugführer! Sie übernehmen sofort einen Zug, Wolzow!« Der Zug lag auf drei Stuben und wartete,blutjunge Burschen, von überallher zusammengeholt, von Panzerschulen, aus einem ROB-Bataillon der Grenadiere, auch Arbeitsmänner waren dabei, die man in feldgraue Uniformen gesteckt hatte. Auf den Stuben redete man von neuen Waffen, von der großen Wende des Krieges.
    In der Waffenkammer saß ein betrunkener Unteroffizier. Jeder nahm sich, was ihm gefiel, auch in der Kleiderkammer, wo Holt endlich den dicken, wattierten Überrock gegen Tarnkleidung aus Segeltuch eintauschte. Den Rest der Nacht und den folgenden Tag lagen sie in einer Stube auf Strohsäcken herum. Wolzow hatte ein Zeitungsblatt aufgetrieben und las daraus vor. »Siegen oder fallen! … Einzige Parole für den Volkskrieg.« Der Wehrmachtbericht sprach von »örtlichen Kämpfen an der Ostfront«, von einer »Abwehrschlacht im Ruhrgebiet«, dann war Schweinfurt genannt und gleichzeitig Erfurt erwähnt. »Da kennt sich keine Sau aus!« sagte Wolzow. »Keine Front mehr, nur überall Panzerkeile …« Man unterhielt sich über die deutschen Siegeschancen. Jemand erzählte von einem BdM-Mädchen aus Aachen, das den Amerikanern fanatisch … Holt lief aus der Stube.
    Er

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