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Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
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Schwein war in ein paar zusammengeknöpfte Zeltbahnen gewickelt; aus dem grauen Bündel schauten nur die zusammengebundenen Schweinsfüße. Sie nahmen den Stamm auf die Schultern. Zu viert schleppten sie die Last zum Lager. Zemtzki hatte sich das Schweineschwänzchen als Trophäe an die Mütze gesteckt.
     
    Neblige, trübe und kühle Tage folgten. Über den Bergen hing die Wolkendecke grau und dicht. Es regnete stundenlang. Vetter briet ununterbrochen Fleisch. Eine tiefe, sauber ausgewaschene Felsmulde in der Höhle war mit Fett ausgegossen. Endlich brauchten Holt und Gomulka nicht mehr täglich auf die Jagd zu gehen.
    Draußen goß es in Strömen. Holt saß am Feuer, der Rauch zog durch den Schacht ins Freie.
    »Hast du die leere Hülse liegen lassen?« fragte Wolzow plötzlich. Holt dachte: Aha! Er grübelt also auch über die Folgen nach! »Nein. Ich bin doch kein Anfänger«, antwortete Gomulka. »Jedenfalls haben wir für die nächste Zeit ausreichend zu essen«, sagte Wolzow und steckte sich eine Zigarre an, »da schieben wir hier eine ruhige Kugel.«
    »Wenn sie diese … Geschichte mit der Sau nur nicht mit uns fünf in Verbindung bringen«, sagte Holt. Er zögerte einen Augenblick, ehe er fortfuhr: »Denn im Kreisblatt hat folgendes gestanden.« Er zog die Zeitung aus der Tasche und las die Notiz vor.Dann sagte er: »Nun vermuten sie uns bestimmt hier irgendwo in den Wäldern.«
    »Die Wälder sind groß«, sagte Wolzow. Dann erst stutzte er. »Verdammt, wo hast du das her?« – »Von Wiese.« – »Von Wiese?« Wolzow sah Holt überrascht ins Gesicht. Gomulka hielt im Gewehrreinigen inne und legte den Stutzen neben sich auf den Boden. Holt sagte: »Ich treff mich manchmal mit ihm am Fluß.«
    Wolzow dachte lange nach. »Eigentlich gar nicht so schlecht«, knurrte er schließlich. Daß er die Heimlichkeit so ruhig hinnahm, wunderte Holt. Er sagte rasch und wie beiläufig: »Und morgen … treff ich mich mit Uta Barnim.« Wolzow legte den Kopf zur Seite und überlegte wieder. »Red mal weiter. Du hast doch was vor.«
    »Ich will sie fragen, ob sie zu deinem Onkel fährt. Sie müßte ihm am besten alles sagen.«
    Wolzow kaute an seiner Unterlippe. Er überlegte lange. »Onkel Hans wird furchtbar fluchen, aber es ist eine brauchbare Idee … Ob ich ihm schreib?« – »Du wirst doch kein schriftliches Geständnis abgeben!« rief Gomulka. Wolzow stand auf. »Ich überschlaf ’s noch.«
    Als Gomulka sich neben Holt zum Schlafen niederlegte, sagte er: »Hast du’s gesehen? Gilbert hat richtig aufgeatmet!«
     
    Am Sonntagmorgen frühstückte Wolzow ein kopfgroßes Stück Fleisch. Er biß mit seinen starken Zähnen auf die Knochen, daß es knirschte. »Dann geh mal«, sagte er. »Hoffentlich verpfeift sie uns nicht.« Holt blickte zum Himmel. Endlich riß die Wolkendecke auseinander. Er machte sich auf den Weg.
    Noch sorgfältiger als sonst suchte er das Sumpfgelände rings um den Treffpunkt ab, die Schilffelder und Weidenbüsche. Er schleppte die Zeltbahn voll Reisig aus dem nahen Wald in sein Versteck. Am Feuer aß er ein Stück Schweinefleisch, das ihm Vetter mitgegeben hatte. Langsam wurde es Abend.
    Er ließ das Feuer niederbrennen und legte einen Kloben auf, der nur langsam verglühte. Dann wartete er am Waldrand. Als er Uta kommen sah, auf dem schmalen Rasenpfad zwischen Wald und Niederung, wurde ihm bewußt, wie aufgeregt er war.
    Er trat aus dem Gebüsch, und sie begann zu lachen. »Sie spielen also tatsächlich noch Indianer!«
    Holt ärgerte sich. »Hau mal’n bißchen ab, Peter«, sagte er. »Warte beim Eichenholz, ja?« Wiese ging gehorsam den Weg zurück. »Wir müssen uns verstecken.« Er drang in das Weidengebüsch ein und hielt für sie das Geäst zur Seite. Zwischen den Sträuchern war es dämmrig. Die glühenden Holzkohlen leuchteten. Er legte seine Decke auf den Boden. Sie setzte sich ans Feuer und sah ihm belustigt zu, wie er eine Zigarre aus der Kartentasche kramte und große Rauchwolken ausstieß. Sie begann wieder zu lachen.
    »Im Wald Indianer spielen!« Er fühlte, wie er errötete, und sagte: »Wir haben eben dieses langweilige zivile Leben satt! Verstehen Sie das nicht?« – »Eigentlich hätte ich Sie für vernünftiger gehalten«, erwiderte sie.
    »Wir haben einen Hirsch geschossen«, erzählte er, und er setzte, auf einmal recht kleinlaut, hinzu: »Dann haben wir was Schreckliches angerichtet … Wir haben aus einem Gehöft ein Schwein geraubt.«
    Sie erschrak. »Was reden

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