Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abenteuer des Werner Holt

Abenteuer des Werner Holt

Titel: Abenteuer des Werner Holt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Noll
Vom Netzwerk:
Kreiskriminalamt vermutet einen organisierten Ausbruch aus der elterlichen Erziehungsgewalt … und verfolgt eine bestimmte Spur …«
    »Eine bestimmte Spur …«, sagte Holt nachdenklich, während er die Zeitung einsteckte. »Mein Vater hat mit dem Jugendrichter gesprochen«, berichtete Wiese. »Sie wissen gar nichts.« Holt atmete auf. »Hast du den Brief eingeworfen?«
    »Ja. Vorgestern war Uta bei meiner Schwester. Sie haben von euch gesprochen. Von dem Brief hat sie kein Wort gesagt. Daß ihr hier in den Bergen steckt, daran denkt niemand. Uta hat gesagt: Die Polizei sollte ruhig abwarten, bis ihr wiederkommt.«
    »Ob sie sich hier mit mir treffen würde?« fragte Holt. Wiese überlegte. »Ich glaube ja. Sie spricht gut von dir.«
    Holt bemühte sich, ein gleichgültiges Gesicht zu ziehen. »Ich muß sie dringend sprechen. Bring sie das nächste Mal mit. Am Sonntag abend. Geh erst am Nachmittag hin, vorsichtshalber, dann hat sie keine Gelegenheit mehr, uns zu verpfeifen.«
    Als er wieder allein war, sah er nach den Nachtangeln, legte sich nieder und schlief sofort ein. Nachts fiel Regen. Holt zog sich die Zeltbahn über den Kopf und schlief weiter. Im Lager erfuhr er, daß Wolzow wieder das Forsthaus beobachtete. Gomulka sagte: »Morgen geht’s los.«
     
    Es war am späten Nachmittag, als Wolzow den Kriegsrat einberief. »Der Hund ist …« Er machte die Gebärde des Halsabschneidens. Er hatte sich am Waldrand verborgen und gewartet, bis der Alte aufs Feld fuhr. Der Hund, ein stämmiger Boxer, lief hinter dem Wagen her. »Er muß mich gewittert haben, aufeinmal kam er durchs Gebüsch. Ich bin getürmt, immer tiefer in den Wald, der Hund hinterher. Da hab ich ihn in einen Knüppel beißen lassen und mit dem Fahrtenmesser abgefangen.« Er erzählte es ganz ruhig. Dann schilderte er ausführlich seinen Plan. Der Hof mit seinen Gebäuden bildete ein Rechteck. Wohnhaus und Stall mit Schuppen standen einander gegenüber. In einer Mauer befand sich das Hoftor. Hinter dem Stall, in einem umzäunten Freigehege, liefen tagsüber die Schweine herum.
    »Wir erledigen es am Tag«, sagte Wolzow. »Die Alten fahren früh gegen sieben auf den Weizenacker und kommen erst gegen Mittag zurück. So lange ist der Hof unbewacht. Werner, du und ich, wir passen auf, daß wir nicht überrascht werden. Der Sepp macht mit Fritz und Christian die Sau fertig und transportiert sie ab.« Wie Wolzow es sagte, war das ganz einfach.
    »Sollen wir das Schwein etwa schlachten oder kann ich den Stutzen nehmen?« fragte Gomulka. – »Nimm den Stutzen. Such dir nicht das größte aus. Und dann die Beine zusammenbinden, wie ihr das mit dem Hirsch gemacht habt. Wenn das Schwein im Wald ist, schickt Sepp einen Mann zurück, und wir kommen nach.«
    Am anderen Morgen reinigten Holt und Wolzow die Pistolen. Gomulka pflegte seinen Stutzen. Vetter und Zemtzki schlugen sich einen Pfahl zurecht. Tief in der Nacht brachen sie auf. Beim Morgengrauen kamen sie ans Ziel, verbargen sich im Gebüsch, bis sie den mit zwei Kühen bespannten Erntewagen davonfahren sahen. »Hoffentlich haben sie nicht ’n neuen Köter, und er beißt mich in’n Arsch!« sagte Vetter. »Ich klettere als erster über die Mauer und öffne das Tor«, bestimmte Wolzow.
    Sie warteten noch eine Stunde. Dann schwärzten sie sich die Gesichter mit zerstoßener Holzkohle. Wolzow ging voran. Sie warteten vor dem Hoftor.
    »Hund haben sie keinen!« flüsterte Wolzow. »Sonst hätte er schon Laut gegeben!« Er sprang das Tor an wie eine Eskaladierwand. Da sieht man mal, wozu die Schinderei auf der Hindernisbahn gut war, dachte Holt. Eine Gans schrie. Das Tor flog auf. Wolzow rief etwas Unverständliches und deutete nach rechts. Vielstimmiges, entnervendes Gänsegeschrei antwortete.
    Holt stand hinter dem aufgebrochenen Tor; als er sich umwandte, sah er drei Gestalten über den Hof rennen, zu den Ställen hin. Wolzow umkreiste das Gehöft. Das Lärmen der Gänse und auch ein schrilles Quieken aus dem Schweinestall drang an Holts Ohr. Da donnerte der Tirolerstutzen, und Holt atmete auf. Er merkte, daß er schweißnaß war. Noch immer lärmten die Gänse. Endlich rief Wolzow: »Werner … komm!« Holt sprang aus dem Hoftor. Draußen stand Wolzow und half ihm die Torflügel schließen. Dann kam Vetter gelaufen und rief: »Eine Prachtsau haben wir, eine prima Sau!«
    Die Aufregung entlud sich in krampfhaftem Lachen … Im Wald stießen sie auf Zemtzki und Gomulka, die mit der Beute warteten. Das

Weitere Kostenlose Bücher