Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
als gäbe es kein Meer. Aus dem Schlickboden stiegen Blasen. In Vertiefungen hatte sich Wasser gesammelt. Aber dicht beim Deich breiteten sich Sandbänke aus und dort brieten allerlei Leute in der Sonne.
    Tarzan blickte zurück. Sylta Dinrich war jetzt unten am Deich angelangt.
    Tarzan verharrte, blieb scheinbar versunken in den Anblick der endlosen Weite.
    Das Mädchen kam an ihm vorbei. Neugierig sah sie ihn an. Als sie zum Watt hinunterstieg, rief man ihr zu. Zwei Jungenwinkten. Sie trugen Badehosen und lagen auf Luftmatratzen.
    Das also, dachte Tarzan, sind Hansen und Roloff.
    Von Weitem sahen sie wie Brüder aus, beide flachsblond, groß und massiv gebaut.
    Der mit der roten Badehose wurde von Sylta zuerst begrüßt. Wahrscheinlich war das Jürgen Roloff, ihr Freund.
    Tarzan beobachtete, wie das Mädchen sich zu ihnen setzte. Dann stieg auch er hinunter, stellte sein Rad ab, suchte eine halbwegs trockene Stelle und hockte sich hin. Etwa 50 Leute verteilten sich auf die sandigen Plätze: Familien mit kleinen Kindern, die mit Schäufelchen und Sandeimer im Schlick herummatschten, und faulenzende Dorfjungen, die Karten spielten und dazu Cola tranken – oder Bier, wie Roloff und Hansen.
    Die beiden hatten sich einen ganzen Kasten mitgebracht und waren schon ziemlich groß in Stimmung, aber leider in keiner friedfertigen, wie Tarzan bald merkte.
    Sie stänkerten.
    Wer in Hörweite war, musste sich einiges bieten lassen.
    Im Augenblick nahmen sie eine Familie aufs Korn, einen schmächtigen jungen Mann mit krebsrotem Sonnenbrand, seine elfenzarte Frau und zwei allerliebste Mädelchen von schätzungsweise drei und vier Jahren. Eifrig formten die Kleinen ein Gebilde aus Sand, von dem die Jüngere behauptete: »Haus«, die Ältere aber immer wieder erklärte, es werde ein Garten.
    Tarzan saß nahe genug, um die Pöbeleien des Trios zu hören. Noch sagte Sylta zwar nichts, aber sie lachte beifällig.
    Wie jetzt, als Jürgen Roloff mit der roten Badehose nach einem lauten Bierrülpser verkündete: »Ich kann’s nicht vertragen, wenn mir dieses Touristenpack so dicht vor der Nase hockt.«
    »Man sollte sie wegekeln«, meinte Dirk Hansen.
    »Wie denn? Merkst doch, wie stur die sind.«
    »Stimmt. Die sitzen hier noch, wenn die Flut kommt. Aber dann werden sie sich wundern.«
    »Oder vorher schon.«
    Hansen riss die Verschlusskappen von zwei Bierflaschen. Eine gab er seinem Kumpan. Sylta hatte ihre Flasche schon. Sie stießen an miteinander. Es klirrte gewaltig. Elf leere Flaschen lagen bereits neben dem Bierkasten. Beide Jungs hatten rote Köpfe, und das nicht nur vom Sonnenbrand.
    Bierschaum floss ihnen übers Kinn. Sie stellten die Flaschen in den Sand. Dann pöbelten sie weiter.
    »Wenn die nicht bald abhauen, graben wir sie ein«, meinte Roloff. »Mal sehen, wie der Boden hier ist.«
    Er stand auf. Der schmächtige Mann, der etwa zehn Schritt entfernt lag, hielt sich verzweifelt an seiner Zeitung fest und tat, als höre er nichts. Seine Frau lag mit geschlossenen Augen in der Sonne.
    Roloff zeigte, was für ein Rohling er war. Gefühllos stampfte er durch das Kunstwerk aus Sand, das die kleinen Mädchen erbaut hatten, und zerstörte es völlig.
    Fassungslose Kinderaugen sahen ihn an.
    In Tarzans Magengrube zog sich etwas zusammen: Ein Schmerz, als hätte er einen Hieb abgefangen.
    »Papi!«, schrie die Ältere. »Er hat’s kaputtgemacht.«
    Der Mann blickte auf. Für einen Moment schien es, als wollte er seine Kinder beschwichtigen.
    Aber Roloff war auf den Trümmern der Sandburg stehen geblieben, gab dem roten Plastikeimer einen Tritt und schoss dann den blauen in Richtung der Frau, verfehlte sie aber.
    Der Mann erhob sich. Ihm blieb keine Wahl.
    »Ihr Benehmen ist unmöglich. Lassen Sie uns endlich in Ruhe.«
    »Was denn, Mann?« Herausfordernd trat Roloff auf ihn zu. »Willst du frech werden?« Grinsend wandte er sich an die Mädchen. »Euren Papi graben wir ein. Bis zum Hals. Wollt ihr zusehen?«
     
    Hilfe suchend sah der Mann sich um. Aber niemand war in unmittelbarer Nähe. Nur grinsende Dorfjungen kriegten mit, was hier lief, und ein ältliches Ehepaar. Aber von den Leutchen war keine Hilfe zu erwarten.
    »Wenn du mich beleidigst, Mann, fahre ich Schlitten mit dir«, sagte Roloff böse.
    Er trat noch einen Schritt vor, war jetzt auf Armlänge heran und – stieß dem Mann die Hand vor die Brust.
    Das genügte. Der Mann taumelte, verlor den Halt und fiel rücklings auf seine Luftmatratze.
    Kerzengerade setzte

Weitere Kostenlose Bücher