Abenteuer im Ferienlager
Polizei«, antwortete Tarzan. »Ich werde Herrn Kaus bitten, dass er sie verständigt. Aber erst gegen 15 Uhr. Sollten die Rocker über mich herfallen, weiß ich wenigstens, dass irgendwann Hilfe naht.«
»Wer weiß, ob sich Herr Kaus an deinen Zeitplan hält«, wandte Gaby ein.
»Ihm bleibt nichts anderes übrig. Denn verständigt wird er erst, kurz bevor wir aufbrechen.«
Der nächste Tag war sonnig und klar. Tarzan machte Frühsport. Viele der kleineren Kinder sahen ihm zu, als er auf dem Rasen Judo-Rollen drehte, Salto vorwärts und rückwärts vorführte, 80 Liegestütze schaffte und über 30 Klimmzüge. Mittags gab’s Rinderbraten mit Kartoffeln und Gemüse. Er aß nur das Fleisch, den Rest kriegte Klößchen. Wie ein Müllschlucker nahm er alles auf, was seine Freunde übrig ließen.
Um 14 Uhr rief Tarzan den Redakteur Kaus an und teilte mit, er hätte aus zuverlässiger Quelle erfahren, die Rocker würden sich gegen 15.30 Uhr vor Lasdorf am Waldrand versammeln.
»Oder hat man sie etwa schon dingfest gemacht?«, fragte er dann.
»Nicht, dass ich wüßte«, meinte Kaus. »Jedenfalls werde ich die Polizei über deinen Hinweis informieren.«
In glühender Sonne fuhren die vier Freunde los. Dass Gaby mitkam, passte Tarzan überhaupt nicht. Sobald es gefährlich wurde, hielt er sie gern aus der Schusslinie. Aber Gaby meinte empört, das käme nicht in die Tüte. Sie hätte keine Angst und wollte dabei sein. Tarzan, der ihren Dickkopf kannte, gab nach.
Um Viertel vor drei kamen sie bei der Baracke an. Tarzan hatte nicht erwartet, die anderen vollzählig vorzufinden. Doch sie waren da, die meisten allerdings etwas blass um die Nasenspitze.
Volker Schmied hatte vor Aufregung schweißige Hände, als er die vier Freunde begrüßte.
»Ich habe es mir nochmal genau überlegt, Tarzan«, meinte er: »Wir können nicht verlangen, dass du dich unseretwegen...«
»Kein Wort mehr darüber«, unterbrach ihn Tarzan. »Haltet ihr euch zurück! Im Übrigen: Da sind sie schon.«
Er deutete in Richtung Lasdorf. Von dort näherte sich ein röhrender Pulk.
Sie wirbelten Staub auf. Ihre Sturzhelme – sofern sie welche trugen – blitzten in der Sonne; und als die Horde auf den Weg zur Baracke einbog, war das Johlen bereits zu hören.
Sie brausten heran, stoppten, bildeten einen Halbkreis. Die Motoren wurden ausgeschaltet und für einen Moment klingelte die plötzliche Stille in den Ohren.
Heiko Mehlsens Gesicht war rot, seine Kleidung staubbedeckt. Er stieg ab. Langsam ging er auf Volker Schmied zu.
»Ihr seid ein bisschen im Rückstand mit eurer Abbrucharbeit. Ich habe gesagt, um drei Uhr ist alles weg. Ihr habt noch knapp zehn Minuten. In der Zeit werdet ihr’s wohl kaum schaffen.«
Volker antwortete nicht. Sein Gesicht war weiß. Er biss sich auf die Lippen.
»Hier wird nichts abgebrochen«, sagte Tarzan sanft.
Gemächlich drehte sich Mehlsen zu ihm um. Er hatte kalte Augen, denen Mitgefühl fremd war. »Ach nee? Wer sagt denn das?«
»Ich.«
Mehlsen musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Für einen Kindersarg bist du schon ein bisschen zu groß.Aber ich habe heute meinen gnädigen Tag. Du wirst mit einem längeren Krankenhausaufenthalt davonkommen. Aber – nein, nein! – bedank dich nicht.« Er hob abwehrend die Hand. »So gnädig bin ich nun auch wieder nicht. Wehtun wird’s.«
Seine Rocker-Kumpane wieherten vor Lachen. Als sich die Heiterkeit legte, nahm Tarzan seine Uhr ab. Er gab sie Gaby zur Verwahrung.
»Es gibt zwei Möglichkeiten, Mehlsen«, sagte Tarzan: »Entweder du bist ein feiger Hund, dann brauchen wir nicht weiter zu reden. Oder du nimmst meine Herausforderung an. Und hältst dich an die Bedingungen. Eine Massenschlägerei wäre doch idiotisch. Machen wir’s wie in alter Zeit. Zwei keilen sich, und der Sieger bestimmt, was geschieht. Wenn du gewinnst, istes um das Jugendheim geschehen. Bin ich der Sieger, dann wird das Jugendheim weitergebaut, und ihr belästigt meine Freunde nicht mehr. Einverstanden?«
Mehlsen starrte ihn an. Auch seine Kumpane glaubten, nicht richtig zu hören. Einige Rockerbräute lachten auf. Dann brach Mehlsen in lautes Gelächter aus.
»Hört euch den Spinner an!«, brüllte er und patschte sich auf die Schenkel. »Der will’s nicht anders haben. Also gut, Kleiner. Bin einverstanden. Erst haue ich dich zusammen, dann wird die Bude abgerissen. Los, Söhnchen! Wehr dich!«
Er stand drei Schritte entfernt. Mit geballten Fäusten stürmte er auf Tarzan los, ein bulliger
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