Abenteuer im Ferienlager
Strich.Er wollte hören, wie sich das abspielte, stieg aus und stellte sich neben die Lokaltür, die immer noch offen war.
»... Nee«, sagte Mehlsen in diesem Moment, »mein Sohn ist nicht da. Der kommt auch heute nicht mehr zurück. Was wollen Sie denn von ihm? Sie sind wohl darauf abonniert, immer die Falschen zu belästigen. Mein Heiko ist ein lieber...«
»Ein Krimineller ist er«, unterbrach ihn der Wachtmeisterbarsch, »ein Dieb. Aus einem Bundeswehr-Depot hat er Waffen gestohlen. Die liegen hinten im Keller. Ja, in Ihrem Keller. Wahrscheinlich gehört Ihr lieber Heiko zu einer kriminellen Vereinigung, die sonst was vorhat. Also, wo ist er?«
Der Wirt ließ seine dicke Unterlippe hängen und glotzte verdattert. »Was? Waffen?«
»Wo Ihr Sohn ist, wollen wir wissen! Antworten Sie!« »Ich weiß es doch nicht!«, brüllte Mehlsen.
»Was heißt das?«
»Das heißt, dass er mir nichts sagt.Er kommt und geht, wann er will. Morgen Abend wäre er zurück – das hat er gesagt. Ich glaube, er macht mit seinen Freunden eine Spritztour über Land. Wohin – das wissen sie wahrscheinlich selber noch nicht.«
»Öffnen Sie jetzt den Keller!«
»Kann ich nicht«, murmelte Mehlsen. »Heiko hat die Schlüssel. Den zu der inneren Tür. Und den zu der, die auf den Hof geht. Ist sein Keller. Ich misch mich da nicht ein. Seine Werkzeuge hat er dort. Und was er sonst noch so hat. Woher sollte ich denn wissen, dass er Waffen... gestohlene Waffen von der Bundeswehr...« Jetzt wirkte der Schreck und dem Mann versagte die Stimme.
Als die Kellertür gewaltsam geöffnet wurde, standen die vier Freunde in der Einfahrt und sahen zu. Nur Oskar zeigte geringes Interesse.
Sichergestellt wurden: Das Nato-Gewehr, acht Handgranaten, drei Pistolen und eine erhebliche Menge Munition.
Zwei Pistolen fehlten. Vermutlich befanden sie sich in der abgeschabten Aktentasche, die Heiko Mehlsen mitgenommen hatte.
Jetzt galt es, den Rocker zu finden. Mehlsen, der Vater, schien wirklich nichts zu wissen. Tarzan verwies die Polizei auf Dieter Plaschke und Jutta Kranig. Aber auch dort griffen die Beamten ins Leere. Beide waren verschwunden. Plaschkes Eltern zuckten die Achseln. Sie hatten keine Ahnung, was ihrSohn trieb; und offenbar interessierte es sie auch nicht. Das Mädchen lebte allein. Ihre Wirtin, bei der sie zur Untermiete wohnte, konnte lediglich mitteilen, die »Motorradbande« hätte Fräulein Kranig abgeholt.
Bei diesen Nachforschungen der Polizei waren die vier Freunde nicht dabei. Aber Tarzan telefonierte zweimal noch am Abend mit Herrn Kaus und erfuhr, wie es stand.
»Bis morgen will die Polizei noch warten«, sagte Kaus, bevor offiziell gefahndet wird. Man hat auch die Eltern anderer Rocker befragt. Übereinstimmende Aussage: Morgen Abend werden die lieben Kinder zurückerwartet.Wo sie solange sind, weiß keiner. Mehlsens Vermutung, dass sie eine Fahrt ins Blaue machen, trifft offenbar zu.«
»Bis morgen Abend werden sie hoffentlich kein Unheil anrichten«, meinte Tarzan, bedankte sich und legte auf.
Er hatte die öffentliche Telefonzelle im Haupthaus des Ferienlagers benutzt. Zufrieden lächelnd ging er zu seinen Freunden zurück. Sie saßen im Gemeinschaftsraum. Gaby strickte an ihrem vergissmeinnichtblauen Pullover, der eigentlich längst fertig sein sollte. Karl und Klößchen spielten Schach. Es war die dritte Partie, und Karl brauchte von Mal zu Mal weniger Züge, um Klößchen matt zu setzen. Aber der war ein guter Verlierer und meinte hinterher immer: »Dabei sein ist alles.«
»Was grinst du denn so?«, fragte Gaby jetzt Tarzan. »Sind die Rocker verhaftet?«
»Eben nicht.«
Sie sah ihn argwöhnisch an. »Was ist daran so lustig?«
»Ich stelle es mir so vor: Die karriolen (unsinnig herumfahren) durch die Gegend, übernachten irgendwo – oder auch nicht –, und morgen fällt ihnen ein, dass sie um 15 Uhr einen Termin haben: draußen bei Lasdorf, am halb fertigen Jugendheim. Dorthin werden sie ihre Feuerstühle lenken; und nur wenn sie Pech haben, laufen sie der Polizei in die Arme. Ich jedenfalls werde beim Jugendheim sein. Versprochen ist versprochen. Volker Schmied und seine Freunde rechnen mit mir. Die lasse ich nicht im Stich.«
Gaby seufzte. »Und ich hoffte, es ginge ohne Prügelei.«
»Was heißt Prügelei? Es geht höchstens um eine Demonstration von Straßenkampf-Technik. So nennen wir das, was außerhalb der Matte stattfindet.«
»Und was kommt danach?«, fragte Karl.
»Danach kommt die
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