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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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daneben. Sicherlich war das Loch damit bedeckt gewesen, aber jemand hatte sie beiseite geräumt, wahrscheinlich neugierige Kinder. Das Loch hatte einen Durchmesser von reichlich drei Metern.
    »Ich guck mal«, sagte Gaby.
    Sie trat an den Rand.
    Es war ein Brunnen. Gemauerte, glatte Wände führten hinab. Sie waren mit Moos überzogen. Fast vier Meter ging’s in die Tiefe. Unten schimmerte schwarzes, fauliges Wasser.
    »Iiiihhhh!«, sagte Gaby. »Ist ja eklig.«
    Sie drehte sich um.
    In diesem Moment geschah das Unglück.
    Eine angriffslustige Wespe – groß wie ein Kinderdaumen – war plötzlich vor Gabys Gesicht, ganz dicht. Das Mädchen erschrak, schlug nach ihr, wich einen Schritt zurück und trat – ins Leere.
    Ein gellender Schrei. Gaby griff um sich. Sie wollte sich nach vorn werfen, aber das Gleichgewicht war schon verloren.
    Vor Margits entsetzten Augen stürzte Gaby schrill schreiend in die Tiefe – in den grausigen Brunnen.
     
    Der Schreck lähmte. Sie tauchte in das faulige Wasser, ging unter, spürte keinen Grund, schnellte hoch, spuckte die widerliche Brühe aus, schrie und schrie, begann wie irre im Kreis zu schwimmen und sah zu der Öffnung des Brunnens hinauf. Kilometerweit schien der Rand entfernt zu sein und die Mauerringsum war glatt. Keine Stufen, keine Fugen, nichts, woran man sich festhalten konnte, geschweige hinaufklettern. »Gaby!« Margits Stimme wimmerte.
    »Ja. Ich lebe noch. Aber ich komme nicht raus. Und das Wasser ist kalt – und eklig. Bitte, hilf mir!«
    »Ja!« Margit war zum Rand des Brunnens gerollt. Vorsichtig beugte sie sich vor. »Gaby, mein Gott! Wie soll ich denn... Ich kann dich nicht rausziehen. Ich... Wir brauchen ein Seil. Oder eine lange Stange. Aber... Ich habe so wenigKraft. Es geht nicht. Und hier ist auch nirgendwo eine Stange. Gaby, ich hole Hilfe. Halt dich irgendwo fest. Bitte, werd nicht schwach. Es ist nicht mehr weit bis zur Straße. Ich schaffe es. Bestimmt!«
    »Ich kann ziemlich lange schwimmen!«, rief Gaby hinauf. »Wenn’s nur nicht so kalt wäre! Bitte, beeil dich!«
    »Ja!«, rief Margit und begann, ihren Rollstuhl über den holprigen Boden zu bewegen.
    Der Weg stieg an. Margit keuchte. So schnell sie konnte, drehte sie die Räder. Einmal drohte der Rollstuhl umzustürzen, aber sie konnte es gerade noch verhindern. Auf halber Strecke glaubte sie, es niemals zu schaffen. Aber die Angst um Gaby gab ihr zusätzliche Kräfte. Endlich, nach der schlimmsten Anstrengung ihres Lebens, erreichte Margit die Straße – fast.
    Keuchend hatte sie sich die sanfte Anhöhe hinaufgekämpft. Jetzt hielt sie am oberen Rand einer Böschung. Unten verlief die Schnellstraße – vier, fünf Meter entfernt.
    Die Böschung war steil, mit buschigem Gras und niedrigem Gestrüpp bewachsen. Nirgendwo konnte man mit einem Rollstuhl hinunterfahren.
    Ein Wagen preschte heran. Margit riss die Arme hoch, winkte, gestikulierte, schrie. Der Wagen fuhr vorbei. Auch der nächste. Und der dritte. Und der vierte. Im fünften saßen Kinder auf der Rückbank, kleine Kinder. Sie winkten Margit zu. Von der Verzweiflung des behinderten Mädchens merkten sie nichts. Ihr Winken wurde missverstanden. Niemand hörte ihr Schreien.
    Inzwischen passierte auch bei den Jungens eine Menge.
    Bis auf einen Meter war Tarzan heran, ehe der Mann ihn hörte. Blitzartig drehte er sich um.
    Tarzan sah in ein brutales Gesicht mit großporiger Haut und tückischen Augen.
    »Darf ich um die Schachtel bitten!« Tarzan streckte die Hand aus. »Die gehört nämlich uns.«
    »So?« Der Kerl griff in die Tasche. Als er die Hand hervorzog, schoss die Klinge eines Springmessers aus dem Griff.
    Millimetergenau traf Tarzans Schuhspitze das Handgelenk des Verbrechers. Der Kerl brüllte auf. Das Messer wirbelte durch die Luft und fiel klirrend auf Steine. Mit einem Wutschrei warf der Mann sich auf den Jungen. Tarzan packte ihn meisterlich und setzte einen Schulterwurf an.
    Dass Kolchowskis Komplize nicht auf einer Matte landete und nicht auf Rasen, sondern auf einer knochenfeindlichen Geröllhalde, das war sein Pech. Und überaus schmerzlich. Er blieb liegen und rührte sich auch nicht, als Tarzan ihn nach weiteren Waffen absuchte.
    »Das war gekonnt«, sagte Karl und traute sich heran.
    »Ist wohl besinnungslos«, meinte Klößchen. »Aber der wird wieder zu sich kommen. Unkraut vergeht ja bekanntlich nicht.«
    Tarzan hob die Metallschachtel auf. Sie war schwer. Und sie ließ sich öffnen.
     
    Staunend betrachteten

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