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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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eben so sehr Verlass wie auf eine Computerpanne). Als ich endlich dran war, gefiel der Dame am Schalter nicht, wie ich mein Paket gepackt hatte. Auch hier werden also Korinthen gekackt, dachte ich erheitert! Ich musste erst ein Set mit Packpapier und Kleber kaufen, um anschließend im brechend vollen Schalterraum auf dem Boden kniend den Karton zu umwickeln. Ein Adressaufkleber hätte es vollkommen getan, aber die pflichtbewusste Frau hatte da ihre eigenen Vorstellungen. Nach zweimaligem Nachbessern war sie zufrieden, wollte nun scheinbar noch von mir wissen, was in dem Paket drin ist. Das Problem war, ich verstand nichts und wurde nicht verstanden, im ganzen Postamt arbeitet scheinbar nicht ein Mensch, der auch nur ein paar Brocken Englisch spricht. Erst eine andere Kundin, die in der Schlange hinter mir wartete, konnte durch ihre Dolmetschertätigkeit helfen, den Deal zum Abschluss zu bringen. Das war wohl meine bislang mühsamste Paketaufgabe. Egal, Hauptsache der Krempel ist weg.
     
    Pamplona verließ ich durch einen großen Park mit der riesigen Zitadelle, einem Festungsbau aus dem 16. Jahrhundert. Vor mir im Park belustigte mich ein holländischer Pilger (sah zumindest aus wie ein Holländer), der sich dauernd im Kreis drehte und dabei selig grinste. Der hatte Spaß und freute sich ganz offensichtlich seines Lebens. Mir fehlte diese Leichtigkeit anfangs noch. Die Pause hatte mich aus dem Rhythmus gebracht. Oder hatte ich zu viel Pizza gefuttert? Wird schon wieder, war ich mir sicher. Dafür strahlte die Sonne, lediglich ein paar Kilometer voraus verschluckte dichter Dunst die Gegend, wo ich Cizur Menor vermutete. Dort landete ich nach wenig aufregendem Marsch. Cizur Menor war eine einzige Baustelle, dazu angetan, schnell hindurch zu laufen. Langsam löste sich der Nebel auf. Als erstes erkannte ich ein paar Bergspitzen und nicht viel später herrschte freie Sicht. Pünktlich zum Anstieg auf den Alto del Perdón waren alle Gelenke geölt. Der Körper übernahm wieder seine Aufgaben, ohne dass ich steuernd eingreifen musste. Bis zum Gipfel waren nur gut 250 Höhenmeter zu überwinden, also keine wirklich große Aufgabe. Dafür gewährte der Berg einen herrlichen Rundblick. Pamplona war zwar nur eingetrübt zu sehen, voraus in die weite Ebene sah ich jedoch umso klarer, unter anderem, dass mich nach dem Abstieg ein merklich flacheres Streckenprofil erwarten würde. Der Alto del Perdón ist ein beliebter Rastplatz, mehr als 10 Pilger versammelten sich dort und genossen mit mir die schöne Aussicht - wenn sie nicht fotografierten. Das etwas seltsame Denkmal einer im Wind kämpfenden Pilgerkarawane erfreute sich als Fotomotiv großer Beliebtheit - auch bei mir.
     
    Den zunächst etwas steilen und steinigen Abstieg nahm ich mit einer jungen Pilgergemeinschaft in Angriff, mit der ich mich gestern in der Casa Paderborn unterhalten hatte. Ein junger Mann aus Landsberg am Lech ist bis Saint-Jean-Pied de-Port mit dem Rad gepilgert und geht von dort bis Santiago zu Fuß. Er konnte bestätigen, was ich vermutete, nämlich, dass das Wandern viel intensiver ist als das Radfahren. Dabei muss man einfach auf zu viele Dinge aufpassen.
     
    Noch während des Abstiegs löste sich die kleine Gruppe auf, jeder ging in seinem eigenen Tempo weiter. Landschaftlich bestimmten Getreidefelder und andere landwirtschaftlich genutzte Flächen fortan das Bild, Schatten gab’s kaum noch. Es wurde wieder ordentlich heiß, die Suppe lief, und zwar aus allen Poren. Ich durchquerte mit Uterga und Obanos zwei hübsche kleine Ortschaften, machte aber erst in Puente la Reina meinen nächsten Halt. Puente ist eine berühmte Pilgerstation und hat mit der eleganten gleichnamigen Brücke aus dem 11. JH ein echtes Wahrzeichen. Vorher sah ich mir die kleine Kapelle des Priesterseminars an, die ganz nach meinem Geschmack war - schlicht mit besonders massigen Steinbögen. Es fiel nur ganz wenig Licht in den Innenraum, nebenbei war’s ein prima Ort zum Abkühlen. Die Brücke erreichte ich durch die Hauptgasse der sehr gepflegten Altstadt. Am Ufer des Rio Arga direkt unterhalb der Brücke fand ich ein würdiges Plätzchen für eine ausgedehnte Pause. Die Brücke war von dort gleich doppelt zu sehen, einmal im Original, und außerdem als Spiegelung auf der glatten Wasseroberfläche, beinahe kitschig und genau deshalb ein ideales Postkartenmotiv. Ich wollte gerade weitergehen und überschritt nun die Brücke, da entließ ein Reisebus eine rund 30-köpfige

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