Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
zu beklagen. Deshalb ließ sie ihren Kopf auf die angezogenen Knie sinken und versuchte zu schlafen; so würde sie wenigstens vergessen können, wie traurig sie war.
Anscheinend war es ihr tatsächlich gelungen einzuschlafen, denn er rüttelte sie wach. „Wir müssen weiter“, sagte er und zog sie hoch. Janes Herz machte einen kleinen Satz, weil angesichts seiner Berührung, die kräftig zupackend und sanft zugleich war, die verrückte Hoffnung in ihr aufkeimte, dass er sich während ihres Nickerchens vielleicht wieder beruhigt haben könnte. Doch dem war nicht so. Gleich darauf ließ er mit verschlossenem Gesicht ihren Arm fallen, und ihre Hoffnung zerstob.
Sie trottete in einiger Entfernung wie ein Hündchen hinter ihm her, blieb stehen, wenn er stehen blieb, und ging weiter, wenn er weiterging. Als ihr dämmerte, dass er ungerührt die Stadtmitte ansteuerte, bekam sie einen Schreck. Was hatte er vor? Sicher würden sie auffallen, und das war etwas, das sie ganz und gar nicht gebrauchen konnten. Jane war überzeugt davon, dass sie ein höchst seltsames Bild boten: Ein großer blonder Mann mit einem zerschlagenen und geschwollenen Gesicht, dem ein Gewehr über der Schulter hing, als sei es die selbstverständliche Sache von der Welt, gefolgt von einer Frau mit einer wilden schwarzen Mähne, verdreckter Kleidung und einem Rucksack auf dem Rücken. Nun, im Moment erschien ihr alles seltsam. Als plötzlich grelle Neonblitze über sie hinwegzuckten, fühlte sie sich, als wären sie Figuren, die einem Videospiel entsprungen waren. Gleich darauf erkannte sie, dass es sich bei den Blitzen um den Namen einer Bar handelte, der abwechselnd in Neonpink und Neonblau aufleuchtete.
Was führte er im Schilde? Sie zogen so viel Aufmerksamkeitauf sich, dass es Turego nicht verborgen bleiben konnte, dass sie wieder in der Stadt waren. Fast erschien es Jane so, als würde Grant es sich wünschen, dass Turego sie aufstöberte.
Er bog in eine Seitenstraße ein und blieb vor einer kleinen Bar stehen. „Bleib dicht an meiner Seite und halt deinen Mund“, befahl er ihr kurz angebunden, während er sie ins Innere zog.
Hier war es verräuchert und stickig, die Luft war mit Alkoholdunst und mit dem Geruch von Achselschweiß geschwängert. Bis auf die Kellnerin, ein leicht verwahrlost aussehendes Mädchen, und zwei Prostituierte waren keine Frauen in dem Lokal. Jane wurde von verschiedenen Männern abschätzend taxiert, doch als sie auf Grant aufmerksam wurden, wandten sie sich, offensichtlich zu dem Ergebnis gelangt, dass sie den Aufwand nicht lohne, wieder ihren Drinks zu.
Grant schlenderte zu einem Tisch im hinteren Teil des Raumes und setzte sich. Als die Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen, orderte er, ohne Jane nach ihren Wünschen zu fragen, zwei Tequilas.
Jane hielt die Kellnerin auf. „Warten Sie – haben Sie Limonensaft?“ Als die junge Frau nickte, seufzte sie erleichtert auf. „Dann bringen Sie mir statt des Tequila ein Glas Limonensaft, bitte.“
Grant zündete sich eine Zigarette an. „Bist du Abstinenzlerin oder was?“
„Ich trinke nicht auf leeren Magen.“
„Wir essen später etwas. Hier gibt’s nichts.“
Nachdem die Bedienung die Getränke gebracht hatte, schaute Jane ihn an und fragte: „Ist es hier nicht zu gefährlich für uns? Irgend jemand von Turegos Leuten könnte uns sehen, meinst du nicht auch?“
Er starrte sie mit verengten Augen durch den blauen Rauch seiner Zigarette hindurch an. „Warum sollte dir das etwas ausmachen? Hast du Angst, dass er dich nicht wieder mit offenen Armen empfangen könnte?“
Jane beugte sich vor, die Augen ebenfalls zusammengekniffen. „Jetzt hör mir mal gut zu. Ich musste unbedingt Zeit gewinnen vorhin und habe deshalb das Erstbeste getan, was mir in den Sinn kam. Es tut mir wirklich Leid, dass ich keine Gelegenheit hatte, dich vorher von meinen Plänen in Kenntnis zu setzen, aber ich glaube kaum, dass mir Turego eine ,Auszeit‘ gegeben hätte, um erst noch ein bisschen mit dir zu kuscheln! Und wenn er mich ebenfalls gefesselt hätte, wären wir verloren gewesen.“
„Danke, Honey, aber ich komme recht gut ohne diese Art von Hilfe zurecht“, gab er gedehnt zurück und betastete sein rechtes Auge, das blutunterlaufen und geschwollen war.
Zorn flackerte in ihr auf; sie hatte nichts Unrechtes getan, und sie war es leid, wie eine Sünderin behandelt zu werden. Einen kurzen Augenblick erwog sie, ihm ihren Limonensaft ins Gesicht zu schütten, aber
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