Abenteuer Liebe: Liebenächte in Mexiko / Gegen alle Regeln (German Edition)
ihr Magen knurrte so lautstark, dass ihr Rachebedürfnis zurückstehen musste. Sie musste unbedingt etwas zu sich nehmen, selbst wenn es nur Saft war.
Die Minuten tröpfelten zäh wie dickflüssiger Sirup dahin, und Jane spürte, wie sich ihr Nacken versteifte. Ihr Ärger wuchs von Sekunde zu Sekunde, weil sie überzeugt war davon, dass jeder Augenblick, den sie hier vertrödelten, für Turego die Chance, ihrer habhaft zu werden, erhöhte. Er würde sich von dem stehen gelassenen Jeep nicht lange in die Irre führen lassen.
Als sich ein Mann auf dem freien Stuhl neben ihr niederließ, sprang Jane auf, das Herz klopfte ihr plötzlich in der Kehle. Er gönnte ihr kaum einen Blick, sondern wandte seine Aufmerksamkeit sofort Grant zu. Er hatte ein Dutzendgesicht, seine Kleidung war abgetragen, und in seinem Gesicht spross ein Dreitagebart. Der Alkoholdunst, den er ausströmte, veranlasste Jane zu einem Naserümpfen. Als er jedoch ein paar Worte zu Grant sagte, die so leise waren, dass sie sie nicht verstehen konnte, fiel bei ihr der Groschen.
Grant hatte ihre Ankunft nicht deshalb, weil Turego sie finden sollte, quasi öffentlich bekannt gegeben, sondern weil erwollte, dass jemand anders ihn aufstöberte. Er hatte ein gewagtes Spiel gespielt, aber es hatte sich ausgezahlt. Grant war zwar nicht mehr im Geschäft, doch er war in bestimmten Kreisen noch immer bekannt genug, um darauf bauen zu können, dass irgend jemand sich bemüßigt fühlte, mit ihm in Kontakt zu treten.
„Ich brauche ein Auto“, sagte Grant jetzt. „In einer Stunde. Können Sie das bewerkstelligen?“
„Sì“, gab der Mann zurück und nickte langsam zum Zeichen seiner Bereitschaft.
„Gut. Stellen Sie es hinter dem Blue Pelican ab, und legen Sie die Schlüssel unter den rechten Sitz.“
Der Mann nickte erneut. „Viel Glück, amigo.“
Ein hartes, leicht schiefes Lächeln spielte um Grants Mundwinkel. „Danke. Ich kann es brauchen.“
Der Mann stand auf, schob seinen Stuhl zurück und war einen Augenblick später in der Menge untergetaucht. Jane drehte ihr Glas langsam in den Händen, die Blicke auf die Tischplatte geheftet. „Können wir jetzt endlich gehen?“
Grant hob das Tequilaglas an die Lippen, und sein Adamsapfel hüpfte, als er die scharf schmeckende Flüssigkeit schluckte. „Wir müssen noch einen Augenblick warten.“
Er hatte recht. Es wäre unklug, dem anderen Mann allzu rasch zu folgen. George hatte ihr wieder und wieder eingeschärft, wie wichtig es war, von der Kontaktperson so weit wie möglich Abstand zu halten. Grant hatte vorhin keine andere Möglichkeit gehabt, als ziemlich offen zu agieren, weil sie sich in einer verzweifelten Situation befunden hatten, doch jetzt war wieder Vorsicht am Platz.
„Glaubst du, dass wir irgendwo einen Waschraum finden?“ erkundigte sie sich in so leichtem Ton wie möglich.
„Hier drin? Das bezweifle ich.“
„Irgendwo.“
„Wir können’s ja versuchen. Hast du ausgetrunken?“ Er schüttete den Rest seines Tequila hinunter, und Jane tat dasselbemit ihrem Saft. Ihre Haut begann wieder zu kribbeln, sie spürte es vorwiegend an ihrem Nacken, und als sie aufstand, verstärkte sich dieses unangenehme Gefühl.
Sie bahnten sich ihren Weg durch das Gewirr von Füßen, Tischen und Stühlen und gingen zur Tür. Sobald sie draußen waren, sagte Jane: „Ich glaube, wir werden beobachtet.“
„Ich weiß. Deshalb gegen wir jetzt in die entgegengesetzte Richtung des Blue Pelican.“
„Was um Himmels willen ist denn der Blue Pelican?“ Sie sah Grant an. „Warum kennst du dich hier so gut aus? Warst du schon mal hier?“
„Nein, aber ich bin es gewöhnt, meine Augen offen zu halten. Der Blue Pelican war die erste Bar, an der wir vorbeigekommen sind.“
Jetzt erinnerte sie sich. Es war das Lokal mit dem Neonschild, das ihr dieses seltsame Gefühl von Unwirklichkeit vermittelt hatte.
Sie gingen eine schmale Seitenstraße hinunter in ein gähnendes schwarzes Loch. Die Straße war nicht asphaltiert, und Bürgersteige gab es ebenso wenig wie Laternen, nicht einmal ein fehl am Platz wirkendes Neonschild spendete sein schreiend buntes Licht. Der Boden war uneben unter Janes Füßen, und fauliger Abfallgestank stieg ihr in die Nase. Ohne zu wissen, was sie tat, suchte sie an Grants Gürtel Halt.
Sie spürte sein Zaudern, dann entschloss er sich jedoch, ohne ein Wort weiterzugehen. Jane schluckte, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie sich ohne weiteres auf seiner Schulter hätte
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