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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Zeidler
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in einer Gondel über der Festwiese. Opa deutete hinunter.
    »Dort, der Losverkäufer, siehst du den?«
    Ja.
    »Die Menschen um ihn herum sehen doch aus, als seien sie alle in dieselbe Richtung ausgerichtet, nicht wahr?«
    In etwa.
    »Und da drüben, der Mann mit den Ballons, auch um den hat sich eine kleine Gruppe geschart.«
    »Genau wie um den Kerl mit den Stelzen, der Süßigkeiten unters Volk wirft«, bemerkte ich. Obwohl diese Gruppe ziemlich wild umherhüpfte.
    »Stell dir vor, alle diese Menschen sind Atome in deinem Stabmagneten. Hier und da richten sie sich spontan aus, in kleine Bezirke. So sieht das in der Nadel aus, die wir gestern benutzt haben. Was glaubst du, wohin die alle schauen würden, wenn James Bond mit einem Raketenrucksack plötzlich über die Festwiese flöge?«
    »Ihm hinterher natürlich.«
    »Genau! Alle würden sich in dieselbe Richtung drehen. Genau das geschieht in der Nadel, wenn du mit einem Magneten darüberstreichst: Sie wird magnetisch.«
    Opa hatte es wieder einmal geschafft. Als sich unsere Gondel dem Boden näherte, fühlte ich mich, als würde ich in einen Eisenklotz eintauchen und selber ein Atom sein. Kurz darauf wurde ich sogar Teil eines Weiss-Bezirkes, und zwar dem um den Zuckerwattestand herum.
    »Schau, da kommt ein Magnet!« rief Opa und zeigte auf eine Blaskapelle, die über den Festplatz zur großen Wiese marschierte und dabei lustige Weisen spielte.
    »Die Musiker?« Ich wunderte mich.
    »Genau. Beachte mal nicht den mit dem Taktstock an der Spitze des Zuges. Die Blaskapelle hat einen Anfang und ein Ende, sie ist ausgerichtet wie ein Magnet.«
    »Der Kopf ist der Nordpol?«, fragte ich.
    »Das ist egal, sofern das Ende dann der Südpol ist oder eben umgekehrt. Wenn du jetzt die Kapelle in der Mitte teilst, dann hast du zwei Kapellen, mit zwei Anfängen und Enden. Die Bläser, die gerade noch in der Mitte waren, befinden sich nun am Anfang der neuen Kapelle, laufen aber immer noch in der gleichen Richtung weiter wie zuvor. Ihre Orientierung hat sich nicht geändert. Deswegen erhältst du immer zwei neue Magneten, wenn du einen zerteilst.«
    »Aber das sind nun keine vollständigen Kapellen mehr, also gibt es auch keine vollständigen Magneten!«, warf ich ein.
    Opa zog eine Schute. »Verdammt, und ich dachte, ich hätte ein tolles Modell für einen Magneten.«
    »Macht nichts, ich kapier’s schon, und mit noch einer Zuckerwatte kapiere ich’s noch viel besser.«
    Gegen halb zwei kam die erste Dreiergruppe zurück. Die Mädchen rannten das letzte Stück, um auch ja die Ersten zu sein. Nun mussten sie nur noch am meisten Müll gesammelt haben, und der Preis gehörte ihnen. Nach und nach trafen auch die anderen Gruppen ein, mehr oder weniger zerzaust und erschöpft. Die Siegerehrung sollte gegen drei sein, doch Sommersprosses Gruppe war immer noch nicht aufgetaucht. Wir warteten und warteten, doch von unseren Peinigern war nichts zu sehen. Das freute mich ungemein!
    Olli räusperte sich und tippte verschwörerisch auf sein Handgelenk.
    »Es wird Zeit«, sagte ich zu Opa. »Die Wollebachritter müssen noch einmal auf große Fahrt gehen.«
    Opa hob fragend eine Augenbraue, sagte aber nichts.
    Auf dem Weg zu den verwunschenen Bäumen nagte das schlechte Gewissen an mir. Vielleicht hatten sich die drei tief im Wald verlaufen, waren eine Schlucht hinabgestürzt oder einem Bären über den Weg gelaufen – und nur weil ich ihren Kompass sabotiert hatte. In meiner Fantasie malte ich mir immer grimmigere Schicksale für Sommersprosse und seine Kumpanen aus und ich sah mich schon schuldig auf der Anklagebank sitzen.
    »Die haben sich bewegt!«, rief Olli und weckte mich aus meinen trübsinnigen Gedanken. Er wies auf die Stöcke, die wir zur Markierung in die Erde gesetzt hatten. Die Bäume standen nun ein Stück vor ihnen – sie waren in Richtung Müll gewandert.
    Wahnsinn!
    Tanja war sich da nicht so sicher. »Vielleicht hat jemand deine Stöcke bewegt«, warf sie ein und ruinierte damit meine Gänsehaut.
    »Dieser hier hat ein Gesicht!«, rief Tanja und ihre Stimme klang nun ganz und gar nicht mehr skeptisch, während sie mit ausgestrecktem Arm auf einen der Riesenbäume zeigte.
    Wahrlich: In der Rinde zeichneten sich die Züge eines grimmigen Gesellen ab. Mit klopfenden Herzen untersuchten wir die anderen Bäume und entdeckten auch dort Andeutungen von Fratzen.
    »Mir ist unheimlich«, jammerte Olli.
    »Lasst uns abhauen«, schlug Tanja vor.
    »Und der Müll?«, fragte

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