Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Viertheil des hunderttausendsten Theils der Toise zu bestimmen fähig war.
Feststellung der Grundlinie. (S. 57.)
Die Richtscheite wurden also auf die Holzstücke gelegt, eins am Ende des andern, doch ohne sich zu berühren, denn man mußte auch den leichtesten Zusammenstoß, der durch eine unmittelbare Berührung erfolgen konnte, vermeiden. Der Oberst Everest und Mathieu Strux legten auf der geraden Linie der Basis selbst das erste Richtscheit auf das Holzstück. Einhundert Toisen ungefähr davon entfernt, hatte man oberhalb des ersten Pfahls einen Zielpunkt gesteckt, und da die Richtscheite mit zwei senkrechten, unmittelbar auf der Achse eingelassenen eisernen Spitzen versehen waren, konnte man sie leicht in der gewünschten Richtung legen.
In der That untersuchten William Emery und Michael Zorn, die sich hinterwärts auf den Boden gelegt hatten, ob die beiden Eisenspitzen genau auf die Mitte des Zielpunktes trafen. Dadurch war man der genauen Richtung des Richtscheites versichert.
»Jetzt, sagte der Oberst Everest, müssen wir genau den Ausgangspunkt unserer Operation bestimmen, indem wir das Senkblei dicht an das Ende des ersten Richtscheites halten. Kein Berg wird auf dieses Bleiloth eine merkbare Wirkung 1 ausüben, so daß es das Ende der Basis genau auf dem Boden angeben wird.
– Ja, antwortete Mathieu Strux, unter der Bedingung jedoch, daß wir die halbe Stärke der Schnur beim Berührungspunkt in Anschlag bringen.
– So meine ich es auch«, erwiderte der Oberst Everest.
Nachdem der Ausgangspunkt genau bestimmt war, setzte man die Arbeit fort. Doch genügte es nicht, das Richtscheit genau auf die gerade gerichtete Linie der Basis zu legen, man mußte noch seine Neigung in Beziehung auf den Horizont in Rechnung bringen.
»Ich denke, sagte der Oberst Everest, wir maßen uns nicht an, dieses Richtscheit in eine vollkommen horizontale Lage zu bringen?
– Nein, antwortete Mathieu Strux, es genügt, den Winkel, welchen jedes Richtscheit mit dem Horizont bilden wird, mit einem Nivellirinstrument aufzunehmen, und dadurch können wir die gemessene Länge auf die wirkliche Länge zurückführen.«
Da die beiden Gelehrten einig waren, schritt man zur Aufnahme vermittelst eines zu diesem Zweck eigens construirten Nivellirinstruments, welches aus einem Diopterlineal bestand, das sich um ein, an der Spitze eines hölzernen Winkelmaßes angebrachtes Charnier bewegte. Ein Nonius zeigte die Neigung an durch das Zusammenfallen seiner Abtheilungen von fünf zu fünf Minuten mit denen eines feststehenden Richtscheites, das über einen Bogen von zehn Graden gelegt war.
Das Nivellirinstrument wurde auf dem Richtscheit angebracht und das Resultat untersucht. In dem Augenblick, wo Nicolaus Palander dasselbe, nachdem es durch die beiden Gelehrten geprüft worden, in sein Register eintragen wollte, verlangte Mathieu Strux, daß das Instrument von einem Ende zum andern umgekehrt werde, damit man den Unterschied der beiden Bogen herauslesen könne. Dieser Unterschied betrug damals das Doppelte der gesuchten Neigung, und man fand so die Probe der Arbeit. Von jetzt ab befolgte man bei allen derartigen Verrichtungen den Rath des russischen Astronomen.
In diesem Augenblick wurden zwei wichtige Punkte beobachtet: die Richtung des Richtscheites im Verhältniß zur Basis, und der Winkel, welchen es in Beziehung auf den Horizont bildete.
Die Zahlen, welche diese Beobachtung ergab, wurden in zwei verschiedene Register eingetragen und am Rande von den Mitgliedern der englisch-russischen Commission unterzeichnet.
Es blieben noch zwei nicht weniger wichtige Beobachtungen zu machen übrig, um die auf das erste Richtscheit bezügliche Arbeit zu beenden: erstens seine thermometrische Veränderung, dann die genaue Abschätzung der von ihm gemessenen Länge.
Die thermometrische Veränderung ergab sich leicht durch die Vergleichung mit dem Unterschied der Länge zwischen dem Platina-und dem Kupfer-Richtscheit. Das Mikroskop, das nacheinander von Mathieu Strux und dem Oberst Everest beobachtet wurde, ergab die absolute Ziffer der Veränderung des Platina-Richtscheites, und dieselbe wurde in das doppelte Register eingetragen, so daß sie später auf die Temperatur von sechzehn hunderttheiligen Graden zurückgeführt werden konnte. Als Nicolaus Palander die erhaltenen Zahlen eingetragen, wurden sie sofort von Allen mit einander verglichen.
Es handelte sich nun darum, die wirklich gemessene Länge zu notiren. Um diese zu erhalten,
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