Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
beständigen Thätigkeit und der Gewandtheit seiner Gefährten, fehlte es nie an Wildpret. Die Ebenen und Hügel wurden im Umkreis mehrerer Meilen durchstreift, und hallten jederzeit von den Schüssen der Europäer wieder.
Am 6. März begannen die geodätischen Operationen. Die beiden jüngsten Gelehrten der Commission wurden mit den Vorarbeiten betraut.
»Vorwärts, lieber Kamerad, sagte Michael Zorn freudig zu William Emery, und der Gott der Genauigkeit stehe uns bei.«
Die erste Verrichtung bestand darin, auf dem flachsten und ebensten Theil des Terrains in gerader Richtung eine Linie abzustecken. Die Beschaffenheit des Bodens gab die Richtung von Südosten nach Nordwesten an.
Die Geradlinigkeit wurde vermittelst Pfählen und Flaggenstangen, die in kurzer Entfernung von einander aufgesteckt wurden, erreicht. Michael Zorn, dessen Fernrohr mit einem Netz versehen war, untersuchte die Stellung der Pfähle und erkannte sie als genau an, wenn der senkrechte Netzfaden alle ihre im Brennpunkt geworfenen Bilder in zwei gleiche Hälften theilte.
Diese gerade Linie wurde so ungefähr fünf Meilen weit fortgeführt, die muthmaßliche Länge, welche die Astronomen ihrer Basis zu geben dachten.
Jeder Pfahl war an seiner Spitze mit einem Nivellirinstrument versehen worden, welches die Legung der metallenen Lineale erleichtern sollte. Diese Arbeit erforderte einige Tage, um gut zu Ende geführt zu werden. Die beiden jungen Leute führten sie mit gewissenhaftester Genauigkeit aus.
Es handelte sich nun darum, die zur Messung der Basis des ersten Dreiecks bestimmten Lineale an einander zu legen, eine Verrichtung, welche sehr einfach scheinen kann, aber im Gegentheil unendliche Vorsicht erfordert, und von welcher zum großen Theil der Erfolg einer Dreieckmessung abhängt.
Folgendes waren die zur Legung der gedachten Lineale getroffenen Anordnungen, deren Beschreibung selber weiter unten erfolgt.
Am Morgen des 10. März wurden längs der geraden Linie, die man schon abgesteckt hatte, hölzerne Sockel aufgestellt. Diese Sockel, zwölf an Zahl, ruhten mit ihrem unteren Theil auf drei, einige Zoll langen, eisernen Schrauben, welche sie am Rutschen hinderten und in einer unbeweglichen Lage fest hielten.
Auf diese Sockel vertheilte man kleine, gut angepaßte Stückchen Holz, welche den Richtscheiten als Unterlage und zu einer Art Fassung dienen sollten. Diese Fassung gab ihnen die Richtung, ohne ihre Ausdehnung zu hindern, welche je nach der Temperatur veränderlich sein und bei der Operation in Anschlag gebracht werden mußte.
Als die zwölf Sockel befestigt und mit Holzstückchen belegt waren, besorgten der Oberst Everest und Mathieu Strux die schwierige Legung der Richtscheite, eine Verrichtung, woran die beiden jungen Leute Theil nahmen. Nicolaus Palander dagegen war mit dem Bleistift in der Hand bereit, die Ziffern, welche man ihm mittheilen würde, in ein doppeltes Register einzutragen.
Die angewandten Richtscheite waren sechs an Zahl; sie hatten eine im Voraus mit absoluter Genauigkeit bestimmte Länge. Man hatte sie mit dem alten französischen Toisenmaß, welches bei geodätischen Messungen allgemein angenommen ist, verglichen.
Diese Richtscheite waren also zwei Toisen lang, sechs Linien breit und eine Linie dick. Das zu ihrer Fabrikation angewendete Metall war Platina, ein in der Luft unter gewöhnlichen Umständen unveränderliches, weder in der Kälte, noch in der Wärme oxydirbares Metall. Doch mußten diese Platina-Richtscheite, unter Einwirkung der veränderlichen Temperatur einer Ausdehnung oder Zusammenziehung unterliegen, welche zu berücksichtigen war. Man hatte deshalb ausgedacht, jedes derselben mit einem eigenen Thermometer zu versehen, einem Metall-Thermometer, das sich auf die den Metallen eigenthümliche Eigenschaft, unter dem Einfluß der Wärme eine Veränderung zu erleiden, gründete. Deshalb wurde jedes der Richtscheite mit einem andern kupfernen, das ein wenig kürzer war, bedeckt. Ein am Ende des kupfernen Richtscheites angebrachter Nonius zeigte genau die relative Verlängerung des gedachten Richtscheites an, wodurch man in Stand gesetzt wurde, die absolute Ausdehnung des Platina in Abzug zu bringen. Außerdem waren die Veränderungen des Nonius derart berechnet, daß man jede noch so kleine Ausdehnung des Platina-Lineals in Anschlag bringen konnte. Man begreift also, mit welcher Genauigkeit man zu verfahren im Stande war. Dieser Nonius war zudem mit einem Mikroskop versehen, womit man ein
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