Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
nachdrücklich, daß das Objectiv des Fernrohres zu Cambridge vierzehn Zoll wie das seinige messe, und daß in der Nacht des 31. Januar 1862 es endlich den geheimnißvollen Trabanten entdeckt habe, welcher die Störungen im Lauf des Sirius verursacht.
Wenn Gelehrte dahin kommen, sich dergleichen persönliche Dinge zu sagen, begreift man wohl, daß keine Annäherung mehr möglich ist. Es stand also zu befürchten, daß die Zukunft der Vermessung bald durch diese unheilbare Eifersucht auf’s Spiel gesetzt werden würde.
Glücklicherweise hatten die Streitigkeiten bisher wenigstens nur wissenschaftliche Gegenstände berührt. Manchmal hatte man sich über die mit der Winkelmeßscheibe oder mit dem Theodoliten aufgenommenen Messungen gestritten, doch hatte diese Debatte, weit entfernt zu schaden, nur desto größere Genauigkeit bei der Arbeit zur Folge. Die Wahl der Station hatte bisher noch keine Gelegenheit zur Uneinigkeit gegeben.
Am 30. Mai änderte sich das bis dahin klare und demzufolge den Beobachtungen günstige Wetter plötzlich. In jeder anderen Region hätte man sicher einen von Regengüssen begleiteten Sturm vorhersagen können. Der Himmel bedeckte sich mit drohenden Wolken, einzelne Blitze ohne Donner zuckten einen Augenblick durch die Dunstmassen. Doch trat eine Luftverdichtung in den oberen Schichten nicht ein, und der sehr trockene Erdboden empfing nicht einen Wassertropfen. Nur blieb der Himmel einige Tage umwölkt. Dieser unzeitige Nebel konnte die Operation nur hemmen. Die Zielpunkte waren auf eine Meile Entfernung nicht mehr sichtbar.
Da indessen die anglo-russische Commission keine Zeit verlieren wollte, entschloß man sich, leuchtende Signale zu errichten, um auch des Nachts operiren zu können. Nur mußte man auf Rath des Buschmanns im Interesse der Beobachtungen einige Vorsicht gebrauchen, da in der Nacht die reißenden Thiere durch den Schein der elektrischen Lampen angelockt, sich truppweise um die Stationen sammelten. Die Beobachter hörten dann das Kreischen des Schakals und das heisere Lachen der Hyäne, welches an das eigenthümliche Lachen betrunkener Neger erinnert.
Während der ersten nächtlichen Beobachtungen inmitten einer drohenden Umgebung erschrecklicher Thiere, da mitunter ein fürchterliches Brüllen die Nähe eines Löwen verkündete, waren die Astronomen doch ein wenig bei ihrer Arbeit gestört. Die Messungen wurden, wenn auch nicht weniger genau, doch weniger schnell ausgeführt. Diese auf sie gerichteten flammenden, durch die dichte Finsterniß leuchtenden Augen waren doch den Gelehrten ein wenig unbequem. Unter solchen Umständen Distanzen vom Zenith der Reverberen und ihre Winkel-Distanzen aufzunehmen, erforderte eine außerordentliche Kaltblütigkeit und eine unerschütterliche Selbstbeherrschung. Doch fehlte es den Mitgliedern der Commission nicht an diesen Eigenschaften.
Nach einigen Tagen hatten sie ihre ganze Geistesgegenwart wiedergewonnen und arbeiteten mitten unter den reißenden Thieren ebenso ordentlich, als wenn sie in ihren Observatorien gewesen wären. Man stellte außerdem bei jeder Station einige mit Flinten bewaffnete Jäger auf, und eine Anzahl zu dreister Hyänen fielen unter den europäischen Kugeln. Ich brauche nicht anzuführen, daß Sir John Murray diese Art Vermessung »wundervoll« fand. Während sein Auge an das Glas des Fernrohrs geheftet war, hielt seine Hand seinen Coldring, und mehr als einmal that er zwischen zwei Zenith-Beobachtungen einen Schuß.
Die geodätischen Arbeiten wurden also durch die unfreundliche Witterung nicht unterbrochen. Ihre Genauigkeit litt in keiner Weise darunter, und die Meridianmessung schritt regelmäßig ununterbrochen nach Norden zu vor.
Kein erzählenswerther Vorfall ereignete sich bei den geodätischen Arbeiten vom 30. Mai bis 17. Juni. Neue Dreiecke wurden vermittelst künstlicher Stationen errichtet, und vor Ende des Monats, wenn nicht irgend ein Hinderniß der Natur den Fortschritt der Arbeiten aufhielt, konnten der Oberst Everest und Mathieu Strux darauf rechnen, mit der Messung eines neuen Grades vom vierundzwanzigsten Meridian fertig zu sein.
Am 17. Juni schnitt ein ziemlich breites Wasser, ein Nebenfluß des Orange, den Weg ab. Die Mitglieder der wissenschaftlichen Commission waren nicht verlegen, persönlich über denselben zu setzen, da sie ein Kautschukboot besaßen, das eben dazu bei Flüssen oder mittelgroßen Seen bestimmt war. Doch konnten die Wagen und das Material der Karawane nicht auf
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