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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sehen, sahen sie sich gar nicht. Am Abend vor dem Aufbruch hatte der Oberst Everest einfach seine Karte mit »
p.p.c.
« dem russischen Astronomen übersandt, und hatte von Mathieu Strux eine Karte mit derselben Formel erhalten.
    Am 19. Mai hob die ganze Karawane das Lager auf und schlug den Weg nach Norden ein. Die an der Basis des achten Dreiecks anliegenden Winkel, dessen Spitze ein links von dem Meridian sechs Meilen entfernt richtig gewählter Absteckpfahl bildete, waren gemessen worden. Es handelte sich also nur noch darum, diese neue Station zu erreichen, um die geodätischen Operationen wieder vorzunehmen.
    Vom 19. bis 29. Mai wurde die Gegend mit der Mittagslinie durch zwei neue Dreiecke verbunden. Man hatte alle Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um mit mathematischer Genauigkeit zu verfahren. Die Operation ging nach Wunsch, und bis hierher waren die Schwierigkeiten nicht groß gewesen. Das Wetter war den Tagesbeobachtungen günstig und der Boden enthielt kein unübersteigliches Hinderniß. Vielleicht war er sogar durch seine Flachheit nicht ganz geeignet zur Ausmessung der Winkel. Er war wie eine grüne Wüste, von Bächen durchschnitten, welche zwischen Reihen von »Karreehout« flossen, eine Baumart, welche dem Laube nach der Weide ähnlich ist, und deren Zweige die Buschmänner zur Fertigung ihrer Bogen verwenden. Dies Terrain, bedeckt mit losgerissenen Felsblöcken, vermischt mit Thon, Sand und Eisensteinen, zeigte sich an einzelnen Stellen äußerst dürr. Es verschwand da jede Spur von Feuchtigkeit und es gediehen nur noch einige der fleischigen Pflanzenarten, die der größten Dürre widerstehen. Meilenweit bot diese Region keine Bodenerhöhung dar, die man als natürliche Station hätte wählen können. Man mußte also Signalpfähle oder zehn bis zwölf Meter hohe Fahnenstangen, die als Zielpunkt dienen konnten, aufpflanzen. Dies verursachte einen beträchtlichen Zeitverlust, der die Vermessungsarbeit verzögerte. Hatte man die Beobachtung gemacht, so mußte die Stange ausgehoben und einige Meilen weiter gebracht werden, um dort wieder die Spitze eines neuen Dreieckes zu bilden. Doch machte sich die Sache im Ganzen ohne Schwierigkeit. Die Mannschaft der »Königin und Czar«, auf diese Art Arbeit eingeübt, entledigte sich leicht ihrer Aufgabe. Diese wohl instruirten Leute arbeiteten schnell und man hätte sie nur ihrer Gewandtheit halber loben müssen, wenn nicht nationale Eigenliebe oft Unfrieden unter sie gesäet hätte.
    Und wirklich brachte die unverzeihliche Eifersucht, welche ihre Anführer, den Oberst Everest und Mathieu Strux, entzweite, zuweilen auch die Seeleute gegen einander in Aufregung. Michael Zorn und William Emery wandten all’ ihre Weisheit und Klugheit an, um diese ärgerlichen Zwistigkeiten zu bekämpfen; doch gelang es ihnen nicht immer. Solche Streitigkeiten konnten bei den halbrohen Leuten in beklagenswerthe Thätlichkeiten ausarten. Der Oberst und der russische Gelehrte vermittelten dann wohl, doch machten sie die Dinge noch schlimmer, da jeder entschieden die Partei seiner Landsleute nahm, selbst dann, wenn diese Unrecht hatte. Von den Untergeordneten stieg die Zwietracht bis zu den Oberen, und »wuchs im Verhältniß der Masse«, wie Michael Zorn sagte. Zwei Monate nach der Abreise von Lattaku hatten nur noch die beiden jungen Leute das zum Erfolg des Unternehmens so nothwendige gute Einvernehmen bewahrt. Selbst Sir John Murray und Nicolaus Palander, so sehr sie, der eine von seinen Berechnungen, der andere von seinen Jagdabenteuern in Anspruch genommen waren, singen an, bei diesen Uneinigkeiten sich zu betheiligen. Kurz, eines Tages war der Streit so heftig, daß Mathieu Strux zum Oberst Everest sagen zu können glaubte:
    »Nehmen Sie, mein Herr, einen weniger hohen Ton an zu Astronomen, welche dem Observatorium von Pulkowa angehören, dessen weitreichendes Fernrohr die Möglichkeit gewährt zu erkennen, daß die Uranusscheibe vollkommen kreisrund ist!«
    Worauf der Oberst Everest erwiderte, daß man das Recht habe, noch einen viel höheren Ton anzuschlagen, wenn man die Ehre habe, dem Observatorium von Cambridge anzugehören, dessen weitreichendes Fernrohr es möglich gemacht habe, die Andromeda unter die unregelmäßigen Nebelsterne zu rechnen!
    Dann trieb Mathieu Strux die Persönlichkeit so weit, daß er sagte, das Fernrohr von Pulkowa mit seinem vierzehn Zoll großen Objectiv mache die Sterne dreizehnter Größe sichtbar, und der Oberst Everest antwortete

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