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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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einer Stromschnelle ward.
    Die den beiden Matrosen vom Forloper gegebenen Befehle wurden pünktlich ausgeführt. Bald mußten sie die Ruder einziehen, um nicht auf einen halb unter dem Wasser versteckten Baumklotz zu stoßen, bald im Gegentheil kräftig einen durch eine Gegenströmung gebildeten Wasserwirbel überwinden. Dann, wenn die Strömung zu stark wurde, ließ man das leichte Boot im Wasserstrich dahingleiten.
    Der Eingeborene wich so mit dem Steuer in der Hand, unbeweglichem Kopf, festen Auges den Gefahren der Ueberfahrt aus. Die Europäer beobachteten unruhig diese neue Lage. Sie fühlten sich mit unwiderstehlicher Macht von dieser tobenden Strömung mit fortgerissen. Der Oberst Everest und Mathieu Strux sahen sich einander an, ohne den Mund zu öffnen. Sir John Murray, mit seiner unzertrennlichen Büchse zwischen den Beinen, prüfte die zahlreichen Vögel, welche über der Wasserfläche streiften.
    Die beiden jungen Astronomen bewunderten ohne Rückhalt und ohne Nebengedanken die Ufer, welche schon mit fabelhafter Geschwindigkeit vor ihnen zu fliehen schienen.
    Bald hatte das schwache Fahrzeug die wirkliche Stromschnelle erreicht, die man schräg durchschneiden mußte, um an dem entgegengesetzten Ufer in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen. Die Matrosen drückten auf ein Wort des Buschmanns stärker auf ihre Ruder, doch ungeachtet ihrer Anstrengungen nahm der Kahn, unwiderstehlich mit fortgerissen, eine dem Ufer parallele Richtung an und glitt abwärts. Das Steuer vermochte nichts mehr über ihn, und selbst die Ruder konnten ihn nicht mehr auf den richtigen Weg bringen. Die Lage wurde sehr gefährlich, denn der Stoß an einen Felsen oder Baumstamm mußte unfehlbar das Boot umwerfen.
    Die Passagiere fühlten die Gefahr, aber keiner sprach ein Wort.
    Der Forloper stand halb aufgerichtet. Er beobachtete die Richtung, welche das Fahrzeug nahm, dessen Schnelligkeit er auf einem Wasser nicht hemmen konnte, welches durch seine eigene rasende Geschwindigkeit den Gebrauch des Steuers zunichte machte. Zweihundert Ellen vom Boot ragte eine Art kleiner Insel, eine gefährliche Anhäufung von Steinen und Bäumen aus dem Flußbett empor. Ihr auszuweichen war unmöglich und in einigen Augenblicken drohte das Boot sie zu erreichen und unzweifelhaft daran zu zerschellen.
    In der That fand auch alsbald ein Stoß statt, doch weniger heftig, als man vermuthet hatte. Das Boot neigte sich und Wasser drang ein, doch konnten sich die Reisenden an ihrem Platz erhalten. Sie schauten vor sich … der schwarze Felsblock, an den sie gestoßen, verließ seine Stelle und bewegte sich in dem tosenden Wasser.
    Dieser Fels war ein ungeheuerlicher Hippopotamus, welchen die Strömung bis zur Insel mit fortgerissen hatte, und der es nicht wagte, gegen die Stromschnelle anzukämpfen, um ein oder das andere Ufer zu erreichen. Als er sich von dem Fahrzeug getroffen fühlte, erhob er den Kopf, und ihn horizontal schüttelnd, schaute er mit seinen kleinen dummen Augen um sich.
    Der ungeheure Dickhäuter, 10 Fuß lang, mit harter, brauner und haarloser Haut, zeigte in seinem offenen Rachen außerordentlich entwickelte obere Vorder-und Augenzähne. Fast augenblicklich stürzte er auf das Boot, welches er wüthend und beißend mit seinen Zähnen zu zerreißen drohte.
    Doch Sir John Murray war da, und seine Kaltblütigkeit hatte ihn nicht verlassen. Er legte ruhig seine Flinte an und seine Kugel traf das Thier dicht am Ohr. Das Flußpferd ließ nicht los und schüttelte das Boot wie der Hund einen Hasen. Die Büchse, sofort wieder geladen, traf das Thier abermals am Kopf. Der Schuß war tödtlich, denn die ganze Fleischmasse sank sofort nieder, nachdem sie in einer letzten Todesanstrengung das Boot von dem Inselchen abwärts gestoßen hatte.
    Ehe die Reisenden noch zu sich gekommen, hatte das Fahrzeug, sich wie ein Kreisel drehend, die schräge Richtung der Stromschnelle eingeschlagen. Ein Bogen, den der Fluß plötzlich machte, schnitt einige hundert Ellen unterhalb die Strömung des Nosub ab. Der Kahn trieb in zwanzig Secunden dort hin, wo ihn ein heftiger Stoß zum Halten brachte, und die Fahrenden sprangen gesund und munter auf den Uferdamm, nachdem sie einen Weg von zwei Meilen abwärts von ihrem Einschiffungsort gemacht hatten.

Elftes Capitel.
Nicolaus Palander wiedergefunden.
    Die geodätischen Arbeiten wurden wieder aufgenommen. Zwei Stationen, die man nächst der letzten Station diesseits des Flusses nach einander abgesteckt hatte, dienten zur

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