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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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zeigte sich dieser Theil des zwischen der Grenze des Karrou und dem Ngamisee gelegenen Festlandes den Blicken der englischen Astronomen. Ihre Beschwerden waren groß, ihre Leiden außerordentlich, vornehmlich war’s Wassermangel. Diese Entbehrung drückte noch empfindlicher die Thiere, da das spärliche, dürre, staubige Gras kaum hinreichende Nahrung gewährte. Diese weite Landstrecke war nicht allein durch Unfruchtbarkeit eine Wüste, sondern auch deshalb, weil sich kein lebendes Wesen hineinwagte. Die Vögel waren über den Zambesi entflohen, um dort Bäume und Blumen wieder zu finden. Die reißenden Thiere wagten sich auch nicht in diese Ebene, die ihnen keine Nahrungsquelle bot. Kaum sahen die Jäger der Karawane während der ersten vierzehn Tage des Januar zwei oder drei Paar Antilopen, die mehrere Monate das Trinken entbehren können; es waren solche Oryx, wie die, welche dem Sir John Murray ein so lebhaftes Herzeleid bereitet hatten; besonders Kaamas, mit sanften Augen und aschgrauen mit ockerfarbigen Flecken gesprengtem Fell, unschuldige Thiere, die ihres Fleisches halber sehr geschätzt sind, und welche, wie es scheint, die dürren Gegenden den fruchtbarsten Weideplätzen vorziehen.
     

    Gefallene Saumthiere. (S. 170.)
     
    Indeß wurden durch die Wanderung unter dieser Sonnengluth, in einer Atmosphäre, die nicht ein Dunstatom enthielt, bei Verfolgung der geodätischen Arbeiten bei Tage und bei Nacht von keinem Lufthauch gekühlt, die Astronomen sichtlich erschöpft. Ihr Wasservorrath in den erwärmten Tonnen nahm ab. Schon hatten sie das Wasser auf tägliche Rationen beschränkt und litten sehr unter dieser Verminderung. Doch war ihr Eifer und ihr Muth so groß, daß sie den Beschwerden und Entbehrungen zum Trotz kein Detail ihrer unendlichen und peinlichen Arbeit vernachlässigten. Am 25. Januar war das siebente Stück des Meridians, einen neuen Grad enthaltend, vermittelst neun neuer Dreiecke ausgerechnet worden, was die Totalsumme der bis dahin construirten Triangel auf siebenundfünfzig brachte.
    Man hatte nur noch einen Theil der Wüste zu passiren, und nach der Meinung des Buschmanns mußten sie die Ufer des Ngamisees vor Ende Januar erreichen. Der Oberst und seine Gefährten konnten bis dahin noch für sich selbst aushalten. Aber die Leute der Karawane, die Buschmänner, welche nicht von solchem Eifer beseelt waren, bezahlte Leute, deren Interesse Nichts mit dem wissenschaftlichen der Expedition gemein hatte, Eingeborene, die noch dazu wenig geneigt waren, vorwärts zu gehen, – diese litten sehr durch die Beschwerden des Weges. Der Wassermangel drückte sie sehr empfindlich. Schon hatte man einige durch Hunger und Durst ermattete Saumthiere zurücklassen müssen, und es stand zu befürchten, daß ihre Anzahl von Tag zu Tag geringer würde. Das Murren, die Klagen wurden mit den Anstrengungen immer größer, Mokum’s Rolle ward immer schwieriger und sein Einfluß geringer.
    Es wurde bald klar, daß der Wassermangel ein unübersteigliches Hinderniß werden würde, daß man den Weg nach Norden werde aufgeben und sich wieder rückwärts wenden müsse, sei es auch rechts vom Meridian, auf die Gefahr hin, mit der russischen Expedition zusammenzutreffen, um Dörfer zu erreichen, die der Beschreibung David Livingstone’s nach in einer weniger unfruchtbaren Gegend liegen.
    Am 15. Februar machte der Buschmann den Oberst Everest mit den wachsenden Schwierigkeiten bekannt, gegen welche er vergeblich kämpfte. Die Wagenführer verweigerten ihm schon den Gehorsam. Jeden Morgen beim Aufbruch des Lagers fanden Scenen der Insubordination statt, an welchen sich die meisten Eingeborenen betheiligten. Man muß zugeben, daß diese von der Hitze niedergedrückten, von Durst verzehrten Unglücklichen Mitleid erregten. Zudem wollten die Ochsen und Pferde, durch das kurze, trockene Gras ungenügend genährt, nicht getränkt, nicht mehr fort.
    Der Oberst Everest erkannte genau die Lage. Doch hart gegen sich selbst, war er es auch gegen die Andern. Er wollte in keiner Weise die Arbeit des trigonometrischen Netzes unterbrechen, und erklärte, daß er, und sollte er auch ganz allein bleiben, vorwärts gehen werde. Uebrigens waren seine beiden Collegen mit ihm einstimmig und bereit ihm zu folgen, so weit er gehen wollte.
    Durch wiederholte Bemühungen gelang es dem Buschmann, die Eingeborenen zu bewegen, daß sie noch eine kurze Zeit lang mit fort gingen. Seiner Schätzung nach konnte der Ngamisee nur noch fünf oder sechs

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