Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
Vom Netzwerk:
manche vier Zoll messen. Die jungen Thiere, so stark wie ein Federkiel, fünfzehn bis zwanzig Linien lang, werden, wenn sie ihre Eier noch nicht abgelegt haben, von Liebhabern wirklich als ein köstliches Gericht angesehen. Nachdem sie eine halbe Stunde gekocht, setzte der Buschmann den Engländern ein appetitliches Gericht Heuschrecken vor. Man fand diese, gleich den Seekrabben vom Kopf, Füßen und Flügeln befreiten Insecten sehr saftig, und Sir John, der allein einige Hundert aß, empfahl den Leuten an, ungeheure Vorräthe davon zu sammeln. Man brauchte sich ja nur danach zu bücken!
    Als die Nacht kam, suchte Jeder sein gewöhnliches Lager auf. Aber auch die Wagen waren dem feindlichen Einfall nicht entgangen. Es war unmöglich hinein zu kommen, ohne auf unzählige dieser Insecten zu treten. Unter solchen Verhältnissen war das Schlafen nicht sehr angenehm, und da der Himmel klar war und die Sterne am Firmament glänzten, verbrachten die Astronomen die Nacht damit, Sternhöhen aufzunehmen. Das war jedenfalls besser, als sich bis an den Hals in ein Heuschreckenbett zu stecken. Wie hätten die Europäer auch einen Augenblick Ruhe finden können, während die Ebene und die Wälder vom Geheul der reißenden Thiere widerhallten, die zu dem Festmahl der Heuschrecken herbeieilten.
    Am folgenden Morgen ging die Sonne am völlig klaren Horizont auf, und begann ihren Tageslauf an einem glänzenden Himmel, der einen heißen Tag versprach. Ihre Strahlen hatten bald die Temperatur erhöht, und man vernahm ein dumpfes Schwirren aus dem Schwarm der Heuschrecken, die sich anschickten, weiter zu fliegen und ihre Zerstörung anderswohin zu tragen. Gegen acht Uhr Morgens war es, als ob sich ein ungeheurer Schleier entrolle, den Himmel verhülle und das Sonnenlicht verdunkle. Die ganze Gegend wurde düster, und man hätte glauben können, es werde wieder Nacht. Dann setzte sich die enorme Wolke, vom frischen Winde getrieben, in Bewegung. Zwei Stunden lang zog sie mit betäubendem Geschwirr über das in Dunkelheit versetzte Lager hin und verschwand endlich jenseits des westlichen Horizontes.
    Doch als es wieder helle ward, konnte man sehen, wie sich die Voraussagungen des Buschmanns vollständig erfüllt hatten. Kein Blatt mehr an den Bäumen, kein Grashalm auf den Wiesen. Alles war verheert; der Erdboden sah gelb und fahl aus. Die entblätterten Aeste boten den Augen nur noch ein schauerliches Schattenbild dar. Es war der Winter auf den Sommer blitzschnell gefolgt! Es war die Wüste, und nicht mehr die Gegend voll üppigen Wachsthums. Bei diesen verheerenden Heuschrecken konnte man das orientalische Sprichwort anwenden, welches den räuberischen Sinn der Osmanlis bezeugt: Wo der Türke über ein Land gezogen, da wächst kein Gras mehr! Wo Heuschrecken auf ein Land niedergefallen sind, da wächst kein Gras mehr!
Achtzehntes Capitel.
Die Wüste.
    Das Land vor den Schritten der Reisenden war wirklich zur Wüste geworden, und als am 25. December der Oberst Everest mit seinen Begleitern, nachdem sie einen neuen Meridiangrad gemessen und ihren achtundvierzigsten Triangel vollendet hatten, an der Nordgrenze des Karrou ankam, fanden sie zwischen der Gegend, welche sie verließen, und dem neuen dürren und versengten Lande, das sie durchziehen wollten, keinen Unterschied mehr.
    Die zum Dienst der Karawane verwendeten Thiere hatten durch den Weidemangel sehr zu leiden. Auch an Wasser fehlte es, da die letzten Regentropfen in den Sümpfen versiegt waren. Der aus Sand und Thon gemischte Erdboden war für die Vegetation sehr ungeeignet. Die Gewässer aus der Regenzeit, welche durch Sandschichten sickerten, verschwanden fast augenblicklich auf diesem Boden, der mit Sandstein reichlich bedeckt, nicht das kleinste Wassertheilchen festhalten kann.
    Durch solche unfruchtbare Gegenden ist Doctor Livingstone mehr als ein Mal auf seinen an Gefahren reichen Forschungsreisen gezogen. Nicht allein die Erde, sondern auch die Luft war so trocken, daß eiserne Gegenstände in der freien Luft nicht rosteten. Der Erzählung des gelehrten Doctors zufolge waren die Blätter der Bäume verschrumpft und welk; die der Mimosen blieben bei Tage, wie sonst bei Nacht, geschlossen; Käfer, die auf den Boden fielen, starben nach wenig Secunden; endlich zeigte ein Thermometer, dessen Kugel man drei Zoll tief in die Erde steckte, zu Mittag hundertvierunddreißig Grad Fahrenheit! ( = 56° hundertth.)
    So wie der berühmte Reisende manche Gegenden SüdAfrikas antraf, ebenso

Weitere Kostenlose Bücher