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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Scorzef die Beobachter, sich ziemlich weit rechts vom Meridian zu begeben, doch begriffen sie nach reiflicher Ueberlegung, daß sie nicht anders verfahren konnten. Der allein stehende Berg wurde also mit größter Sorgfalt vermittelst des zweiten Glases der Winkelmeßscheibe visirt, und die Abweichung der beiden Gläser ergab die Winkeldistanz des Scorzef von dem Hügel, und demzufolge das Maaß des an der Station selbst gebildeten Winkels. Um noch genauere Annäherung zu haben, wiederholte der Oberst zwanzigmal dies Verfahren, wobei er die Stellung seiner Gläser veränderte; auf diese Weise theilte er die möglichen Irrthümer der Lesart durch zwanzig, und erhielt eine Winkelmessung von absoluter Genauigkeit.
    Trotz der Ungeduld der Eingeborenen wurden diese Operationen von dem unempfindlichen Oberst Everest mit derselben Sorgfalt wie in seinem Observatorium zu Cambridge gemacht. Der ganze 21. Februar verstrich auf diese Art, und erst zu Ende des Tages, gegen halb sechs, als das Ablesen der Maßstäbe schwierig wurde, beendete der Oberst seine Beobachtungen.

    »Jetzt bin ich Ihnen zu Verfügung, Mokum, sagte er darauf zum Buschmann.
    – Das ist wirklich nicht zu früh, Herr Oberst, antwortete Mokum, und ich bedaure, daß Sie Ihre Arbeit nicht vor der Nacht fertig bringen konnten, denn wir würden versucht haben, unser Lager an die Ufer des Sees zu verlegen!
    – Aber was hindert uns, aufzubrechen? fragte der Oberst. Fünfzehn Meilen, wenn auch in dunkler Nacht zu machen, können uns nicht zurückhalten. Der Weg ist ein gerader, durch die Ebene selbst, und wir brauchen nicht zu befürchten, uns zu verirren.
    – Ja! … wirklich … erwiderte der Buschmann, der mit sich zu Rathe zu gehen schien; vielleicht können wir dies Wagniß vornehmen, obgleich ich vorgezogen hätte, bei hellem Tage durch die dem Ngamisee benachbarten Landstrecken zu gehen. Unsere Leute verlangen sehnlichst, die Süßwasser des Sees zu erreichen. Wir wollen also aufbrechen, Herr Oberst …
    – Wann Sie wollen Mokum!« antwortete der Oberst.
    Dieser Entschluß wurde von Allen gebilligt, die Ochsen vor die Wagen gespannt, die Reiter bestiegen ihre Pferde, die Instrumente wurden in den Wagen gebracht, und um sieben Uhr Abends, nachdem der Buschmann das Zeichen zum Aufbruch gegeben, marschirte die Karawane, vom Durst gespornt, gerade auf den Ngamisee zu.
     

    Der Ngami! Der Ngami! (S. 172.)
     
    Getrieben von einem gewissen Instinct als Kundschafter der Gegend, hatte der Buschmann die drei Europäer gebeten, ihre Waffen zu sich zu nehmen und sich mit Munition zu versehen. Er selbst trug die Büchse, die ihm Sir John zum Geschenk gemacht, und in seiner Kugeltasche fehlte es nicht an Patronen.
     

    Kampf mit Wüstenräubern. (S. 180.)
     
    Man brach auf. Die Nacht war finster und ein dichter Wolkenschleier verhüllte die Sterne. Doch war die Atmosphäre in der dem Erdboden nächsten Schicht frei von Nebel. Der mit außerordentlicher Sehkraft begabte Mokum spürte auf den Seiten und vorwärts.
    Einige Worte, die er zu Sir John sprach, bewiesen, daß der Buschmann die Gegend nicht für ganz sicher halte. Daher hielt Sir John auch seinerseits sich auf jedes Ereigniß gefaßt.
    Die Karawane zog so drei Stunden in nördlicher Richtung vorwärts, doch bei ihrer Erschöpfung und Müdigkeit ging sie nicht schnell. Man machte nicht mehr als drei Meilen die Stunde, und gegen zehn Uhr Abends war die kleine Truppe noch sechs Meilen vom Ngamisee entfernt. Die Thiere keuchten und konnten in dieser erstickenden Nacht kaum athmen, in einer so trockenen Atmosphäre, daß das empfindlichste Hygrometer keine Spur von Feuchtigkeit gezeigt hätte.
    Ungeachtet der dringendsten Mahnungen des Buschmanns bildete die Karawane bald nicht mehr einen festen Kern. Die Männer und die Thiere zogen sich in einer langen Reihe hin. Einige Ochsen waren schon entkräftet auf dem Wege gestürzt. Abgestiegene Reiter schleppten sich mühsam fort, und die kleinste Anzahl Eingeborener hätte sie leicht entführen können. Mokum voll Besorgniß, sparte weder Worte noch Winke, ging von einem zum andern, und versuchte die Truppe auf’s Neue zusammenzubringen, aber es gelang ihm nicht, und ehe er es noch bemerkt, war schon eine gewisse Anzahl seiner Männer abhanden gekommen.
    Um elf Uhr Abends waren die Wagen, die sich an der Spitze befanden, nur noch drei Meilen vom Scorzef. Trotz der Dunkelheit sah man den Berg sehr deutlich, und er ragte im Dunkel wie eine ungeheure Pyramide empor.

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