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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Die Nacht vermehrte noch seine wirklichen Dimensionen, verdoppelte scheinbar seine Größe.
    Wenn sich Mokum nicht getäuscht hatte, so mußte der Ngamisee hinter dem Scorzef liegen. Es handelte sich also darum, den Berg so zu umgehen, daß man auf kürzestem Wege an die weite Süßwasserfläche gelangte.
    Der Buschmann stellte sich an die Spitze der Karawane in Gesellschaft der drei Europäer und war im Begriff, sich links hin zu wenden, als deutliche, obwohl entfernte Schüsse ihn zum Halt bestimmten.
    Die Engländer hatten ebenfalls ihre Pferde angehalten und lauschten mit leicht begreiflicher Angst.
    In einem Lande, wo die Eingeborenen sich nur der Lanzen und Pfeile bedienen, mußte das Knallen von Feuerwaffen sie ängstlich überraschen.
    »Was ist das? fragte der Oberst.
    – Schüsse! antwortete Sir John.
    – Schüsse! rief der Oberst aus, und in welcher Richtung?«
    Diese Frage war an den Buschmann gerichtet, welcher erwiderte:
    »Diese Flintenschüsse sind vom Gipfel des Scorzef aus gefeuert worden. Sehen Sie, wie das Dunkel sich oben lichtet! Man schlägt sich dort. Das sind ohne Zweifel Makololos, die einen Trupp Europäer angreifen.
    – Europäer, sagte William Emery.
    – Ja, Herr William, erwiderte Mokum. Dieses starke Knallen kann nur von europäischen Waffen herrühren, und ich möchte hinzusetzen, von gezogenen Gewehren.
    – Diese Europäer wären also? …«
    Doch unterbrach ihn der Oberst und rief:
    »Meine Herren, wer diese Europäer auch seien, man muß ihnen zu Hilfe kommen.
    – Ja! Ja! Auf! Vorwärts!« wiederholte William Emery, dessen Herz sich schmerzlich zusammenzog.
    Ehe sie sich nach dem Berg zuwandten, wollte der Buschmann zum letzten Mal seine kleine Truppe sammeln, welche eine Räuberbande unversehens umzingeln konnte. Als der Jäger aber rückwärts kam, war die Karawane zerstreut, die Pferde abgespannt, die Wagen verlassen und einige auf der Ebene umherstreifende Schatten verschwanden schon südwärts.
    »Die Feiglinge! rief Mokum aus. Durst, Müdigkeit, Alles vergessen sie, um zu fliehen!« Darauf kehrte er zu den Engländern und ihren tapfern Matrosen zurück, und rief:
    »Vorwärts wir Andern!«
    Die Europäer und der Jäger eilten unverzüglich nach Norden zu, und benahmen so ihren Pferden den Rest von Kraft und Schnelligkeit.
    Zwanzig Minuten später hörte man deutlich das Kriegsgeschrei der Makololos.
    Wie groß ihre Zahl war, konnte man noch nicht schätzen. Diese eingeborenen Räuber stürmten augenscheinlich den Scorzef, dessen Gipfel im Feuer strahlte. Man sah von Zeit zu Zeit Menschengruppen an den Seiten auftauchen.
    Bald waren der Oberst Everest und seine Begleiter den Belagerern auf der Ferse. Sie saßen nun ab von ihren erschöpften Pferden und mit furchtbar schallendem Hurrah, welches die Belagerten hören mußten, feuerten sie die ersten Schüsse auf die Masse der Eingeborenen. Als die Makololos das Knallen dieser schnellschießenden Waffen hörten, glaubten sie sich von einer zahlreichen Truppe angegriffen. Dieser plötzliche Ueberfall überraschte sie, und sie zogen sich zurück, ehe sie noch Gebrauch von ihren Pfeilen und Wurfgeschossen gemacht.
    Ohne einen Augenblick zu verlieren, warfen sich der Oberst Everest, Sir John, William Emery, der Buschmann und die Seeleute, unaufhörlich ladend und abfeuernd, mitten in die Räuberbande. Schon bedeckten ungefähr fünfzehn Leichen den Boden.
    Die Makololos trennten sich, und die Europäer drangen in die Oeffnung ein, streckten die ihnen nächsten Eingeborenen zu Boden und zogen sich dann rückwärts den Bergabhang hinaus.
    In zehn Minuten hatten sie den im Dunkel verborgenen Gipfel erreicht, denn die Belagerten hatten ihr Feuer eingestellt, aus Furcht, Diejenigen zu treffen, die ihnen so unerwartet zu Hilfe kamen.
    Und diese Belagerten waren die Russen! Sie waren alle da, Mathieu Strux, Nicolaus Palander, Michael Zorn, ihre fünf Matrosen.
    Von den Eingeborenen, die ehemals ihre Karawane gebildet, war nur noch der Foreloper übrig. Diese elenden Buschmänner hatten sie ebenfalls im Moment der Gefahr verlassen.
    In dem Augenblick, als der Oberst erschien, sprang Mathieu Strux von einer kleinen Mauer herunter, die den Gipfel des Scorzef krönte.
    »Sie, meine Herren Engländer! rief der Astronom von Pulkowa aus.
    – Wir selbst, meine Herren Russen, antwortete der Oberst mit ernster Stimme. Hier aber giebt es weder Russen noch Engländer, sondern nur Europäer, die zu ihrer Vertheidigung geeinigt sind.«
Neunzehntes

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