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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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für all die Arbeiten, die sie zu tun hatte. Auf einer Höhe von etwa zweitausendfünfhundert Metern kam und ging der Sommer so schnell wie eine Eintagsfliege.
    »Das Holz!«, rief sie, als sie sich plötzlich erinnerte.
    »Wie konnte ich vergessen, daß noch Holz zu sägen, zu hacken, zu spalten und zu stapeln ist? Ich werde eine Menge Brennholz brauchen, auch wenn ich die heiße Quelle zum Waschen und für ähnliches habe, und ich muß es alles herschaffen, bevor der erste Schnee die Pässe blockiert und die umgestürzten Bäume zudeckt und das Wild weiter bergab zieht.«
    Shannon holte tief Atem und versuchte die Angst zu dämpfen, die sie manchmal plötzlich übermannte, seit Silent John die Hütte verlassen hatte und nie mehr zurückgekommen war.
    Ich hab’ Angst, Prettyface. Ich hab’ wirklich Angst.
    Aber das waren Worte, die Shannon nie laut aussprechen würde. Sie hatte mit dreizehn gelernt, daß alles nur schlimmer wurde, wenn man der Angst nachgab. Daraus konnten die anderen erkennen, daß man reif zur Übernahme war.
    »Ein jeder Tag hat seine Mühe«, sagte sich Shannon finster. »Und ich habe eine Menge Zeit, alles das zu tun, was ich tun will, wenn ich aufhöre, herumzustehen und die Hände zu ringen!«
    Mit schnellen, leichten Schritten ging Shannon zu der Kiste mit den Lederscharnieren, in der sie die trockenen Nahrungsmittel aufbewahrte. Bis auf das Salz und das Mehl, die sie gestern gekauft hatte, war die Kiste leer. Am vergangenen Abend hatte sie das Salz in zwei Portionen geteilt. Die kleinere gehörte ihr. Die größere war dazu gedacht, Cherokee ihre Leihgabe von Weihnachten zurückzubezahlen.
    »Ich hätte Whip sagen sollen, die Vorräte hierzulassen, für die ich bezahlt habe«, murmelte Shannon.
    Ihre Lippen wurden schmal, als sie sich voller Abscheu und Angst an die Culpeppers erinnerte.
    Doch dann kam die Erinnerung an einen großen Mann, der aus dem Gewitter auf sie zuritt, und eine Erregung überwältigte sie, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.
    »Komm, Prettyface. Es ist Zeit, daß wir Cherokee besuchen. Sie wird mich wieder zur Vernunft bringen.«
    Prettyface sprang vor Shannon zur Tür hinaus. Sie beobachtete ihn eingehend, weil sie wußte, daß die Sinne des Hundes sehr viel schärfer waren als die ihren. Wenn irgend jemand herumschnüffelte, würde Prettyface den Eindringling entdecken, lange bevor sie ihm auf die Schliche kam.
    Der Hund hob die Nase und sog prüfend die Luft ein. Dann stürmte er in großen Sätzen voraus, was Shannon klarmachte, daß der Wind keine Gefahr verkündete.
    Dennoch war sie vorsichtig. Sie trat vor die Tür und blickte sich sorgsam um. In dem frostharten Gras rings um die Hütte waren keine Spuren zu erkennen. Sie seufzte erleichtert, sah sich aber sicherheitshalber doch noch einmal genau um.
    Die Waffe lag in ihrer Armbeuge, und ihre Hand entfernte sich nie weit vom Abzug. Der Wind zerrte an ihrem Hut, aber sie hatte ihn sicher mit einem verblichenen, seidenen Schal festgebunden, einem der wenigen Luxusgegenstände, die aus ihrer Kindheit in Virginia übriggeblieben waren.
    Shannon zog die Tür fest hinter sich zu und machte sich auf den Weg zu Cherokees Hütte. Sie hätte Razorback reiten können, doch er war noch erschöpft vom Ritt nach Holler Creek. Sie ließ den alten Maulesel an einem langen Seil angepflockt zurück, so daß er das zarte junge Gras abweiden konnte.
    Es waren keine zwei Meilen bis zu Cherokees Hütte. Bei Shannons Aufbruch erhob sich die Morgenröte ringsumher in allen Schattierungen von Rosenrot, Gold und dunkelstem Rosa. Die Schönheit des Tages hob ihre Stimmung. Sie summte leise vor sich hin, während sie den Pfad entlangeilte.
    Als Shannon die Lichtung vor Cherokees Hütte erreichte, blieb sie stehen und rief laut. Seit die Culpeppers in Echo Basin waren, sahen die Leute hier Besucher nicht mehr so gern. Jemand, der sich einem anderen unangekündigt näherte, lief Gefahr, beschossen zu werden. Selbst Cherokees Ruf als Schamane würde Leute vom Schlag der Culpeppers nicht in Schach halten.
    Shannon ging nicht weiter, bis aus der Hütte eine freundliche Aufforderung ertönte.
    »Komm schon her, Mädel«, rief Cherokee. »Da draußen ist es einfach zu kalt zum Rumstehen.«
    »Na dann los, Prettyface«, sagte Shannon.
    Der Hund stürmte voran. Gerade als er die Hütte erreichte, öffnete sich die Tür, und eine hochgewachsene schlanke Gestalt trat heraus.
    Ein einziger Blick auf die Art, wie Cherokee dastand, ließ Shannon

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