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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ich«, sagte Shannon.
    Sie blieb noch einen Moment stehen und hoffte, noch einen Blick aus Whips ungewöhnlichen quecksilberfarbenen Augen zu bekommen, doch er sah nicht noch einmal in ihre Richtung. Er stellte sich nur wieder breitbeinig hin, hob die schwere Axt und ließ sie mit einer beinah mühelosen Bewegung auf den Keil fallen.
    Das Fichtenholz spaltete sich sauber, aber Shannon hatte nur Augen für die lässige, maskuline Grazie des Mannes, den
    sie Whip nannten. Sie fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, so geschickt zu sein und so sicher, wie es wäre, wenn sie bei jeder Bewegung ihres Körpers soviel Kraft in sich spüren könnte.
    Dann erkannte Shannon, daß sie Whip anstarrte, als hätte sie noch nie einen Mann gesehen. Mit geröteten Wangen eilte sie zurück in die Hütte, als würde sie verfolgt.
    Whip spaltete noch vier Stammteile in Achtel, bis er sich traute über seine Schulter zu schauen.
    Shannon war fort.
    Er stieß einen langen, pfeifenden Atemzug aus. Sein Körper schmerzte vom Kopf bis zu den Zehen, und die Tatsache, daß sie ihm gern zusah, trug nicht dazu bei, daß er ruhiger wurde.
    Aber er mußte sich unbedingt beruhigen.
    Je näher Whip an Shannon herankam, desto klarer wurde ihm, daß sie nicht so war wie die anderen Witwen, denen er von Zeit zu Zeit begegnet war und mit denen er ein paar Tage oder Wochen verbracht hatte. Sie wurde rot, wenn sie ihn ansah. Sie schaute weg, kurz nachdem ihre Blicke sich getroffen hatten. Und doch war dies kein Flirt. Sie konnte genausowenig flirten wie sich an Hirsche anschleichen.
    Silent John war wohl nicht der Kerl, um einem Mädchen das Gefühl zu geben, es sei eine Frau, dachte Whip, als er den Keil in einen großen Klotz trieb. Shannon verhält sich eher wie eine scheue Braut, wenn sie gerade aus der Kirche kommt, als wie eine Witwe, die das alles schon tausendmal erlebt hat.
    Verdammt. Ich frage mich, wie unerfahren sie wohl sein mag, wenn es darum geht, mit einem Mann ins Bett zu gehen.
    Der Gedanke war beunruhigend.
    Whip packte die Axt fester und ließ sie zischend durch die Luft sausen. Das Holz brach krachend auseinander und flog weiter weg, als er greifen konnte.
    Mit einem leisen Fluch packte Whip einen der Klötze und stellte ihn erneut auf den Hackblock.
    »Das Frühstück ist fertig und wartet auf Sie«, rief Shannon aus dem Fenster.
    Diesmal traf der Hammer völlig daneben.
    »Pest und Hölle«, murmelte Whip leise. »Sieht ganz so aus, als wäre ich nicht viel mehr wert, als ein abgebrochener Stiel.«
    Er hob die Axt noch einmal über den Kopf und ließ sie diesmal mit weniger Kraft herabsausen. Der Klotz fiel gehorsam in zwei Teile auseinander und blieb in der Nähe liegen.
    Laß dir das eine Lehre sein, sagte sich Whip zynisch. Ob es um Holzklötze oder Frauen geht, Finesse ist doch in jedem Fall die bessere Methode.
    Er spaltete den Klotz erst noch einmal, dann stellte er die Axt beiseite, zog die ledernen Arbeitshandschuhe aus und steckte sie in die hintere Tasche seiner Hosen. Aus alter Gewohnheit nahm er die Peitsche auf und legte sie sich über die Schulter.
    Auf dem Weg zur Hütte rasselten Graupelkörner in sein Gesicht und blieben auf seinen Kleidern liegen. Als er den Hut abnahm, um sich zu waschen, legte sich der Graupel auch auf sein Haar. Er bückte sich über die Schüssel, hielt plötzlich inne, schnupperte an dem Wasser. Obwohl es Minze war und nicht Willows liebster Duft Lavendel, der sich mit dem Dampf vermischte, weckte der Geruch eine Erinnerung in ihm.
    Willows Badehaus. Voller wohltuender Wärme aus dem Wasser der heißen Quelle, die Wolfe und Reno für sie ins Haus leiteten. Nicht daß es direkt nach Schwefel roch, nur mineralienreich.
    Whip schöpfte das dampfende Wasser mit den Händen und senkte das Gesicht in seine Handflächen. Er gab einen zufriedenen Laut von sich, als das Wasser über sein Gesicht strömte und Schweiß und Graupel zusammen wegspülte.
    Das hätte ich heute morgen beim Rasieren haben müssen. Kaltes Wasser ist höllisch, egal, wie scharf das Rasiermesser ist.
    Whip hielt inne, als ihm ein Gedanke kam. Er sah sich im Tal um. Keine vielsagenden Dampfwölkchen erhoben sich in die kalte Luft.
    Ich habe in der ganzen Gegend nirgendwo Anzeichen für eine heiße Quelle gesehen. Sie muß irgendwo in der Höhle sein.
    »Kommen Sie frühstücken, bevor ich Prettyface damit füttere«, sagte Shannon aus dem Fenster.
    »Unterstehen Sie sich, Mädchen!«
    Hastig spritzte sich Whip Wasser ins

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