Abenteurer meiner Traeume
Gesicht und machte Gebrauch von dem Seifenstück, das am breiten Rand der Schüssel lag. Dann spülte er sich gründlich ab. Als er den nassen Kopf hob, war die Tür der Hütte geschlossen, und Shannon stand dicht neben ihm.
»Hier«, sagte sie leise.
Whip betrachtete das Stück Stoff, das Shannon ihm hinhielt. Es war verblichen und fadenscheinig, aber er konnte doch noch erkennen, daß früher einmal bunte Blumen und Vögel darauf gewesen waren. Es war ein sehr weibliches Muster, sauber und zart wie die Hand, die es hielt.
Whip kam der Gedanke, daß es wohl der Rest von einem geliebten Kleid war. Vielleicht sogar Shannons einziges Kleid. Denn er hatte sie bisher nur in alter Männerkleidung gesehen, die sie für ihre Größe passend gemacht hatte.
»Danke«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
Als Whip das Handtuch nahm, hatte er flüchtig den Eindruck, Shannons Fingerspitzen hätten die seinen gestreift, aber sicher war er nicht.
Aber Shannon war sicher, daß sie ihn berührt hatte. Whip erkannte es daran, daß sich ihre Pupillen plötzlich weiteten, ihre Wangen sich röteten, sie kurz den Atem anhielt und dann mit einem rauhen Seufzer ausatmete.
»Ich - ich warte an der Tür«, sagte sie atemlos.
»Das ist nicht nötig«, sagte Whip. Er senkte sein Gesicht in den Stoff, den Shannon einst auf ihrer Haut getragen hatte. »Ich beiße schon nicht.« »Aber Prettyface vielleicht. Darum muß ich jetzt drinnenbleiben. Er ist die Nähe von Männern nicht gewöhnt.«
»Wie alt ist er eigentlich?«
Die Frage kam aus dem Handtuch, aber Shannon verstand sie. »Etwas mehr als zwei Jahre, schätze ich«, sagte sie.
Whip hob plötzlich den Kopf.
»Was ist mit Silent John?« fragte er. »Der ist schließlich auch ein Mann, oder?«
Shannon blinzelte und biß sich errötend auf die Lippen.
»Natürlich ausgenommen Silent John«, sagte sie und starrte auf ihre Hände.
Whip hatte den starken Eindruck, daß Shannon log. Er wußte nur nicht, warum.
Vielleicht will sie nicht, daß jemand weiß, wie oft Silent John fort ist. Und wie lange.
Dann begriff Whip mehr, als ihm lieb war: Shannons Mann war so häufig weg, daß der Hund nie Gelegenheit bekommen hatte, sich an Männer zu gewöhnen.
Herrgott noch mal!
Shannon hat wirklich unglaubliches Glück gehabt, daß sie sich so lange vor den Goldsuchern und Renegaten verstecken konnte. Aber sie kann sich nicht auf ihr Glück verlassen, um sich die Culpeppers vom Hals zu halten.
Bevor ich wieder aufbreche, muß ich doch noch mal ein Wörtchen mit den Jungs reden. Und ihnen bis ganz tief in ihr schwarzes Gewissen reden, wie unchristlich ihr Benehmen war.
Abwesend trocknete sich Whip die Hände ab und ging zur Tür.
»Warten Sie«, sagte Shannon und kam näher.
Whip sah sie unter gesenkten Lidern hervor an.
»Haben Sie es sich anders überlegt?« fragte er.
»Was?« Shannon nahm Whip das Tuch aus der Hand und tupfte seinen Schnurrbart direkt über seiner Oberlippe ab.
»So«, sagte sie und warf noch einen genauen Blick auf Whips klar gezeichnete Lippen. »Jetzt schmecken die Brötchen nicht nach Seife.«
Dann blickte Shannon auf in Whips Augen und vergaß zu atmen. Aus der Nähe betrachtet waren sie von einem klaren, intensiven Grau, umgeben von einem glitzernden schwarzen Ring. Faszinierende Splitter in Blau und Grün strahlten von den Pupillen nach außen, die sich weiteten, während er sie ansah. Bald umgab sie nur noch ein rauchgraues Kristallband aus Farbe.
Whip beobachtete Shannons Mund mit einer schmelzenden Intensität von der ihr ganz schwach wurde.
»Sie hatten ein wenig Schaum im Schnurrbart«, erklärte sie mit zittriger Stimme.
»Nur an einer Stelle?«
Sie nickte.
»Sonst ist keiner mehr zu sehen?« fragte er hoffnungsvoll.
Seine dunkle, rauchige Stimme jagte prickelnde Hitze abwärts von Shannons Brustbein bis in ihre Schenkel, als beobachtete sie ihn wieder heimlich vom Fenster aus.
»Keiner?« flüsterte sie.
»Schaum. Zum Abwischen.«
Mit kaum verhohlenem Eifer streifte Shannons Blick über die klar gezeichneten Flächen und männlichen Kanten von Whips Gesicht.
»Nein«, sagte sie, ohne ihre Enttäuschung verbergen zu können. »Kein bißchen.«
»Vielleicht beim nächsten Mal.«
Whips Lächeln war wie seine Stimme, dunkel und sehr männlich. Wieder wurde Shannon von einem Strom von Gefühlen überwältigt.
»Ich gehe wohl besser zuerst hinein«, erklärte sie, »sonst versteht Prettyface noch irgend etwas falsch.«
Ihre Stimme klang
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