Abenteurer meiner Traeume
geschehen, Whip.«
Ihre Stimme war genauso süß und rauchig, wie er sie in Erinnerung hatte. Rauch und Honig. Seinen Namen von ihren Lippen zu hören, war, als leckten zarte Flammen an ihm.
Und sie anzusehen, war, als atme er pures Feuer.
Ihre Augen glitzerten saphirblau in der farblosen Dämmerung. Ihr seidiges Haar hatte sich nicht völlig in die Zöpfe bändigen lassen. Zarte Strähnen streiften ihre Wangen und ringelten sich an ihrem verletzlichen Hals.
Als Shannon ausatmete, streifte ihn ihr Atem in einem silbrigen Wölkchen, und er holte hungrig tief Luft, um sie wenigstens auf diese Weise berühren zu können.
Eine Röte, die nichts mit der Kälte des Morgens zu tun hatte, erschien auf Shannons Wangen. Zu spät bemerkte Whip, daß er sie immer noch anstarrte. Er hob den Blechbecher an die Lippen und verfluchte sich im stillen, weil er sich benahm wie ein Junge, der noch nie ein hübsches Mädchen gesehen hat.
»Vorsicht!« sagte Shannon hastig und streckte die Hand aus, um Whip daran zu hindern, daß er die Tasse weiter hob.
Whip erstarrte, doch nicht wegen der Warnung, Shannons Finger waren von seinem Handschuh abgerutscht auf die bloße Haut dicht oberhalb des Handgelenks. Ihre Finger waren warm und dufteten nach Minze. Ihr Atem auch.
Die Erkenntnis, daß Shannon Minze gegessen hatte, um für ihn süß zu duften, erweckte in Whip das Bedürfnis, sie in seine Arme zu ziehen und ihr zu zeigen, wie gern er Minze mochte.
Doch er tat es nicht. Er würde sich hüten, seinen süßen, seidigen Mustang wieder in die Flucht zu jagen.
»Der Kaffee ist teuflisch heiß«, erklärte Shannon.
Whip lächelte, und seine Zähne waren genauso weiß und sauber wie ihre.
»So ist er am besten«, sagte er langsam. »Heiß. Dampfend heiß. Und süß.«
Shannons Lächeln war etwas unsicher. Ihr Herzschlag auch. Whip strahlte Glut aus wie ein großer Ofen, nur angenehmer, weil sie keine Angst haben mußte, sich zu verbrennen.
»Tut mir leid«, sagte Shannon. »Ich habe nicht daran gedacht, Zucker in Ihren Kaffee zu tun.«
»Macht nichts. Ich mag ihn schwarz.«
»Aber Sie haben doch gerade gesagt, am besten wäre er dampfend heiß und süß.«
»Ach, wirklich?«
Shannon nickte.
Whip lächelte kurz. »Ich hatte wohl etwas anderes im Kopf.«
Er trank einen Schluck aus dem verbeulten Becher, schloß die Augen und genoß den Geschmack und die Hitze des duftenden Getränks.
»Also, der ist gut. Wirklich gut«, sagte er. »Und kein Zucker der Welt könnte süßer sein, als den Kaffee von Ihnen gebracht zu bekommen.«
Shannons Wangen brannten, aber sie lächelte beinah, bevor sie den Blick scheu abwandte.
»Das Frühstück ist bald fertig«, sagte sie und wandte sich wieder der Hütte zu. »Ich stelle warmes Wasser an die Tür, damit Sie sich waschen können.«
»Ich esse hier draußen.«
Shannon drehte sich um, und ihre außergewöhnlichen Augen waren voller Überraschung. Sie schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und sah Whip mit gerunzelter Stirn an.
»Sie brauchen nicht in der Kälte zu essen«, sagte sie. »Mag sein, daß ich arm bin wie eine Kirchenmaus, aber ich habe zwei Stühle für meinen Tisch.«
»Das ist es nicht. Ich möchte Sie nur nicht nervös machen, indem ich ins Haus komme.«
Shannons Blick wanderte zu der Rindlederpeitsche, die sorgfältig aufgerollt in Whips Reichweite auf einem Holzklotz lag.
»Meine Hütte ist nicht so groß wie Murphys Laden. Wenn Sie erst mal drinnen sind, können Sie mit Ihrer Peitsche nicht mehr viel anfangen«, sagte sie trocken. »Und Prettyface ist sowieso schneller.«
Whip schaute wieder auf seine Kaffeetasse, weil er nicht wollte, daß Shannon seinen amüsierten Blick sah. Es gab auch andere Arten zu kämpfen als mit der Peitsche, das hatte er auf seinen Reisen in den fernen Osten gelernt. Und Prettyface mochte durchaus groß und schnell genug sein, um einen unvorsichtigen Mann zu töten.
Aber Whip war kein unvorsichtiger Mann.
Doch es wäre dumm gewesen, das Shannon erklären zu wollen. Whip wollte sie nicht beunruhigen. Es war ein reines Vergnügen, ein Lächeln auf ihren Lippen zu sehen und nicht den finsteren Ausdruck eines jungen Mädchens, das versuchte, Arbeit zu tun, die manch einem Mann schwergefallen wäre.
»Dann wird es mir eine Ehre sein, mit Ihnen zu frühstücken«, sagte Whip. »Rufen Sie mich, wenn Sie soweit sind.«
Er trank noch einen kräftigen Schluck Kaffee, stellte den Becher weg und nahm die Axt wieder zur Hand.
»Das mache
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