Abenteurer meiner Traeume
der Zeit beruhigen. Auf diese Weise wäre Whip nicht gezwungen, Shannon zu erschrecken, indem er dem Hund den Boden unter den Füßen wegzog und ihm klarmachte, wer hier Befehle gab.
Vielleicht finden wir eine friedliche Lösung, dachte Whip. Ich hoffe es zumindest inständig. Ich würde einiges einstecken müssen, um den Hund in seine Schranken zu weisen, ohne ihn umzubringen.
Aber Whip war ziemlich sicher, daß der Hund nicht kampflos aufgeben würde. Der Wolf in ihm forderte den Kampf.
Ruhig und ohne Hast entfernte sich Whip von Shannons Stuhl. Dabei hielt er ständig Prettyfaces Blick.
»Jetzt hinlegen!« sagte Shannon scharf.
»Ich oder der Hund?«
Shannon erschrak etwas bei dem Ton in Whips Stimme, als ihr einfiel, was er gerade vorher gesagt hatte.
Man hat mir auch schon vorgeworfen, ich könnte nur schwer nachgeben.
Und doch hatte Whip widerspruchslos nachgegeben, als sie es sagte. »Es tut mir leid«, meinte Shannon unglücklich. »Prettyface ist nur...«
»Eifersüchtig?«
»Er beschützt mich.«
»Glaube ich nicht.«
Whip hielt Shannons Blick mit der gleichen Beharrlichkeit wie den des knurrenden Hundes.
»Ein Hund, der nur beschützen will, folgt seinem Herrn«, sagte Wip. »Ein eifersüchtiger Hund verhält sich genau wie Prettyface: stinksauer, wenn man sich Ihnen nähert, ganz egal, was sie für eine Meinung dazu haben.«
»Er hat nicht viel Gelegenheit gehabt, sich an Fremde zu gewöhnen.
»Sie könnten sich ja mal überlegen, wie Sie Prettyface dazu bringen könnten, Ihre Freunde anzunehmen«, sagte Whip milde. »Sonst müssen es Ihre Freunde womöglich für Sie tun. Darf ich Ihnen Kaffee einschenken?«
Der Themawechsel lenkte Shannon ab. Bis sie bemerkte, was eigentlich geschehen war, war es schon zu spät. Whip goß ihr Kaffee ein und hielt ihr den Teller mit Brötchen und Speck hin.
Prettyface knurrte, als Shannons Hand den Teller berührte. Sie drehte sich um und sah den Hund finster an.
»Nein, Prettyface«, sagte Shannon fest. »Es ist alles in Ordnung. Und jetzt benimm dich!«
Der Hund winselte unbehaglich und begnügte sich damit, den Fremden in seiner Hütte mit Wolfsblick zu beobachten.
Zuerst aßen Shannon und Whip schweigend. Es war kein
unbehagliches Schweigen, denn sie hatten Hunger. Als Shannon genug gegessen hatte, schenkte sie sich und Whip Kaffee nach und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, um den ungewohnten Luxus zu genießen.
Whip nahm sich noch Speck und Brötchen. Dabei kam ihm die Frage in den Sinn, wie Hühner in Echo Basin überleben könnten. Ein paar Eier hätten noch gut zu dem Frühstück geschmeckt.
Du träumst, sagte sich Whip höhnisch. Eier sind für Leute, die so seßhaft sind, daß sie sich um Hühner kümmern können, so wie Willow.
Whip biß in ein duftendes, dampfendes, leichtes Brötchen und seufzte genießerisch.
»Ich dachte, niemand könnte so gute Brötchen backen wie meine Schwester Willow«, sagte er und nahm sich noch eines. »Aber das war ein Irrtum. Diese hier sind köstlich.«
Shannon sah Whips großen Händen zu, wie sie sich zum Speck und wieder zurück zum Brötchen bewegten. Er ging sehr geschickt mit dem Essen um, was sie noch weiter überraschte. Seine Bewegungen waren immer von großer Geschicklichkeit. Überraschend fand sie nur, wie sorgsam er Dinge behandelte. Sein Benehmen sagte ihr deutlicher als Worte, wie gut ihm das Frühstück schmeckte.
Das bereitete ihr unerwartet viel Freude. Es war, als steckte ein kleines bißchen von ihr selbst in jedem Bissen... ein wenig von ihr, das ein Teil von ihm wurde. Schweigend sah Shannon Whip mit sanftem Blick beim Essen zu, genoß es.
»Wenn Sie mich noch länger so anschauen«, sagte er schließlich, »werde ich etwas tun, was Prettyface mit Sicherheit auf den Kriegspfad bringt.«
Zu spät wurde Shannon klar, daß sie Whip mit einem viel zu warmen Blick betrachtete.
»Entschuldigung«, murmelte sie. »Ich bin Gesellschaft nicht gewöhnt.«
Whips Lächeln war genauso zärtlich wie sein Blick.
»Honigmädchen, ich mache doch nur Spaß. Sie können mich ansehen, soviel Sie wollen. Dabei schwillt mir vielleicht so sehr der Kopf, daß er nicht mehr in meinen Hut paßt, doch dann gehe ich eben ohne. Das wäre es glatt wert, wenn ich weiß, daß Ihre schönen Augen mich mit Genuß betrachten.«
Shannon wurde rot, doch sie senkte nur flüchtig den Blick und sah Whip dann sofort wieder an. Sein sonnenfarbenes Haar fing bei jeder Bewegung das Licht ein. Es war dicht, blond und
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